Film List: Arthaus Spanien
Arthaus Spanien
Bestimmt habe ich Ma Ma, den
neuesten Film von Julio Medem, nur nicht kapiert... Ich hatte auch nicht
mehr viel erwartet von dem Regisseur aus dem Baskenland, den ich früher
so geliebt hatte. Er war so etwas wie der Chaostheoretiker des Kinos!
Nun aber sein Comeback und für die Hauptrolle hat er sich die Almodovar
Muse Penelope Cruz ausgesucht. Ein bisschen was von Almodovars
Frauenfilmen hat Ma Ma - das wird dann aber verdrängt von diesem ganz
speziellen Medem-Touch zwischen Magie und Realismus. Cruz spielt Magda,
die gerade an Brustkrebs erkrankt ist. Zudem hat sie ihre Stelle als
Lehrerin verloren und wird von ihrem Mann betrogen. Eine
Krankheitsgeschichte? Mitnichten, denn Medem lässt nun alles in seinem
Fabulierkosmos aufgehen, in dem das kindlich Spielerische herrscht.
Hätte ich in Mathematik mehr gelernt, würde ich mit Sicherheit all die
Parallelen, Kreise, Zyklen, Tangenten (...) entdecken, die Medems Films
durchziehen. Die Natur? Nein, hier wird alls zu Kunst! Das Konkrete wird
übertragen, das Detail im Ganzen betrachtet. Der Moment, ein Teil der
Ewigkeit. Cruz ist eine einfache Frau aus Madrid, zugleich aber auch der
Mythos aller Weiblichkeit. Im Ernst, wer hat schon mal einen Film
gesehen, der Katholizismus mit Queer Cinema verbindet? Oder so leicht
einen Bogen schlägt von der spanischen Wirtschaftskrise zur Metaphysik?
Als ich Ma Ma zum ersten Mal sah, war ich ratlos. Nach dem zweiten Mal
begeistert! Während sich Medem also die Almodovar Muse Penelope Cruz
ausborgt, filmt der mit Emma Suarez, die in Julio Medems Filmen berühmt
wurde. Julieta ist ein Frauenfilm. Durch und durch. Eine Mutter, die
durch Zufall von ihrer verschollenen Tochter erfährt. Warum wurde die
Witwe damals von ihrer erwachsenen Tochter einfach so verlassen? Die
Antwort verpackt Pedro Almodovar in einem verschachtelten Plot,
bestehend aus drei unzusammenhängenden Kurzgeschichten von Alice Munro.
Eine Geschichte hinter der Geschichte, die wiederum durch Subplots
gespiegelt wird. Seine Fragmente fügt Almodovar kunstvoll über Bande
zusammen, wie eine surreale Seifenoper. Ein Werk, das sich nach einem
Mal Sehen unmöglich erschliesst und fast erforscht werden will. Hier
sind wir also - mittendrin im spanischen Arthaus Kino. Alte Meister
schlagen ein neues Kapitel auf und bleiben sich doch treu. Das spanische
Kino liebt nun einmal die Kunst des Fabulierens!
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