Our Daily Free Stream: Sergio Leone - The Good, The Bad & The Ugly
Our Daily Free Stream: Sergio Leone - The Good, The Bad & The Ugly.
Eine gewaltige Leere, so eröffnet sich die Landschaft vor uns. Ganz
langsam kreist die Kamera, hält schliesslich inne auf einem
sonnenverbrannten, verzweifelten Gesicht. Aus dem langen Shot wird ein
Close-Up ohne Schnitt. Die Landschaft war nicht gänzlich verlassen,
sondern besetzt durch einen Desperado. Mit dieser ersten Szene eröffnet
uns Sergio Leone seine Technik und die wird er beibehalten: Unser Blick
ist begrenzt durch den Bildrand. Was ausserhalb geschieht; wir wissen es
nicht. Die grössten Momente in The Good, The Bad And The Ugly
funktionieren so: Wir sehen es nicht, die Protagonisten auch nicht. Wir
alle werden überrascht! Ob das, was geschieht, plausbel ist, kümmert
Leone nicht. Er baut sein Meisterwerk auf den Trümmern der Klischees des
Westerns auf. Aus Dreck wird hier Kunst hergestellt! Jeder liebt diesen
Film - nur warum eigentlich? In den späten 60ern mochte man wohl noch
vom Spaghetti Western sprechen, heute vergleicht man Leone mit der
klassischen Oper. Dabei vergisst man, mit welch geringen Mitteln er
prooduzierte: Clint Eastwood, ein Hollywood Schauspieler der zweiten
Reihe, aus dem Fernsehen. Dialoge mutete man ihm kaum zu und so wirkt
das Werk fast wie ein Stummfilm - aufgefüllt durch Musik und Effekten.
Leone und sein Team versuchten mit grosser Anstrengung, "amerikanisch"
zu wirken. Ennio Morricone scheint das mit seinem Soundtrack zu betonen
und doch ist kein Hollywood Western so musikalisch (Leone selbst war für
mich ironischer Weise von den deutschen Western der frühen 60ern viel
mehr beeinflusst). Eastwoods Figur, ein Mann ohne Namen. Im ersten Teil
nannte man ihn Joe, dann Manco, diesmal Blondie. Irgendetwas sorgt
dafür, dass Leones Western wie aus einem anderen Universum kommt. Auf
keinen Fall aus Hollywood. Die Darsteller, auch sie wirken fernab von
einem Hollywood Cast und müssen wohl in Spanien aufgetrieben worden
sein, dort wo der Dreh stattfand. Ihre Gesichter, zerfurcht von Arbeit
und der Sonne. Leones Wüste, man sah sie nie zuvor im Western! Seine
Filme wirken wie überhöhte Träume; grösser, brutaler, dramatischer als
das Leben! Leone erzählt seine Geschichte in Bildern, nicht mit Worten.
Nehmen wir die grandiose Sequenz auf dem Friedhof! In einem der Gräber
ist ein Schatz versenkt. Clint Eastwood (the Good), Lee Van Cleef (the
Bad), und der tolle Eli Wallach (the Ugly); sie alle sind bewaffnet und
suchen. Wenn ein Mann schiesst, werden alle sterben. Leone filmt das in
einer Einstellung, wir sehen die Waffen, ihre Gesichter, ihre Augen,
Schweiss und Fliegen. Immer flirtet Leone mit der Parodie und auch das
gehört zu seinem Stil. The Good, The Bad And The Ugly, das ist keine
"Story", das sind grosse, ja groteske Gesten! Nehmen wir Clint Eastwood,
der damals ein TV Star war. Wer würde für jemanden zahlen, den man auch
umsonst bekam? Dennoch ergriff er seine Chance, Kinofilme zu machen!
Das ging für Eastwood nur ausserhalb Hollywoods. Seine Figur spricht
etwa ein Zehntel gegenüber Eli Wallachs Tuco. Der Mann ohne Namen
spricht nie, Tuco hört nie auf zu quatschen. Doch was für eine Autorität
verleiht Eastwood dieser Figur! Parodie? Immer nahe dran. Wallach,
damals ein Hollywood Veteran, nimmt seine unterbezahlte Arbeit ernst und
schafft einen unvergesslichen Charakter: Genauso lächerlich wie
verzweifelt. Tuco sucht nach Freundschaft, ist aber zu verschlagen und
nicht vertrauenswürdig, um eine Freundschaft einzugehen. Er ist es nicht
Wert. Tuco kann einfach nicht aus seiner Haut! Auch Lee Van Cleef kennt
man aus Hollywood Western, wobei er immer nur Nebendarsteller blieb. In
diesem Western, in dem alle mit zusammen gekniffenen Augen herumrennen,
ist er derjenige, mit den gemeinsten Augenschlitzen! Die drei Männer
suchen einen Schatz, mitten im amerikanischen Civil War. Jeder der Drei
besitzt aber nur eine Teilinformation. Deshalb müssen sie so lange
zusammen bleiben (und am Leben) bis der Schatz geborgen ist.
Überraschenderweise nimmt Leone seinen Hintergrund des Bürgerkriegs so
ernst, dass wir fast einen Film-im-Film geboten kriegen über eine
ausgedehnte Schlacht. Leones Visionen - grenzenlos! Er machte aus dem
Italo Western sein eigenes, erhöhtes Genre! Wie gross er war, dass sehen
wir vor allem in den Uncut Versionen, die ihr in unserer Filmkunstbar
Fitzcarraldo im Keller leihen könnt. Im Autoren-Regal unter Sergio
Leone. Bitte lasst keinen Film aus!
(Wir stellen nicht den Film, nur den link zur Verfügung)
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