Our Daily Free Stream: Steven Soderbergh - Kafka
Our Daily Free Stream: Steven Soderbergh - Kafka. Auch weiterhin kein
neuer Soderbergh in Aussicht... Wie lange mag dieses Versprechen halten?
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Wer erinnert sich noch an die tolle Entstehungsgeschichte von Steven
Soderberghs Debüt? Wie er das Drehbuch in acht Tagen schrieb als er nach
Hollywood fuhr? Wie er die Schauspieler gegen Rückstellung spielen
liess und schliesslich alles "independent" finanzierte. Indie, das war
damals noch ein Abenteuer und keine Marke! Schliesslich gewann
Soderbergh überraschend Cannes und darf seitdem als "Godfather" des
Indie Kinos gelten. Kafka war sein zweiter Film und spielt wie bereits
sein Debüt vor allem in Innenräumen. Die sehen aus wie der wahrgewordene
Albtraum eines Set-Designers - oder wie Kafkas Prag. Kafka wurde in
Schwarzweiss gedreht, springt aber manchmal um und erscheint dann farbig
wie ein billiger Science Fiction Film. Hauptrolle: Jeremy Irons, der
Mann mit dem ewig leidenden Gesichtsausdruck. So ausgemerkgelt und
bleich wie Irons stelle ich mir auch den Dichter Kafka vor. Er bewohnt
seine eigene fiktionale Welt. Kafka lebt in Kafkas literarischem
Szenrario (wobei Soderbergh aber auch andere filmische Quellen anzapft).
Kafka schreibt Kurzgeschichten, so wie die über einen Mann und seine
Transformation in eine Kakerlake. Sein Vertrauter heisst Eduard. Die
Geliebte Eduards ist Gabriela (Theresa Russell), für Kafka aber stellt
Leidenschaft eine Fremdsprache dar. Natürlich. Ich denke, dass Vorhaben,
Kafka filmisch umzusetzen, dürfte eines der schwierigsten sein. Handeln
seine Geschichten doch von selbstbezogenen Einsiedlern. Wie verfilmt
man aber das Innere des Menschen? Die Kafka Verfilmungen, die ich zuvor
sah, vermochten dieses Problem nicht zu lösen. Soderbergh versuchts zu
umgehen, denn sein Film handelt doch eher von Kafkas Romanfiguren als
dem Autoren selbst. Für mich gehört Kafka in den Bereich
existentialistischer Träumereien, bei Soderbergh aber kommt er wie ein
verrückter Forscher daher. Warum hat Soderbergh sich da rangewagt?
Vermutlich ist er Kafka Bewunderer und versuchte sich daher an diesem
filmischen Labyrinth. Einer aber passt nicht in diese Welt: Kafka
selbst. Soderbergh beweist sich als guter Regisseur, doch der Stoff mag
ungeschickt gewählt sein. Dann doch lieber wieder eine achttägige Tour
bei der am Ende ein Drehbuch steht.
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