Our Daily Free Stream: Bob Rafelson - The Postman Always Rings Twice
Our Daily Free Stream: Bob Rafelson - The Postman Always Rings Twice.
The Postman Always Rings Twice - und zwar das Remake von 1981, ist
meisterhaft gefilmt und darin geradezu aufreizend! Technisch auf
höchstem Niveau, schauspielerisch auch, mit fesselnder Atmosphäre! Dann
aber, nach der Hälfte etwa, muss ich mich verirrt haben. Was will mir
der Film über seine Charaktere sagen? Warum teilen wir überhaupt ihre
Geschichte? War es notwendig, sie zu erzählen, da der Film doch offenbar
kaum Interesse an ihren Gefühlen zeigt, geschweige denn, an sie glaubt!
The Postman Always Rings Twice basiert auf dem Roman von James M. Cain
und der ist, genau wie die Original Verfilmung aus dem Jahr 1946, harter
Tobak! Kein Wunder, dass Bob Rafelson sich an eine Neuverfilmung
machte; vor allem war es endlich möglich, die expliziten Sex- und
Gewaltszenen zu zeigen. Er lag richtig. Der Film strahlt eine ungeheure
physische Kraft aus, vor allem in den Liebes(?)-Szenen mit Jack
Nicholson und Jessica Lange. Nicholson spielt einen Gauner, einen
Hochstapler, der sich durch die Zeit der grossen Depression schlägt.
Lange verkörpert eine gelangweilte Ehefrau, die gemeinsam mit ihrem viel
älteren griechischen Gatten (John Colicos) einen Laden betreibt. In dem
Moment, da sie sich zum ersten Mal sehen, stürzen sie sich
übereinander, lieben sich animalisch. Möglicherweise töten beide den
Ehemann. In Rafelsons Film stellt sich ein Mord als grosse Schwierigkeit
dar, denn eine Leiche ist schwer und Blut schwer zu säubern. Irgendwann
tritt noch Anjelica Huston auf, fast so, als wäre sie der Stargast
eines anderen Films. Ein Triumph der Atmosphäre, in der jedes alte Auto
oder Coca Cola Schild liebevoll ausgesucht wurde! Klischees werden hier
mit ausgesuchtem Stilwillen erfüllt. Für die Nicholson Fraktion: Selten
sah man ihn schäbiger, cleverer und getriebener. Schauspiel, an
Intensität kaum zu überbieten! Dennoch: Weder fühlen wir die Tragödie,
wenn der Ehemann stirbt, noch die Grösse einer romantischen Beziehung.
Nichts wird erzählt über ihre Schuld oder gar ihr Schicksal. Nie kommt
es mir so vor, als würde ich die Charaktere nun kennen. Sie existieren,
sie essen, sie schlafen, sie bumsen. Sie agieren. Schön wärs, könnten
uns Rafelson und seine Team irgendwelche Gefühle für sie vermitteln.
Leider bleiben sie aber immer nur an der Oberfläche.
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