FILM LIST Metaphysics & Love
Eine bittersüsse Referenz an die Vergänglichkeit des Lebens. Lost In
Translation ist witzig und traurig zugleich und auch ziemlich hämisch.
Scarlett Johansson und Bill Murray geben zwei verlorene Seelen, die sich
in einer Hotelbar in Tokyo treffen. Irgendwann nachts. Sie unterhalten
sich über ihre Ehen, Glück und die Sinnhaftigkeit des Ganzen. Es sind
Gespräche, die man im Grunde nur mit Fremden führen kann. Die
Feststellung, es sei so, als würde man sich ein Leben lang kennen,
impliziert schliesslich, dass es nicht so ist. Derartige Konversationen
mit Freunden würden auch ganz anders verlaufen. Man kennt sich, fragt
nach Details und Hintergründen. Mit Fremden aber können wir uns über
alles, was jenseits dessen liegt, austauschen. Ironie des Schicksals;
während der eigene Ehepartner diese Ebene mit uns nicht mehr erreicht,
fällt das einem Fremden ganz leicht. Insbesondere, wenn Alkohol im Spiel
ist... Murray ist Bob Harris, ein amerikanischer Filmstar, der einen
Whiskey Spot in Tokyo für zwei Millionen dreht (obwohl er auch irgendwo
Theater spielen könnte). Seine Frau Lydia fragt ihn am Telefon, ob sie
sich Sorgen machen müsste: "Only if you want to." Johansson ist
Charlotte, eine Philosophie Absolventin, die seit zwei Jahren mit einem
berühmten Fotografen verheiratet ist. Einer Freundin erzählt sie am
Telefon, wie fremd ihr der eigene Gatte ist. Sie ist Anfang 20, Harris
Mitte 50. Die klassische Ausgangssituation für eine Romanze Marke
"Junges Mädchen - alter Mann". Zum Glück ist Lost In Translation kein
solcher Film, sondern intelligent und witzig. Sofia Coppola schickt die
Beiden nicht ins Bett, um anschliessend nach Antworten zu fanden. Beide
teilen etwas Persönliches, nicht aber Körperflüssigkeiten. Wundervoll,
die beiden Hauptdarsteller! Murray war nie besser. Er steckt fest, weiss
das auch, hat aber darüber resgniert. Manchmal ist seine Frau am
Telefon - stets auf Autopilot. Er liebt seine Kinder. Er hasst sich
selbst dafür, Werbespots zu produzieren und ist vor allem sehr müde. In
guten Momenten kann er charmant und witzig sein. Ich denke aber, das
Leben ist eine Plage für Harris. Charlotte liegt allein in ihrem
Hotelzimmer. Ihr Ehemann spricht von seiner Arbeit und sich selbst. Er
glaubt, die Ehe sei auch für Charlotte so in Ordnung. Weil sie sich aber
so verloren und allein fühlt, spricht sie Bob Harris in der Hotelbar an
(wichtig: Nicht, weil er ein Star ist). Mit Freunden besuchen sie
verdrogte Karaoke Parties (wo tolle Musik von The Pretenders und Roxy
Music läuft). Während sie durch Tokyo driften, führen Charlotte und Bob
Gespräche, die nicht umfangreich sind, aber voller Verständnis. Fast,
als wären sie ganz allein in dieser Stadt voller Aliens. Wer würde nun
eine Komödie erwarten? Lost In Translation aber lebt von Murrays
lakonischem Humor. Immer wieder bieten sich dabei Möglichkeiten, den
alten Komiker der 80er wiederzubeleben. Murray aber widersteht, bleibt
immer Bob Harris. Ich liebe lost In Translation! Wie Coppola und ihre
Darsteller die Balance zwischen Komik und Tiefsinn halten! Wie sie ihre
schönen, sehr romantischen Momente gewinnen! Wie Bob und Charlotte ihre
Probleme nicht lösen. Am Ende flüstert Bob ihr etwas ins Ohr, dass wir
nicht verstehen (sollen). Charlotte lächelt zuversichtlich. Es ist nicht
für unsere Ohren bestimmt, sondern ein intimes Gespräch zwischen den
Beiden. Das ist der Punkt. Bob und Harris werden von uns als echte
Charaktere akzeptiert, denen wir gerne ihre Privatheit lassen. Hat er
geflüstert, dass er sie liebt? Hat er sich bedankt? Hat er ihr seine
Telefonnummer gegeben? Der Film ist vorbei und wir müssen wieder raus.
Manchmal stolpert man dabei die Kinotreppe herunter. Dabei waren wir so
gerne in Tokyo, in Lost In Translation! Welche Filme haben diese Magie
auch? Darum gehts in dieser Film List. (Wir stellen nicht die Filme, nur
die links zur Verfügung. SEHT EUCH DIE LINKS SCHNELL AN, BEVOR SIE
GELÖSCHT WERDEN. 19.10.16)
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