Mittwoch, 19. Oktober 2016

FILM LIST Metaphysics & Love


Eine bittersüsse Referenz an die Vergänglichkeit des Lebens. Lost In Translation ist witzig und traurig zugleich und auch ziemlich hämisch. Scarlett Johansson und Bill Murray geben zwei verlorene Seelen, die sich in einer Hotelbar in Tokyo treffen. Irgendwann nachts. Sie unterhalten sich über ihre Ehen, Glück und die Sinnhaftigkeit des Ganzen. Es sind Gespräche, die man im Grunde nur mit Fremden führen kann. Die Feststellung, es sei so, als würde man sich ein Leben lang kennen, impliziert schliesslich, dass es nicht so ist. Derartige Konversationen mit Freunden würden auch ganz anders verlaufen. Man kennt sich, fragt nach Details und Hintergründen. Mit Fremden aber können wir uns über alles, was jenseits dessen liegt, austauschen. Ironie des Schicksals; während der eigene Ehepartner diese Ebene mit uns nicht mehr erreicht, fällt das einem Fremden ganz leicht. Insbesondere, wenn Alkohol im Spiel ist... Murray ist Bob Harris, ein amerikanischer Filmstar, der einen Whiskey Spot in Tokyo für zwei Millionen dreht (obwohl er auch irgendwo Theater spielen könnte). Seine Frau Lydia fragt ihn am Telefon, ob sie sich Sorgen machen müsste: "Only if you want to." Johansson ist Charlotte, eine Philosophie Absolventin, die seit zwei Jahren mit einem berühmten Fotografen verheiratet ist. Einer Freundin erzählt sie am Telefon, wie fremd ihr der eigene Gatte ist. Sie ist Anfang 20, Harris Mitte 50. Die klassische Ausgangssituation für eine Romanze Marke "Junges Mädchen - alter Mann". Zum Glück ist Lost In Translation kein solcher Film, sondern intelligent und witzig. Sofia Coppola schickt die Beiden nicht ins Bett, um anschliessend nach Antworten zu fanden. Beide teilen etwas Persönliches, nicht aber Körperflüssigkeiten. Wundervoll, die beiden Hauptdarsteller! Murray war nie besser. Er steckt fest, weiss das auch, hat aber darüber resgniert. Manchmal ist seine Frau am Telefon - stets auf Autopilot. Er liebt seine Kinder. Er hasst sich selbst dafür, Werbespots zu produzieren und ist vor allem sehr müde. In guten Momenten kann er charmant und witzig sein. Ich denke aber, das Leben ist eine Plage für Harris. Charlotte liegt allein in ihrem Hotelzimmer. Ihr Ehemann spricht von seiner Arbeit und sich selbst. Er glaubt, die Ehe sei auch für Charlotte so in Ordnung. Weil sie sich aber so verloren und allein fühlt, spricht sie Bob Harris in der Hotelbar an (wichtig: Nicht, weil er ein Star ist). Mit Freunden besuchen sie verdrogte Karaoke Parties (wo tolle Musik von The Pretenders und Roxy Music läuft). Während sie durch Tokyo driften, führen Charlotte und Bob Gespräche, die nicht umfangreich sind, aber voller Verständnis. Fast, als wären sie ganz allein in dieser Stadt voller Aliens. Wer würde nun eine Komödie erwarten? Lost In Translation aber lebt von Murrays lakonischem Humor. Immer wieder bieten sich dabei Möglichkeiten, den alten Komiker der 80er wiederzubeleben. Murray aber widersteht, bleibt immer Bob Harris. Ich liebe lost In Translation! Wie Coppola und ihre Darsteller die Balance zwischen Komik und Tiefsinn halten! Wie sie ihre schönen, sehr romantischen Momente gewinnen! Wie Bob und Charlotte ihre Probleme nicht lösen. Am Ende flüstert Bob ihr etwas ins Ohr, dass wir nicht verstehen (sollen). Charlotte lächelt zuversichtlich. Es ist nicht für unsere Ohren bestimmt, sondern ein intimes Gespräch zwischen den Beiden. Das ist der Punkt. Bob und Harris werden von uns als echte Charaktere akzeptiert, denen wir gerne ihre Privatheit lassen. Hat er geflüstert, dass er sie liebt? Hat er sich bedankt? Hat er ihr seine Telefonnummer gegeben? Der Film ist vorbei und wir müssen wieder raus. Manchmal stolpert man dabei die Kinotreppe herunter. Dabei waren wir so gerne in Tokyo, in Lost In Translation! Welche Filme haben diese Magie auch? Darum gehts in dieser Film List. (Wir stellen nicht die Filme, nur die links zur Verfügung. SEHT EUCH DIE LINKS SCHNELL AN, BEVOR SIE GELÖSCHT WERDEN. 19.10.16)

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