Samstag, 22. Oktober 2016

youtube link: Chen Kaige - Farewell My Concubine (engl. subt.)


youtube link: Chen Kaige - Farewell My Concubine (engl. subt.). Chen Kaige leifert zwei Filme auf einmal: Ein Epos der jüngeren Geschichte Chinas sowie ein Drama hinter den Bühnen der Peking Oper. Auf den ersten Blick mag das kaum logisch erscheinen: Was hat die Geburt einer modernen Nation mit dem Aussterben einer traditionellen Theaterform zu tun? Doch alles in Farewell My Concubine fliesst mühelos ineinander. Wir werden überwältigt; so sehr, dass Objektivität sowieso nichts mehr zählt. Anfangs erleben wir, wie zwei Waisenkinder vorbereitet werden auf ihre Theaterkarriere. Jahre später erreichen sie ihren Zenit, sind berühmt. Douzi (Leslie Cheung) in der Rolle der Konkubine als Transvestit, Shitou (Zhang Fengyi) als König. Ein Leben ausserhalb ihrer Rollen ist beiden nicht vergönnt. Ihre Beziehung überdauert den zweiten Weltkrieg, schliesslich die Kulturrevolution. Obwohl berühmt, sind sie politisch unbedarft. Die Beziehung der Beiden befindet sich nicht im Gleichgewicht. Während Douzi homosexuelle Gefühle hegt, heiratet Shitou die schöne Juxian (Li Gong). Sie ist die Heldin des Films und sie steht beiden Männern bei. So wie die royale Peking Oper die roten Zeiten des Kommunismus überdauert, als Anachrosnimus akzeptiert wird, wächst die Beziehung. Können die Beiden überhaupt eine eigene Persönlichkeit entwickeln, losgelöst vom Anderen? Doch die Kulturrevolution ist eine Zeit gegenseitiger Denunziation. Darunter zu leiden hat vor allem Douzi. Schliesslich prangert Xiaolou ihn als Homosexuellen an; er wiederum die Frau seines Freundes als Nutte. Offensichtlich hat Regisseur Chen Kaige eigene Erfahrungen mit der Kulturrevolution... Farewell My Concubine gewann die Filmfestspiele von Cannes und wurde anschliessend wahlweise verboten und doch wieder aufgeführt. Vor allem die homosexuellen Aspekte der Geschichte dürften den Kommunisten schwer gefallen sein. Bedenkt man die Umstände, unter denen gedreht wurde, ist die Ruhe, die Eleganz des Werks fast ungeheuerlich! Wundervoll auch, mit wieviel Liebe zum Detail die Pekinger Oper dargestellt wird! Und mit was für Farben! Ein modernes Epos, das uns an einen fremden Ort in eine andere Zeit entführt. Ein moderner Klassiker!

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