youtube link: Robert Altman - McCabe & Mrs. Miller (Songs Leonard Cohen)
youtube link: Robert Altman - McCabe & Mrs. Miller (Songs Leonard
Cohen).
Zum Tod von Leonard Cohen fiel mir Robert Altmans Meisterwerk wieder ein
mit den Songs des von Leonard Cohen. Nicht viele Regisseure dürfen von
sich behaupten, den perfekten Film gemacht zu haben. Es ist ein grosses
Thema unter den Nerds in der Filmkunstbar Fitzcarraldo, wer ÜBERHAUPT
einen solchen in seiner Filmografie hält. Altman hat mehrere, viele
grossartige Filme gemacht und einen perfekten: McCabe & Mrs. Miller
aus dem Jahr 1971. Es ist der traurigste Film, den ich je sah! Ein
langer klagender Schrei nach Liebe und einem Zuhause - doch nichts davon
ist erreichbar für McCabe oder Mrs. Miller. Nicht hier, in der
Kleinstadt Presbyterian Church, über der immer ein grauer Himmel hängt,
wo es stets regnet oder schneit. Dieser Film ist ein Gedicht! Eine
Elegie für die Toten. Wie nur wenige Filme beweist McCabe & Mrs.
Miller einen ausgeprägten Sinn für den Ort, an dem er spielt. Hier sind
die Tage kurz und der Regen funkelt im Schein einer Gaslampe. Keiner der
Charaktere muss eingeführt werden. Alle sind längst schon dort -
vermutlich seit jeher - in Presbyterian Church. Sie alle kennen sich
schon ewig. Ein Mann naht im Regen, reitet zum Saloon, sucht die
Hintertür, bevor er sich niederlässt. Es ist der Spieler McCabe (Warren
Beatty). Einige vermuten, er hätte bereits einen Mann erschossen. Wir
sind mittendrin im klassischen Altman Stil. Alle Figuren kennen sich und
die Kamera wird keine Zeit verlieren, von einem zum nächsten zu
gleiten. Die Figuren sprechen kaum miteinander, anders als in einem
Theaterstück. McCabe And Mrs. Miller ist ganz Kino! Im Grunde ists auch
nicht wichtig, was geredet wird. Die Protagonisten sprechen wann und was
sie wollen und schnell wird uns klar: Das hier ist kein Film der
grossen Worte. Immer wieder werden Songs von Leonard Cohen eingestreut.
Vermutlich sagen die uns mehr als alle Dialoge. Presbyterian Church ist
voller Männer. Ein Hort der Männer. Die Stadt befindet sich im Aufbau,
gleicht einer Baustelle. Die Männer zocken, saufen und kaufen Frauen.
Sie bezahlen für ihr Vergnügen. McCabe hat Geld und kauft gleich drei
Frauen. Weniger aber zum Vergnügen, viel mehr als Investition. Schön
sind sie nicht, die eine fett, die andere zahnlos. Er plant, ein Bordell
aufzubauen. Mrs. Miller (Julie Christie) kommt in die Stadt.
Ursprünglich stammt sie aus London. Mrs. Miller hat keinerlei
Illusionen, nicht einmal ihre eigene Schönheit interessiert sie noch.
Sie erklärt McCabe, er wüsste nichts über Frauen, ihre Ängste oder
Probleme. Er könnte nicht für sie sorgen. Mrs. Miller verspricht, ein
paar hochwertige Frauen aus San Francisco zu holen und bietet sich als
Partnerin an. McCabe muss einwilligen. Die Szenen, in denen sie sich
annähern, sehen und hören wir nur halb. Sie schlafen miteinander. Nicht
einmal die Sex-Szene wird eingeführt. Wie jeden anderen auch, kassiert
sie ihn ab. McCabe verbringt ziemlich viel Zeit mit Selbstgesprächen und
sich selbst gesteht er dass ein, was für Mrs. Miller bestimmt ist: "If
just one time you could be sweet without money to it." Ist McCabe ein
poetischer Charakter? Um Geld gehts immer. Einmal stirbt ein Mann und
bereits in der folgenden Nacht wird seine Witwe (Shelley Duvall) als
Nutte gehandelt. Das, was sie zuvor mit ihrem Mann tat, könnte sie nun
zu Geld machen, erklärt Mrs. Miller die Situation. Schliesslich schickt
eine Company Abgesandte zu McCabe, seinen Besitz zu kaufen. Er nennt
einen zu hohen Preis. Mrs. Miller versucht zu verhandeln, doch zu spät.
Man wird McCabe töten lassen... Das meiste geschieht in Innenräumen im
trüben Licht der Gaslampen. Dazu vernehmen wir Leonard Cohens klagende
Stimme. Immer ist es dunkel, feucht, kalt. Szenen wie die, da ein
Pärchen tanzt im Wohnzimmer des Bordells, prägen die Atmosphäre. Am
traurigsten der Tod eines verrückten Kids (Keith Carradine): Der Junge
trifft auf einen Revolverhelden, mitten auf einer Brücke. Er weiss, dass
er erschossen werden wird, versucht zu beschwichtigen, ja zu
argmunentieren. Umsonst. Im Grunde fasst diese Szene den gesamten Film
zusammen. Das Leben ist billig und die meisten schlicht unfähig, nicht
getötet zu werden. Unaufhörlich der Schnee. Ausser der Cohen Songs hören
wir keinen Score. Die Umweltgeräusche, der Schnee, ersetzen den
Soundtrack. Wir wissen, dass auch McCabe und Mrs. Miller ihrem Schicksal
erlegen sein werden. Überhaupt; man beachte den Titel: McCabe &
Mrs. Miller. Das verheisst keinerlei persönliche Beziehung, klingt wie
ein Firmenname. Ein geschäftliches Arrangement. Alles, was Mrs. Miller
tut, ist geschäftlich. Was mag sie hinter sich haben? Sicher nur; sie
liess alles zurück. Der arme McCabe. Er mag ein Poet sein, doch das ist
einerlei in Presbyterian Church. Mrs. Miller wird wohl die Einzige in
der Stadt sein, die überhaupt weiss, was Poesie bedeutet. Doch sie liess
auch das zurück; bestimmt vor langer Zeit schon.
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