youtube link: Danny Boyle - Trainspotting
youtube link: Danny Boyle - Trainspotting. Bald kommt Trainspotting 2! -
Seit 12 Jahren mache ich die Filmkunstbar Fitzcarraldo. Seit mehr als
20 Jahren arbeite ich im Nachtleben. Wer sich oft in einer Bar aufhält,
lernt auch die dunklen Ecken des Lebens kennen. Auch die Welt der
Süchtigen. Selbst, wenn sie vordergründig ganz normal zu funktionieren
scheinen, gibt es etwas, dass sie von der normalen Welt trennt: Das
Geheimnis, dass die Sucht mehr gilt als alles andere in der Welt:
Freunde, Familie, Arbeit, Liebe, Sex. Niemand kann die Dringlichkeit der
Sucht besser verstehen als ein anderer Süchtiger. Man ist unter sich:
Es gibt keinen Grund, zu lügen oder etwas zu verbergen. Man teilt
dieselben Bedürfnisse. Trainspotting kennt diese Wahrheit von Grund auf.
Damals, 1996, hat man Danny Boyles Film entweder vorgeworfen, Drogen zu
verherrlichen oder ihn verteidigt als Anti-Drogen Film. Beides ist
falsch. Trainspotting ist schlicht und ergreifend pragmatisch. Er zeigt
den aufregenden, aber auch unangenehmen Alltag der Sucht. Die Routine.
Nur zwei Dinge machen es erträglich: Die Droge (wenn sie dann endlich
beschafft wurde!) und das Einverständnis der Gruppe. Echte "Druffies",
wenn sie einmal "clean" sind, werden diesen Alltag genauso sehr
vermissen wie ihre Substanzen. Die Bedingungen, unter denen sie genossen
wurden. Das beginnt schon in der Filmkunstbar Fitzcarraldo, wenn sich
zu weniger belebten Zeiten die echten Trinker einfinden. Diejenigen, die
Witze über ihre Sucht reissen. Das Leben ist für sie eine Qual, aber
mit einem Drink kann man allem die Stirn bieten. Trainspotting also
handelt im Kern von solchen Freunden. Nicht nur von ihrer Qual, sondern
auch von dem Vergnügen ihres Alltags. Trainspotting basiert auf dem
Roman von Irvine Welch aus Edinburgh. Wir hören die Geschichte aus der
Perspektive von Renton (Ewan McGregor), der eintauchen wird in die “the
filthiest toilet in Scotland”. Er stellt uns seine Freunde vor wie Spud
(Ewen Bremner), der das schrecklichste Vorstellungsgespräch führen wird,
was ich je sah! Oder Sick Boy (Jonny Lee Miller) mit seinen Theorien
über Sean_Connery. Die Freunde schlafen dort, wo es geht. In Bars,
besetzten Häusern oder bei irgendwelchen Mädchen. Es gibt kein Zuhause.
Ganz am Anfang will Renton aufräumen und irgendwann wird er sogar seriös
mit einem Job in London als Versicherungsvertreter... Seine Freunde
aber spüren ihn auf und Renton wirft seine ganze geborgte Seriösität
über Bord, um ihr Mitbringsel, die Droge, zu testen: Wunderbar! Keine
Frage, er mag Heroin. Er fühlt sich einfach wohl damit (zumindest in dem
Augenblick des Genusses, nicht aber für die gesamte übrige Zeit). Wie
fühlt sich das eigentlich an mit den Drogen? “They make you feel like
more drugs.” Die Charaktere in Trainspotting sind gewalttätig und höchst
amoralisch. Sie haben ihre eigenen Legenden um sich gesponnen und die
handeln vom Schmerz. Einmal erleben wir sie draussen auf dem Land - aber
dort wirken sie wie Fremdkörper. Trainspotting löste in den 90ern einen
britischen Kinoboom aus - wie zuvor der Britpop. Buy British! Der Film
ist witzig und voller Energie (Iggy Pop - Lust For Life!), aber
ansonsten? Trainspotting will uns nichts mitteilen. Genau darum gehts.
Genau das ist der Punkt! Drogen zu nehmen bedeutet schliesslich nicht,
sich zu entwickeln, sondern sich einfach im Kreise zu drehen. Nie landet
man irgendwo, immer gehts wieder zurück auf Los. Immerhin, auf dem Weg
findet man Freunde. Falls sie nicht sterben. (Den Film findest du auf
youtube)
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