youtube: Walter Salles - The Motorcycle Diaries (engl. subt.)
youtube: Walter Salles - The Motorcycle Diaries (engl. subt.). Nach
seiner Doku über Zia Zhang-Ke arbeitet Salles an dem Biopic The Man in
the Rockefeller Suit. Wir zeigen The Motorcycle Diaries. -
Wäre Ernesto Guevara de la Serna später nicht der Popstar "Che"
geworden, der unzählige T-Shirts und ich fürchte auch Kaffeetassen etc
ziert, niemand würde sich für diesen Trip von Argentinien nach Peru
interessieren. Es ist einer der unzähligen Filme über junge Männer, die
irgendwann aufwachen und dann "Che", Dalai_Lama oder sonstwer sind. Für
diejenigen, die sich nicht allzu sehr mit Che Guevara befassten, ist er
ein Volksheld. Wer genauer in seiner "Philosophie" liest, bemerkt, dass
er auch repressiv und autoritär war. Genau wie sein Mitkämpfer Fidel
würde ich ihn eher dem rechten Spektrum zuordnen und nicht den
"Kommunisten". Che behauptet, er würde sein Volk lieben. Deren Freiheit,
eine eigene Meinung auszusprechen oder aufzuschreiben aber war damit
nie gemeint! Am Ende wurde aus Kuba mehr oder weniger das, was sich
jemand wie der "Che" wohl erträumte... In Walter Salles Film planen
Ernesto und sein Freund Alberto aber erst einen Road Trip. Keiner von
beiden sass je auf einem Motorrad, geschweige denn hatte Argentinien je
verlassen. Erster Halt: Ernestos Freundin Chichina (Mia Maestro), deren
reicher Vater nicht einverstanden ist mit dem Gast. Chichina mag ihn
zwar lieben - wie lange, das weiss sie aber selbst nicht. Ob sie für
immer auf ihn warten würde? Der schüchterne Ernesto bleibt eine Antwort
schuldig. Walter Salles macht aus dem Trip einen herrlichen Bilderfilm.
Berge, Seen, Wälder und Wüsten werden durchquert und die beiden
Reisenden sind immer abhängig von Fremden. Beide im Grunde pleite. Auf
ihrer Reise gewinnen sie gute Freunde wie den Doktor aus Lima oder den
Bauern und seine Frau, denen sie auf der Strasse begegnen. Der Bauer,
ein Vertriebener von seinem eigenen Land durch die Kapitalisten. Immer
wieder blickt Ernesto auf das Leid der Armen und am Ende gesteht er
seinem Freund, dass sich etwas in ihm verändert habe. Im Abspann
erfahren wir, wie er sich der kubanischen Revolution anschloss, später
in Bolivien und dem Kongo kämpfte und verstarb. Nun durfte sich sein
Legenden-Status entwickeln, hofiert von der Linken. Salles besetzt den
fast unmenschlich netten Ernestu mit dem Frauen-Liebling Gael Garcia
Bernal und spendiert so ein weiteres Puzzle-Teil, das dem Mythos dient.
Sein Film lebt von der politischen Korrektheit, dass es sich
schlichtwegs nicht gehört, gegen den "Che" zu sein. Das Politische wird
im Film allerdings stark abgeschwächt und manchmal wirkt Salles Werk
sogar etwas müde. Wir verstehen, dass Ernesto und Alberto Freunde sind,
darüber hinaus werden beide aber nicht entwickelt und wir erfahren auch
nichts über sie. Ganz anders als in guten Road Movies! Dafür, dass sie
später zu radikalen Intellektuellen reifen sollten, sind ihre Dialoge
recht begrenzt. Alles, was sie sagen, dient dem Plot. Tiefere Einsichten
gibts nicht. Ernesto ist eben noch nicht der "Che", sondern ein
Student. Womöglich verändert ihn die Reise, doch das erleben wir nicht.
Immerhin lässt Salles die armen Bauern und Arbeiter für die Kamera
posieren, wie Standbilder in Schwarzweiss. Wir verstehen, dass wir hier
die Erinnerungen des "Che" sehen. Vorstellbar, dass Salles uns
weissmachen will, der "Che" hätte diesen Menschen später geholfen. Ich
fürchte, dass Gegenteil war der Fall: Er fügte ihnen nur mehr Leid zu.
(Du findest den ganzen Film auf youtube mit englischen Untertiteln)
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