youtube: Ingmar Bergman - Cries And Whispers (engl. subt.)
youtube: Ingmar Bergman - Cries And Whispers (engl. subt.). Bergman
liegt mir sehr am Herzen und deshalb gibts auch wieder eine Bergman
Reihe in der Filmkunstbar Fitzcarraldo. - Ein Film wie ein Grab. Furcht,
Verzweiflung und Hass - Gefühle, die erstarken, wenn eines fehlt:
Selbstlose Liebe. Es ist bestimmt Ingmar Bergmans Mittel, seinem
Selbst-Ekel Ausdruck zu verleihen, in der Hoffnung, diejenigen zu
erreichen, die noch Vertrauen haben. Diejenigen, die noch glauben. Die
Geschichte spielt in einem schwedischen Herrenhaus. Agnes stirbt und die
Angehörigen sind gekommen, sie zu verabschieden. Ihre Schwestern, Maria
und Karin sowie die Angestellte Anna; sie alle warten. Manchmal treten
Männer auf, wie der Doktor. Im Grunde aber ist es ein Film über die drei
Schwestern und ihre gemeinsame qualvolle Biographie. Eine monströse
Familie! Maria (Liv Ullmann) ist flatterhaft und unbeständig. Sie
betrügt ihren Mann, was zur Katastrophe führt (wobei wir nicht den
Eindruck bekommen, dass Maria daran Anteil nimmt). Karin (Ingrid Thulin)
ist kalt und feindselig. Sie hasst ihren Mann und schneidet sich selbst
(mit einem Ausdruck des Triumphs, wenn sie sich das Blut ins Gesicht
schmiert). Karin gesteht Maria, wie sehr sie sie immer gehasst hat.
Agnes (Harriet Andersson), die sterbende Schwester, ist ganz befangen in
ihrem Schmerz. Manchmal gibt sie qualvolle Laute von sich und dann
tritt Anna (Kari Sylwan) an ihr Bett, um ihre Hand zu halten. Sie ist
der gute Mensch in Bergmans Film, die für die Seele ihrer toten Tochter
betet. Sie liebt Agnes und würde auch ihre Schwestern lieben. Wenn das
ginge. Nie hat Bergman einen schmerzhafteren Film gemacht. Ist es sein
Versuch des Bedauerns, weil er Anderen weh tat? Die Bilder stammen von
Sven Nykvist, wie in so vielen Bergman Werken. Ein tiefes Rot ist der
vorherrschende Ton. Denke ich an Cries And Whispers, dann an dieses
Blutrot. Es ist die Farbe des Todes und der Pein. Wir sind gefangen in
diesem Haus, einer klaustrophobischen Situation aus Schmerz und Tod
ausgeliefert. So wie die Schwestern. Manchmal zeigt Bergman in
Rückblenden etwas über ihr Leben - und endet immer in diesem
schrecklichen Rot. Tiefe Wunden zeichnen die Familien-Geschichte. Agnes
und Anna heirateten nie. Sie lebten zusammen, womöglich in Liebe. Am
Ende des Film mutet Bergman uns eine Traumsequenz zu, in der Agnes ihre
Schwestern um Hilfe bittet. Beide lehnen das ab. Es muss Annas Traum
sein und in diesem Traum erwacht Agnes wieder zum Leben... Als Bergmans
Film ins Kino kam, wurde er mehr gelobt als jedes andere Werk des
Regisseurs. Liest man die Kritiken seiner Zeit, finden sich alle
möglichen Interpretations-Möglichkeiten. Für mich ist Cries And Whispers
ein Abbild der Hölle. Sicherlich beeinflusste Bergman die Mindgame
Movies, vor allem der 90er - all die Filme, die wie ein Puzzle
konstruiert sind. Bergmans Melodram aber richtet sich nicht an junge
Zuschauer (die ja immer am liebsten puzzlen!). Die Gefühle stehen für
sich. Sie bedürfen keiner Begründung. Und für was sonst sollten
sämtliche Handlungen der Schwestern stehen als die Tatsache, wie sehr
uns das Leben beglücken, aber auch quälen kann? (Du findest den Film auf
youtube)
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