Donnerstag, 10. November 2016

youtube link: Kenji Mizoguchi - Ugetsu


Kenji Mizoguchi - Ugetsu. Zwei Brüder, der eine gierig, der andere von Neid zerfressen. Während einer Zeit, da das Land von vagabundierenden Soldaten verwüstet wurde, riskieren sie das Wohl ihrer Familien, riskieren ihr Leben, indem sie ihre Interessen verfolgen. Kenji Mizoguchi erzählt ihre Geschichte in diesem grossen Film - der zu den besten aller Zeiten zählt! Obwohl seine Helden roh und ungehobelt sind, ist Ugetsu doch ein Werk voller Eleganz und Mysterien. Noch bevor es deutlich wird, spüren wir: Ugetsu ist auch eine Geistergeschichte. Ugetsu eröffnet, indem die Landschaft an uns vorüber zieht, ja aufgerollt wird - wie eine japanische Zeichnung oder eine Schriftrolle. Wir sehen ein Dorf. Auf den Dächern der Häuser liegen schwere Äste, damit der Wind die Dächer nicht hinfortträgt. Wir lernen Genjuro (Masayuki Mori), einen Töpfer und Tobei (Eitaro Ozawa), einen Bauern, kennen. Schüsse von fern, die Armee naht. Genjuros Frau bettelt, er möge nicht in die Stadt reiten. Nicht in diesen Zeiten! Sie bittet ihn, sie und den Sohn zu beschützen. Doch mit der Erregung eines Dummkopfs besteht Genjuro auf die Fahrt. Tobei, genauso verrückt, beharrt darauf, ihn zu begleiten. Genjuro kehrt mit Goldmünzen zurück. Er hat eine Fabrik in der Stadt erbeutet. Seine Frau wiederum, versucht ihm deutlich zu machen, dass neue Kleider niemals ihre Liebe für ihn aufwiegen könnten. Genjuro aber hat nur eines im Sinn: Geld, Geld und noch mehr Geld. Fast rasend macht er sich zurück an die Arbeit. Tobei trifft auf einen grossen Samurai. Er würde gern mitreiten, wird aber als dummer Bauer ohne Rüstung hinfortgejagt. Bald schon beschliessen die beiden Männer, erneut in die Stadt zu fahren - aus Angst um ihren Besitz. Diesmal wollen sie den See in einem Boot überqueren, da ihnen das sicherer erscheint. Die Szene am See, es ist die wundervollste im ganzen Film! Vor uns eine Welt voller Dunst und Nebel. Der einsame Bootsmann spricht eine Warnung vor Piraten aus. Genjuro lässt Frau und Kind an der Küste zurück, Tobei begleitet ihn. In der Stadt zahlt sich Genjuros Arbeit schnell aus und so wird er eingeladen auf das Schloss der schönen Lady Wakasa. Sie wird verkörpert von Machiko Kyo, einem der grössten japanischen Stars überhaupt! Währenddessen lässt auch Tobei seine Familie allein. Dumm und ungeschickt wie er ist, tötet er einen Samurai und klaut einen Schädel. Dank dieser Trophäe wird er vom obersten Samurai mit einer Gefolgschaft geehrt. Der Weg der Truppe führt ins Haus der Geishas, wo Tobei feststellt, dass seine Frau von Soldaten vergewaltigt und verschleppt wurde. Sie arbeitet nun als Geisha. Genjuro währenddessen ist gebannt von Lady Wakasas Erscheinung. Ihrer Schönheit, die, wie er meint, ihresgleichen auf der Welt sucht! Lady Wakasa preist den Simpel und womöglich hätte er sich gewarnt fühlen müssen, da er die Stimme ihres toten Vaters hört. Man flüstert ihm ein, sein Dorf zu verlassen und die Schöne zu heiraten... Mizoguchi vertrat die Theorie, dass eine Szene in einem Shot gefilmt werden sollte. Wir kennen diese Ansicht aus grossen japanischen Filmen der Zeit mit dem Unterschied, dass Mizoguchis Kamera niemals verharrt. Sie scheint zu schweben, bewegt sich durch den Raum, was genauso betörend wie poetisch wirkt. Morbide die Szenen in Lady Wakasas Schloss, da ein Priester Genjuros Gesicht erblickt. Erschrocken stammelt er, man würde den Tod darin sehen! Etwas ist da auf seiner Haut! Es sind Symbole eines Exorzismus! Natürlich ist Lady Wakasa ein Geist, was wir zu keinem Zeitpunkt bezweifelten. Endlich erkennen wir auch, dass ihr Schloss in Wahrheit eine Ruine ist. In Ugetsu gibt es aber noch einen zweiten Geist, der ganz unverhofft erscheint. Gerade in dem Moment, da beide Männer in ihr Dorf zurückkehren und von ihren Frauen Vergebung erhoffen für ihre männliche Blindheit... Die Charaktere in Ugetsu sind bodenständig. Tobei würde ich als Comic Charakter begreifen. Die Geschichte an sich aber wirkt wie aus alten Zeiten des japanischen Geister Theaters übernommen. Anders als westliche Horror Filme versucht Mizoguchi allerdings nie, uns zu erschrecken. Es ist etwas anderes, das ihn antreibt. Etwas ausgesprochen Liebenswürdiges! Am Ende haben wir eine Fabel gesehen, wurden aber genauso Zeuge des ganz gewöhnlichen Lebens.

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