Woody Allen - Cafe Society
Ein Vorgeschmack auf den neuen Woody Allen Film, der im November startet. - Deckungsgleich in seinen Filmen und Interviews offenbart Woody Allen die
Sicht eines Zynikers (er würde korrigieren: Die eines Realisten) auf
den Menschen an sich in einem gott- und bedeutungslosen Universum. Nur
einen Aspekt scheint er am Sein zu schätzen: Die Vergangenheit.
Vermutlich ist das der Grund, weshalb besonders sein Spätwerk im
Präteritum spielt. Cafe Society ist nun eines der verführerischsten
Werke seines kontinierlich ablaufenden Spätwerks. Die Eröffnungsszene
bestimmt den Tonfall: Ein blauer Swimming Pool mit vornehm gekleideten
Menschen darum herum. Trotz Allens bekannter Antipathie gegen Los
Angeles, hat der Maestro hinter der Kamera, Vittorio Storaro, seine ganz
eigene Vision, wie es damals war, im Hollywood der 30er Jahre. Im
Voiceover führt Allen uns selbst ein (schade, dass er nicht mehr
mitspielt im Spätwerk!). Wir lernen den Talent Agenten Phil Stern (Steve
Carell) kennen. Der soll sich eines befreundeten Sohns namens Bobby
(Jesse Eisenberg) annehmen. Bobby, anstatt in das elterliche
Juweliergeschäft einzusteigen, hat sich aufgemacht Richtung Westküste,
ohne dass dieser vitale junge Mensch auch nur die geringste Ahnung
hätte, was er dort überhaupt will? Nebenbei lernen wir so einige Details
aus der Familie kennen - in bester Allen Manier. Jesse Eisenberg
schliesslich fungiert als eine Art junge Woody Allen Ausgabe. Ein
typischer New Yorker, mit unfallartigen Callgirl Erfahrungen (auch das
ein Allen Motiv). Dann verliebt sich Bobby in Vonnie (Kristen Stewart,
die man immer unterschätzt hat und nun als neue Allen Muse dienen darf).
Unglücklich, so dass er zurückkehrt nach New York. Er steigt in das
Geschäft seines Bruders Ben (Corey Stoll) ein, der ein typischer Allen
Gangster ist (und was für ein aggressiver!). Bobby betreibt nun den
Nachtclub Cafe Society. Die letzten Allen Filme machten eine Schwäche
deutlich, die ich bei ihm nie für möglich gehalten hätte. Er stellte
sich als schlampiger Autor, aber guter Regisseur heraus. Bestimmte
Wendungen kamen mir so bekannt vor, dass nur seine Fähigkeit der
Schauspielführung überhaupt darüber hinweg halfen. Cafe Society beruht
auf einem klarer gefassten Drehbuch (obwohl mir einige Gags bekannt
vorkamen, sprich: Recycled). Die Präsenz von Eisenberg und seinen
Kollegen hilft aber locker darüber hinweg! Am Ende summiert Allen all
die zerstörten Träume, die vergeblichen Hoffnungen und Wünsche. Er
selbst spricht aus dem Off und zum ersten Mal hört er sich tatsächlich
altersgemäss an. Wie ein 80jähriger Regisseur, der die Bilder
kommentiert, die wir bereits zu Beginn sahen. Eine edle Gesellschaft, um
einem blauen Pool versammelt. Dieses Mal aber wirkt es so wie das
verlorene Paradies...
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