Our Daily Free Stream: Jacques Audiard - Un Prophete (french only)
Our Daily Free Stream: Jacques Audiard - Un Prophet (french only). Das
Zentrum von Un Prophete ist ein Mord - ein ungeschickter und unglaublich
brutaler Mord. Wir erleben den Killer wie er zittert - ob aus Trauer,
Erleichterung oder Wut wissen wir nicht. Genau das ist der Schlüssel zu
Jacques Audiards grösstem Film: Wir sehen etwas und können es doch nicht
verstehen. Vielleicht liegt das auch daran, dass wir Zeuge von extremer
Gewalt werden, die uns fremd ist. Mörder wie der in Un Prophete leben
in einer anderen Welt. Der Film funktioniert als Entwicklungsgeschichte
von Malik (Tahar Rahim), einem jungen Franzosen mit arabischen Wurzeln.
Er kommt ins Gefängnis als Kleinkrimineller und verlässt es als
geprüfter Gangster. Geboren wurde er als schüchterner, passiver
Verlierer; zunächst ist ihm das wahrhaft Böse noch fremd. Alles, was er
wurde, er lernte es im Gefängnis. Ich kann mich kaum erinnern, in einem
Gefängnisfilm einen solchen Charakter je erlebt zu haben! Wir wissen
nicht, weshalb er eingeliefert wurde, wir sind nur Zeuge, wie er seine
Unschuld verliert. Hinter Gittern schliesst er sich der korsischen Gang
an, die alles kontrolliert. Angeführt wird sie von Cesar Luciani (Niels
Arestrup), einem Paten mit kalten Augen. Im Gefängnis wird er von
Bodyguards begleitet und hat seine Spione überall. Der Neue ist nützlich
für ihn, da er Zutritt zur arabischen Gang hat. Einer von ihnen soll
ermordet werden. Im Grunde ganz simpel: Cesar bringt Malik bei, wie man
eine Rasierklinge im Mund versteckt. Mit der soll dem Opfer die Kehle
durchgeschnitten werden. Weigert sich Malik, muss er sterben. Töte oder
stirb. Malik hat noch nie getötet und verpfuscht den Job. Es gibt einen
Kampf und alles ist mit Blut bedeckt. Cesar aber hilft, die Tat zu
vertuschen. Malik ist kein "Mann", aber ein Überlebender, der das Nötige
tut. Und er lernt schnell. Über die Jahre verändert er sich, ergreift
die Chance im Knast, die ihm draussen in der Gesellschaft nie vergönnt
war. Er lernt wie man überwacht, eine Strategie entwickelt und sogar wie
man liest. Für die Korsen aber wird er immer der "dreckige" Araber
bleiben. Vielleicht ist aber auch genau das der Grund, weshalb er zu
Cesars Vertrauten wird. Mallik kann nicht mehr zurück zu den Arabern. Es
gibt keinen Platz für ihn, ausser den an Cesars Seite. Diese
Partnerschaft mit Cesar verbessert nicht zuletzt Maliks eigene Position
im Knast. Fast möchte man diese Stellung als Ende einer
Bildungsgeschichte begreifen. Arestrup als Cesar ist das Ereignis von Un
Prophete! In allen Filmen von Jacques Audiard gibt es diese
denkwürdigen Performances, doch Cesar übertrifft sie alle! Cesar sieht
alles, will aber selbst nicht wahrgenommen werden. Deshalb muss er seine
Aggression steuern und kontrollieren. So lange er das beherrscht,
behält er die Macht über Leben und Tod. Seine grössten Momente, sie sind
meist still. Entscheidungen werden getroffen und kalt umgesetzt. Und
Malik, der Neue? Ein Enigma. Wir wissen nicht, was er denkt, können es
nicht einmal erraten. Vermutlich ist das die Qualität, die Audiard
erreichen wollte. Nichts dringt bei ihm nach draussen und Gefühle zu
verbergen ist Cesars wichtigste Lektion für Malik. Hier schliesst
Audiard an die stilisierten Gangster-Klassiker der 60er an. Das ist im
besten Sinne unmodern, denn viel zu viele Filme, wollen uns unbedingt
aufdrücken, was die Protagonisten gerade denken und warum. Wieviel
faszinierender aber ist es, im Dunkeln zu tappen? Was denkt Malik? Er
ist bereit zu töten. Wir können ihn nur durch seine Taten richten. Das
aber macht es furchteinflössend, denn ein Killer ohne Motive ist nur
umso schrecklicher. Malik war einmal jemand, für den das Leben eine
Bedeutung hatte. All das aber ändert sich während seiner blutigen Tat im
Gefängnis. Nun ist er bereit für die Strasse draussen...
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