Our Daily Free Stream: Alan Rudolph - Choose Me
Our Daily Free Stream: Alan Rudolph - Choose Me. Alan Rudolphs Choose Me
hat viele Qualitäten, vor allem ists aber ein gewagter, ein
faszinierender Film! Ich denke, das ist auch beabsichtigt! Es gibt
Filme, die uns in die Spannung versetzen oder Rätsel aufgeben, dieser
hier ist vor allem faszinierend! Kaum einen Moment, in dem ich wusste,
was als nächstes geschehen könnte! Alles wirkt ganz spontan in Rudolphs
Inszenierung! Zu Beginn sprechen zwei Fremde miteinander. Eine von ihnen
moderiert eine Radiosendung. Ihr Name: Dr. Love. Eine andere, die sie
während dieser Show anruft, heisst Eve. Eve besitzt eine Bar. Eines
Abends spaziert Mickey in Eves Bar. Er ist mental auffällig und hat eine
mysteriöse Vergangenheit mit Verbindungen zum CIA und den Russen.
Einige Tage später lernen sich Dr. Love und Eve im "echten" Leben kennen
- wobei keine von beiden weiss, dass sie bereits für die Show
miteinander telefoniert haben. Das alles hört sich recht simpel an - ist
es aber nicht! Stattdessen wird alles immer verwickelter, immer
obskurer... Offensichtlich liebt Rudolph den Film Noir der 40er. Filme,
die an dunklen Strassenecken in verregneten Nächten spielen. Wir haben
die Bilder vor Augen: Dirnen unter flackernden Strassenlaternen und
Zuhälter in hochgeschlagenen Mänteln. Natürlich rauchen alle immer und
unaufhörlich. Choose Me handelt von einsamen Menschen, die sich nachts
in Bars und einsamen Hotelzimmern aufhalten. Es sind gewitzte,
komplizierte Menschen, für die Romantik nur ein Mittel zum Zweck ist, an
ihr Ziel zu kommen. Die Darsteller sind der Schlüssel zu Choose Me. Am
besten: Genevive Bujold als Dr. Love. Interessant, solange sie losgelöst
im Radio wirkt. Als Liebe sie aber in der Wirklichkeit draussen trifft,
ist sie so unbeholfen und schüchtern, dass wir sie sofort in unser Herz
schliessen! Keith Carradine spielt den Typen mit der dunklen
Vergangenheit. Nie wissen wir, wie ernst wir ihn nehmen dürfen und das
ist Absicht seines Spiels. Eve, die früher Nutte war und nun
Barbesitzerin, wird von Lesley Ann Warren verkörpert. Für sie stellt es
einen Schutz dar, jede Nacht mit einem anderen Mann zu verbringen.
Einfach, um nicht auf ewig an denselben gebunden zu sein! All diese
Charaktere interagieren, ohne jemals vertraute Pfade zu betreten. Es
wirkt so, als ob Rudolph eine Geschichte, die vermutlich auch so
geschehen könnte, erzählt. Am Ende die grosse Überraschung: Die
menschliche Natur offenbahrt sich! Natürlich sind wir keinen Schritt
weiter. Wir haben Rudolphs Figuren kennengelernt; ihre Einsamkeit und
ihren benebelten Optimismus (so wie er wohl nur in Bars vorkommt!).
Immerhin: Ein kleines Stück sind wir ihnen gefolgt durch die Dunkelheit
der Nacht.
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