Dienstag, 9. Februar 2016

Berlinale 2016 Wettbewerb + ausser Konkurrenz





 Die Berlinale, das grösste Publikums-Festival der Welt, ein Labyrinth. Welcher Film läuft im Wettbewerb, welcher im Forum oder Panorama? Wer sich vor einen Kiosk stellt, könnte meinen, die Berlinale teilen sich die Coen Brüder und George Clooney. Kleine Korrektur: Hail, Caesar! von den Coen Brüdern mit George Clooney ist der Eröffnungsfilm und damit ausser Konkurrenz. Genauso verhällt es sich mit der Amazon Produktion von Spike Lee: Chi-Raq. Lee, allgemein angefeindet für seine Coop mit dem Internet-Versand, pocht auf sein Recht, zurückzukehren zu seinen Wurzeln: Do The Right Thing! Der Franzose Dominik Moll steht ebenfalls nicht zur Wahl: Des nouvelles de la planète Mars (News from planet Mars) weckt mein Interesse durch sanfte Horror Filme wie Lemming in der Vergangenheit. Mahana (The Patriarch) von Lee Tamahori auch ausser Konkurrenz (immerhin gewann der Serbe mit No Man's Land bereits einen Oscar!). Meine persönlichen Lieblinge, die belgischen Anarchisten Benoît Delépine und Gustave Kervern, beschliessen mit Saint Amour diesen Reigen, besetzt mit einem Bruder im Geiste: Gérard Depardieu. Wir hoffen auf eine Komödie wie Louise Hires A Contract Killer oder ein surrealistisches Kleinod wie Aaltra! Nun aber der Wettbewerb: 20 Filme treten gegeneinander an (denn das macht den Reiz jeden Festivals aus!). Die blosse Auflistung der Credits mag wie jedes Jahr enttäuschen, denn die berühmten Autorenfilmer gehen lieber nach Cannes. Auf der Berlinale laufen Filme, die oft einen politischen Schwerpunkt haben und womöglich echte Entdeckungen sind. Zero Days von Alex Gibney könnte der erste Dokumentarfilm werden, der einen goldenen Bären erhält: Wie verfolgt man Computer Viren, so sein Thema. 24 Wochen von Anne Zohra Berrached ist der erste Hochschul-Abschlussfilm, der je auf der Berlinale ins Rennen ging. Immerhin spielt Julia Jentsch die Hauptrolle in diesem einzigen deutschen Beitrag! Kosslick setzt alles auf die 33jährige Sozialpädagogin aus Erfurt, die seinen Anruf wohl ungefähr so entgegnete: "Wissen Sie, was Sie da tun?" A Lullaby For The Sorrowful Mystery läuft acht Stunden, was für den Regisseur Lav Diaz nichts Aussergewöhnliches ist. Sein letzter Film Norte (The end Of History) - eine der ganz grossen Herausforderungen der letzten Jahre! L'Avenir der Französin Mia Hansen-Love beruht wie die schönsten Filme der Autorin auf Erinnerungen. Wer kennt noch Goodbye First Love, der von einer unglücklichen Obsession handelt? Eden, ein Film über die Pariser House Szene der 90er aber, beruht auf den Erinnerungen ihres Bruders und so wirkt er auch: Unpersöhnlich. Ganz nebenbei stellen sich in L'Avenir die grossen Fragen des Lebens nach Glück, Einsamkeit und Freiheit - wir hoffen auf einen guten Jahrgang! Midnight Special ist das vierte Werk von Jeff Nichols und man darf ihn schon jetzt als einen der interessantesten Vertreter des amerikanischen Indie Films sehen. In Shotgun Stories oder Gimme Shelter betrieb er intensive Nachforschungen in brutal archaischen Familienstrukturen. In Midnight Special geht es wie in seinem letzten Film Mud um Kleinstadt Paranoia und gesellschaftliche Gewalt. Spannend, der neue Film des ehemaligen Dogma Autoren Thomas Vinterberg: Wie immer werden alle fragen, ob denn The Commune wieder mehr an Festen erinnert? Mein geheimer Wunsch: André Téchiné, französischer Auteur der 70er, gewinnt mit Quand on a 17 ans! Téchiné stand nie im Zentrum der Aufmerksamkeit, hat aber phantastische Filme inszeniert: Les Vouleurs, Wild Reeds mit der jungen Elodie Bouchez oder Rendez-Vous mit der jungen Juliette Binoche. Mein Favorit von ihm: Barocco, ein Film Noir mit Isabelle Adjani und Gérard Depardieu aus dem Jahr 1976. Ich denke, ich werde ihn mir gleich nochmal ansehen! Hier ist euer Fahrplan des Berlinale Wettbewerbs.


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