Our Daily Free Stream: Brian De Palma - Carrie
Our Daily Free Stream: Brian De Palma - Carrie. Brian De Palmas Carrie
nach dem Roman von Stephen King ist ein fesselnder Horrorfilm mit
schockierendem Ausgang. Vielmehr ist Carrie ein aufmerksames
menschliches Portrait, denn die Hauptfigur ist ungewöhnlich für einen
Horrorfilm und entspricht überhaupt nicht den gängigen Stereotypen.
Carrie, ein schüchterner, hübscher und komplizierter Teenager. Ein
Mädchen, wie wir sie noch aus der eigenen Schulzeit kennen. Trotzdem
gibts einen Unterschied: Carrie ist ein Mensch, fähig zur Telekinese.
Das ist die Fähigkeit, Dinge zu bewegen, ohne sie zu berühren. Eine
Fähigkeit wie eine Reaktion aus dem schrillen religiösen Fanatismus
ihrer Mutter, die sich langsam entwickelt. Carrie sieht in den Spiegel
und der zerbricht. Die Mutter versucht sie zu fassen und wird zurück
geschleudert auf die Couch. Dann, auf dem Abschlussball der Schule...
Was die letzten 20 Minuten von De Palmas Film so unvergesslich macht,
ist die Tatsache, dass er hier schonungslos und unvermeidlich auf alles
reagiert, was zuvor geschah. Nichts wirkt konstruiert oder einfach
hinten dran geklebt wie in billigen SciFi Filmen. Wir haben es mit einer
Charakter-Studie zu tun. Mit einem Mädchen, dass wir kennen und
verstehen gelernt haben. In dem Moment, da sie ihre Kräfte nutzt (oder
von ihnen benutzt wird) wissen wir genau, warum. De Palma war bis dahin
kaum in dieser Disziplin aufgefallen und im Grunde später auch nicht.
Wir kennen von ihm mit Liebe gezeichnete Comic-Charaktere in überdrehten
Filmen. Nie hätte man vermutet, dass De Palma, der sich gerne so
protzig mit Oberflächenreizen begnügt, so tief gehen kann! Einen grossen
Anteil daran haben mit Sicherheit Sissy Spacek als Carrie und die
wahrhaft gruselige Piper Laurie als Fundamentalistin Margaret White.
Gemeinsam leben sie in einem vollkommen abgeschlossenen,
klaustrophobischen Haushalt. Ihre eigenen sexuellen Ängsten hat Margaret
White transformiert in eine wahnsinnige Religiosität (wie wir sie im
heutigen Amerika vermutlich noch viel öfter antreffen - was den Film so
aktuell macht!). Fortwährend bestraft sie ihre Tochter, sperrt sie in
eine mit Kruzifixen dekorierte Dunkelkammer zum Beten. Klingelt es an
der Tür, hört man nach wenigen Sekunden die Mutter: "Carrie!" Normale
Freundschaften sind Carrie verboten, stattdessen muss sie zu einem
abstossend blutenden Jesus beten. Kein Wunder, dass Carie in der Schule
so still ist. Verängstigt, aber freundlich und vorsichtig. Ein angenhmes
Mädchen, dass von den Mitschülerinnen gequält wird. Sie hat lange
blonde Haare, die unfrisiert herunter hängen und vor allem dazu dienen,
ihr Gesicht zu verbergen. Carrie sitzt in der letzten Reihe und doch
wird sie immer wieder zur Zielscheibe für ihre Klassenkameradinnen. Es
ist das schönste Mädchen der Schule: Sie denkt sich einen grausamen
Trick aus mit Carrie während des Abschlussballs. Carrie wiederum wird
von einem populären Schüler zum Ball aufgefordert. Zunächst aus Mitleid,
bald aber in ernster Absicht. Ohne vorzugreifen, lässt sich festhalten,
dass Carrie ein Horrorfilm voller Wahrhaftigkeit ist. Kein künstlich
gefertigter, sondern dem realistischen Horror-Kino der 70er
verpflichtet. Der Schrecken entwickelt sich aus den Charakteren heraus
und genauso funktionieren die echten Klassiker der Literatur! Wahrer
Horror resultiert immer aus den Menschen heraus. (Wir stellen nicht den
Film, nur den link zur Verfügung) (Bild:
http://yianniscove.com/admin/wp-content/uploads/2012/07/pranks-carrie-590.jpeg)
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