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Kenji Mizoguchi - Ugetsu.
Zwei Brüder, der eine gierig, der andere von Neid zerfressen. Während
einer Zeit, da das Land von vagabundierenden Soldaten verwüstet wurde,
riskieren sie das Wohl ihrer Familien, riskieren ihr Leben, indem sie
ihre Interessen verfolgen. Kenji Mizoguchi erzählt ihre Geschichte in
diesem grossen Film - der zu den besten aller Zeiten zählt! Obwohl seine
Helden roh und ungehobelt sind, ist Ugetsu doch ein Werk voller Eleganz
und Mysterien. Noch bevor es deutlich wird, spüren wir: Ugetsu ist auch
eine Geistergeschichte. Ugetsu eröffnet, indem die Landschaft an uns
vorüber zieht, ja aufgerollt wird - wie eine japanische Zeichnung oder
eine Schriftrolle. Wir sehen ein Dorf. Auf den Dächern der Häuser liegen
schwere Äste, damit der Wind die Dächer nicht hinfortträgt. Wir lernen
Genjuro (Masayuki Mori), einen Töpfer und Tobei (Eitaro Ozawa), einen
Bauern, kennen. Schüsse von fern, die Armee naht. Genjuros Frau bettelt,
er möge nicht in die Stadt reiten. Nicht in diesen Zeiten! Sie bittet
ihn, sie und den Sohn zu beschützen. Doch mit der Erregung eines
Dummkopfs besteht Genjuro auf die Fahrt. Tobei, genauso verrückt,
beharrt darauf, ihn zu begleiten. Genjuro kehrt mit Goldmünzen zurück.
Er hat eine Fabrik in der Stadt erbeutet. Seine Frau wiederum, versucht
ihm deutlich zu machen, dass neue Kleider niemals ihre Liebe für ihn
aufwiegen könnten. Genjuro aber hat nur eines im Sinn: Geld, Geld und
noch mehr Geld. Fast rasend macht er sich zurück an die Arbeit. Tobei
trifft auf einen grossen Samurai. Er würde gern mitreiten, wird aber als
dummer Bauer ohne Rüstung hinfortgejagt. Bald schon beschliessen die
beiden Männer, erneut in die Stadt zu fahren - aus Angst um ihren
Besitz. Diesmal wollen sie den See in einem Boot überqueren, da ihnen
das sicherer erscheint. Die Szene am See, es ist die wundervollste im
ganzen Film! Vor uns eine Welt voller Dunst und Nebel. Der einsame
Bootsmann spricht eine Warnung vor Piraten aus. Genjuro lässt Frau und
Kind an der Küste zurück, Tobei begleitet ihn. In der Stadt zahlt sich
Genjuros Arbeit schnell aus und so wird er eingeladen auf das Schloss
der schönen Lady Wakasa. Sie wird verkörpert von Machiko Kyo, einem der
grössten japanischen Stars überhaupt! Währenddessen lässt auch Tobei
seine Familie allein. Dumm und ungeschickt wie er ist, tötet er einen
Samurai und klaut einen Schädel. Dank dieser Trophäe wird er vom
obersten Samurai mit einer Gefolgschaft geehrt. Der Weg der Truppe führt
ins Haus der Geishas, wo Tobei feststellt, dass seine Frau von Soldaten
vergewaltigt und verschleppt wurde. Sie arbeitet nun als Geisha.
Genjuro währenddessen ist gebannt von Lady Wakasas Erscheinung. Ihrer
Schönheit, die, wie er meint, ihresgleichen auf der Welt sucht! Lady
Wakasa preist den Simpel und womöglich hätte er sich gewarnt fühlen
müssen, da er die Stimme ihres toten Vaters hört. Man flüstert ihm ein,
sein Dorf zu verlassen und die Schöne zu heiraten... Mizoguchi vertrat
die Theorie, dass eine Szene in einem Shot gefilmt werden sollte. Wir
kennen diese Ansicht aus grossen japanischen Filmen der Zeit mit dem
Unterschied, dass Mizoguchis Kamera niemals verharrt. Sie scheint zu
schweben, bewegt sich durch den Raum, was genauso betörend wie poetisch
wirkt. Morbide die Szenen in Lady Wakasas Schloss, da ein Priester
Genjuros Gesicht erblickt. Erschrocken stammelt er, man würde den Tod
darin sehen! Etwas ist da auf seiner Haut! Es sind Symbole eines
Exorzismus! Natürlich ist Lady Wakasa ein Geist, was wir zu keinem
Zeitpunkt bezweifelten. Endlich erkennen wir auch, dass ihr Schloss in
Wahrheit eine Ruine ist. In Ugetsu gibt es aber noch einen zweiten
Geist, der ganz unverhofft erscheint. Gerade in dem Moment, da beide
Männer in ihr Dorf zurückkehren und von ihren Frauen Vergebung erhoffen
für ihre männliche Blindheit... Die Charaktere in Ugetsu sind
bodenständig. Tobei würde ich als Comic Charakter begreifen. Die
Geschichte an sich aber wirkt wie aus alten Zeiten des japanischen
Geister Theaters übernommen. Anders als westliche Horror Filme versucht
Mizoguchi allerdings nie, uns zu erschrecken. Es ist etwas anderes, das
ihn antreibt. Etwas ausgesprochen Liebenswürdiges! Am Ende haben wir
eine Fabel gesehen, wurden aber genauso Zeuge des ganz gewöhnlichen
Lebens.
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