Our Daily Free Stream (21.8.16): Brian De Palma - Carlito's Way
Our Daily Free Stream (20.8.16): Brian De Palma - Carlito's Way.
Zehn Jahre nach ihrem wohl grössten gemeinsamen Erfolg stellen Brian De
Palma und Al Pacino ein weiteres gross angelegtes Portrait eines
Gangsters vor. Carlito Brigante ist älter und auch weiser als Tony
Montana. Zeitweise meint man auch, er hätte etwas mehr Glück... Carlitos
(Pacino) ist New Yorker mit puertorikanischem Hintergrund. Ein grosser
Dealer, der genauso grossen Respekt in der Barrio genoss, bevor er in
den Knast musste. Wir lernen ihn kennen während des Prozesses, da er
wegen eines technischen Fehlers des Gerichts bereits nach fünf Jahren
freikommt - und nicht nach 30. Grossen Anteil daran hat sein
halbseidener, zwielichter Anwalt Kleinfeld (Sean Penn). Brigante selbst
hält eine grossmäulige Rede vor dem Gericht, während Kleinfeld daneben
feixt. Draussen aber erleben wir einen tieferen Einblick in Carlito. Er
geht durch die Strassen, in denen er einst eine Berühmtheit war. Im
Angesicht von 30 Jahren Haft und der Aussicht, hinter Gittern zu
sterben, beschloss er, einiges zu ändern. Brigante will sauber bleiben
und Autos auf den Bahamas vermieten. Um Geld für diesen Traum zu
verdienen, arbeitet er in einem Nachtclub. Dort gerät er in Kontakt mit
all den Menschen, die er tunlichst meiden sollte. Mehr Punk als Gangster
ist der, der sich ihm als "Benny Blanco from the Bronx" (John
Leguizamo) vorstellt. In Benny sieht Carlito sich selbst wie er mal war.
Seine schlimmsten Seiten. Carlito führt uns durch den Film, erzählt von
seinen Hoffnungen und Träumen. Auch von seinen Strategien und Fehlern.
Einer davon ist übrigens der, Kleinfeld als Anwalt engagiert zu haben.
Gespielt wird er von Sean Penn wie man ihn damals noch nie gesehen
hatte! Penn mit Korkenzieherlocken als genauso lächerliche wie
gefährliche Figur. Eine schauspielerische Tour De Force! Ein Narzist,
der jederzeit die Kontrolle, ob seiner Gier und Kokainsucht verlieren
kann. Carlito dagegen will ein aufrechter Bürger werden. Er besucht
seine Ex-Freundin Gail (Penelope Ann Miller), die zwar sagt, sie würde
am Broadway tanzen, in Wahrheit aber in einem Strip-Club arbeitet. Man
kann es wohl Liebe nennen, aber keine tiefe. Am Ende sind beide vor
allem damit beschäftigt, zu überleben. Brian De Palma ist immer dann am
besten, wenn er ausschweifend inszeniert, aber echte Charaktere
vorführt. Hier erleben wir das schäbige Leben und eine ganze Reihe,
prächtiger Gangster! Es ist faszinierend, wie ein Mann in die Welt des
Verbrechens, der Nachtclubs und Damen abgleitet - trotz bester Vorsätze.
Carlito will einfach nur Geld verdienen und sich dann absetzen. Seine
Freunde, sein Umfeld aber sind ausnahmslos kriminell. Er kennt diese
andere Welt überhaupt nicht. Am Ende wird er zu seinen Freunden halten
müssen. Die besten De Palma Szenen spielen in Bahnhöfen und so ists auch
in Carlito's Way. Ein phantastischer Shootout in der Grand Central
Station, dort, wo die Vergangenheit so lebendig wirkt. Zuallererst ist
Carlito's Way eine Charakterstudie. Das Portrait eines Mannes, der
besser sein will als er es eigentlich ist. Anders als in der ersten De
Palma / Pacino Zusammenkunft gehts hier aber nicht nur um Gier und
Macht. Carlito ist alt genug, sich von aussen zu betrachten und seine
Fehler zu analysieren. Seinem wohl vorher bestimmten Weg zu entkommen,
das gelingt einem Mann in seiner Position nicht. Schritt für Schritt,
Szene für Szene wird sein Schicksal besiegelt.
(Wir stellen nicht den Film, nur den link zur Verfügung)
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