Montag, 7. November 2016

FILM LIST: Philippe Garrel


Philippe Garrel

Nouvelle Vague Retro
Nur sein neuester Film L'ombre Des Femmes (Im Schatten der Frauen) kam bei uns ins Kino. Philippe Garrel ist nahezu unbekannt in Deutschland. In Frankreich dagegen zählt er zu den Grossen - obwohl er auch dort nur ausnahmsweise ein grosses Publikum erreicht. J'Etends La Guitare (1991) und Le Vent De La Nuit (199), beide mit Catherine Deneuve, spielten Geld ein. Beide hat Garrel in Farbe gedreht, normalerweise bevorzugt er Schwarzweiss. Wer die Retro im Arsenal sah, wird vermutlich überhaupt zum ersten Mal in den Genuss eines Garrel Films auf der grossen Leinwand gekommen sein. Alle anderen müssen zu uns kommen und zu Hause glotzen. Garrel hat immer gemischte Gefühle ausgelöst. Es gibt diejenigen, die seine Eigenheiten feiern. Die seinen radikal persönlichen Stil lieben, seine Vorliebe für Grossaufnahmen und einfache Filmformen. Dann gibt es diejenigen, die ihn unter Generalverdacht stellen, dass sich unter der betörenden Oberfläche gar nichts verbirgt. Nur Plattituden. Am liebsten genannt: Liberte La Nuit (1983) oder Une Ete Brulant (2011). Reiner Narzismus, immer wieder Motive der eigenen Biographie zu verbrezeln und sich selbst, erst den Vater Maurice, später den Sohn Louis Garrel dafür einzusetzen? Philippe wurde 1948 geboren als Sohn von Maurice Garrel. Wie Jean Eustache oder Jacques Doillon gehört er zu einer Generation, die ganz dicht auf die Nouvelle Vague folgte. Mit sechszehn drehte er seinen ersten Kurzfilm Les Enfants Desaccordes (1964). Bereits in Droit De Visite (1965) behandelte er unverkennbar sein eigenes Leben. Es geht um einen Landausflug mit seinem Vater Maurice, kurz nachdem der die Familie verliess. In allen seinen Filmen gehts um Trennung, Eifersucht und neue Perspektiven. Sehr eindringlich in L'Enfant Secret (1982) und La Jalousie (2013). Philippe Garrel ist ein Kind des Pariser Mai 1968. Er beteiligte sich und war anschliessend umso enttäuschter. Das Scheitern schlug sich in Le Revelauteur nieder, den er mit Bernadette Lafont inszenierte. Ohne Ton! 1969 lernte er Nico kennen und lebte zehn Jahre mit ihr. Beide nahmen Heroin und hatten kaum genug zum Überleben. Seitdem fungiert Nico als Untote in seinen Filmen. In J'Entends Plus La Guitare wird Nico von Johanna Steege vertreten. Der bekannteste gemeinsame Film mit Nico hiess La Cicatrice Interieure (1972). Nico und Garrel selbst bewegen sich durch halluzinatorische Wüstenlandschaften. Die Garrel Filme der frühen 70er sind psychodelische Trips mit grossen visionären Bildern, ohne Handlung. Les Hautes Solitudes (1974) mit Jean Seberg oder Le Berceau De Cristal mit Nico und Anita Pallenberg. L'Enfant Secret schliesslich markiert einen Einschnitt. Sicher, ein Underground Film, aber doch einer, der sich auch darin versucht, eine Geschichte zu erzählen. Bis heute ist Garrel von den besten Kameraleuten umgeben. Ob Raoul Cotard, William Lubschansky oder Caroline Champetier. In der Disziplin, fortlaufend zu erzählen, darf Les Amants Reguliers (2005) als sein ausgereiftester Film gelten. Und natürlich L'ombre Des Femmes. Garrel blickt zurück. In Les Amants Reguliers auf den Pariser Mai 1968 und auf die Nouvelle Vague allgemein. Da ist Garrels letzte Mission. Er inszeniert Nouvelle Vague Retro Werke. Filme im Geist der Vergangenheit, auch wenn sie immer noch so betörend modern und "underground" wirken! Einer der ganz Grossen. Seit Godard sein Interesse am Publikum verlor wohl auch der Letzte der Nouvelle Vague! (Wir stellen nicht die Filme, nur die links zur Verfügung. SEHT EUCH DIE LINKS SCHNELL AN, BEVOR SIE GELÖSCHT WERDEN. 7.11.16)

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