youtube: Fritz Lang - M (engl. subt.)
youtube: Fritz Lang - M (engl. subt.). Ist das der beste Thriller aller
Zeiten? -
Der wahre Horror hat zwei Gesichter: Es ist das Gesicht Franz Beckers
(Peter Lorre), des Kindermörders. Ich hatte M immer falsch in Erinnerung
und glaubte, Franz Becker würde im Zentrum des Films stehen. Sieht man M
noch einmal an, wird schnell klar: Das stimmt nicht. Im Mittelpunkt
steht die Jagd nach dem Kindermörder durch die Polizei und die
Unterwelt. Die Jäger, das sind schreckliche Fratzen, genauso wie die von
Becker. Als Fritz Lang M 1931 inszenierte, lebte er in Berlin. In der
Stadt tobte bereits der rechte Mob der Nazis, dagegen stemmte sich die
Linke. In dieser Stimmung kombinierte Lang zwei Genres: M ist ein Serial
Killer Thriller, als auch ein Polizei-Krimi. Einer, der grotesk
überhöht ist! Blicken wir hinter die Oberfläche von M - können wir etwas
erahnen, was sich nach '33 in Berlin abspielen würde? M ist ein Film
voller Hass. Lang muss Deutschland gehasst haben! Er zeigt Männer im
Halbschatten, in Katakomben der Unterwelt, in denen sie verrauchte
Konferenzen abhalten. Es sind hässliche Männer, die furchtbare Taten
planen. Lang muss die Deutschen gehasst haben, die Nazis und wiederum
die Deutschen, die den Nazis den Boden ebneten. Bereits in seinen Filmen
der frühen 30er sind die Bösewichter eindeutig Nazis. Joseph Goebbels
verbot Langs Tonfilme später, bot ihm aber an, die Kontrolle über die
deutsche Film-Industrie zu übernehmen (im Sinne Goebbels). Lang floh. M
ist das Portrait einer kranken Gesellschaft. Langs Charaktere verfügen
über keinerlei Tugenden. Lang blendet das Berlin der Nachtclubs, das
Cabaret-Berlin einfach aus. Nur einmal wird in M eine Bar gezeigt, doch
die Kamera konzentriert sich nicht auf den Glamour einer solchen,
sondern zeigt schmierige Würste in Nahaufnahme. Inspiriert wurde sein
Thriller durch einen Kindermörder aus Düsseldorf, der Schokolade und
Süsskram anbot, seinen Opfern Freundschaft in Aussicht stellte und sie
dann umbrachte. Lang blendet diese Morde aus. Wir sehen sie nicht, hören
nur davon. Einmal beobachten wir einen Luftballon, den der Killer einem
Kind kaufte. Nun hängt er in den elektrischen Kabeln über der Strasse.
Lang geht es auch nicht um die Identität des Mörders (er versucht nicht,
Suspense aufzubauen). Bereits zu Beginn des Films sehen wir Becker, wie
er in den Spiegel blickt. Peter Lorre stand noch ganz am Anfang seiner
Karriere, mit seinem Babygesicht und den grossen Glubschaugen. Oft wird
seine Anwesenheit im Film eher angedeutet, als offen gezeigt.
Währenddessen befindet sich die ganze Stadt in Aufruhr. In den Strassen
sieht man mehr Polizisten als Mädchen, jedoch erfolglos in der Suche.
Die Unterwelt beschliesst daher, den Mörder auf eigene Faust zu fangen.
Cops und Gangster werden eins. Beide Gruppierungen treffen sich an
langen Konferenztischen, rauchen so viel, dass man ihre Gesichter nicht
mehr erkennt. M war Langs erster Tonfilm und dennoch bleiben die Dialoge
spärlich. Viel lieber zeigt er wurstdicke Verbrecherfinger, die
Zigarren halten, während beratschlagt wird, wie man den Kindermörder zu
Strecke bringt. Die Gesichter wirken hart und kalt und unerbittlich.
Schliesslich die Inquisition und Peter Lorres langer Monolog. Er schreit
es heraus, seine inneren Dämonen, die Stimme, die ihm gebietet, zu
töten. Er heult, dass er sich nicht zu helfen weiss! Wer ahnt schon, wie
es ist, ER zu sein? Ein Auftritt, der Lorres Image für immer
zementierte. Während Fritz Lang in Hollywood später noch viele M Kopien
lieferte, spielte Lorre immer wieder Becker. Lorre, der ewige
Psychopath. Kein Wunder, dass Langs gelungendsten Hollywood Filme seine
Film Noirs waren. Immer wieder verlangte man von ihm einen Film wie M.
Keiner aber ist so unheimlich wie M! Keiner so quälend! M verlangt von
uns, Verständnis für einen Kindermörder aufzubringen. Wie Becker selbst
gesteht, fällt es ihm unmöglich, das Böse ins sich zu überwinden.
Während einer Szene erleben wir, wie ein Mob sich auf einen alten Mann
stürzt, der vermeintlich der Mörder ist. Niemand in diesem Mob ist in
der lage, zu unterscheiden, was richtig oder falsch ist. Niemand kann
seine Taten kontrollieren. Genausowenig wie Becker. Am Ende ist der Mob
genauso gierig wie Becker, zu töten. Es ist nicht schwer, Parallelen zu
den Deutschen nach 1933 zu ziehen. (Du findest den ganzen Film auf
youtube)
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