Samstag, 13. Februar 2016

Our Daily Free Stream: Daniel Burman - El Abrazo Partido (engl. subt.)





 Daniel Burmans El Abrazo Partido ist voller Bewegung. Es wird unendlich viel geredet, herum geschriehen, während die Kamera durch das Geschehen stolpert. Gleichzeitig ist El Abrazo Partido aber auch ein romantischer, fast schüchterner Versuch, etwas Persönliches mitzuteilen. Wir befinden uns in einer herunter gekommenen Einkaufspassage in Buenos Aires, in der vor allem Einwanderer ihre Ladengeschäfte mehr schlecht als recht betreiben. Ein Koreaner verkauft Feng-Shui-Artikel, der alte Osvaldo versucht erfolglos, seine Schreibmaschinen loszuwerden und den ganzen Tag über hört man den Italiener schreien. Hier lebt Ariel (Daniel Hendler), dessen Mutter eine jüdische Boutique für Damenunterwäsche betreibt. Ariels Grosseltern flüchteten einst aus Polen vor dem Holocaust. Ariels Vater verliess die Familie kurz nach seiner Geburt, um für Israel zu kämpfen. Ariel will nun aus seiner überschaubaren Welt ausbrechen, um herauszufinden, wer sein Vater war und vor allem, was ihn bewegte. Er träumt von einem besseren Leben in Europa mit einem polnischen Pass. Daniel Burman hat sich für seine lakonische Komödie als Vorbild einen gewissen Stadtneurotiker ausgesucht: Seine Hauptfiguren sprechen deshalb in einem fort. Der Tonfall seiner Komödie verbeugt sich vor dem Original, ohne aber unterwürfig daherzukommen. Burman setzt eine Handkamera ein, um mit nervös verwackelten Bildern die Stimmung in der Ladenpassage wiederzugeben. Ohne Mühe gelingt es, selbst den Nebenfiguren Leben einzuhauchen. Jeder der Protagonisten in El Abrazo Partido besitzt eine eigene Identität, keiner wird mit Klischees vereinfacht. Es entsteht ein Bild des jüdischen Lebens von Buenos Aires, in dem ganz normale Menschen ihren Lebensunterhalt verdienen (denn El Abrazo Partido ist ein Film, in dem gearbeitet wird - nicht bloss das Privatleben inszeniert!). Gefesselt aber hat mich Burmans Film in dem Moment, da der Vater wiederkommt: Plötzlich steht er vor Ariel, endlich kommt es zur überfälligen Umarmung (die dem Film seinen Titel verleiht). Ein echter Kino Moment! Die Szene steht im Kontrast zu den Emotionen, die bis dahin in El Abrazo Partido freigelegt werden: Untermotorisiert. Daniel Burmans Film lebt von der Hektik der Ladenpassage. Die Gefühle der verlassenen Familie aber bleiben im Verborgenen. Ariels Mutter scheint es ganz gleichgültig, dass ihr Mann sie verliess. Ariel selbst ist merkwürdig blockiert. Ein verunsicherter junger Mann - vielleicht ein Abbild seiner Generation in Argentinien? Wieviel Daniel steckt in Ariel? (Wir stellen nicht den Film, nur den link zur Verfügung). (Bild: https://www.trigon-film.org/de/movies/El_abrazo_partido/photos/large/7l.jpg)


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