Our Daily Free Stream: Aaltra.
Our Daily Free Stream: Aaltra. Delépine & De Kervern kennen sich aus
in der Kunst des Surrealismus. Ihr neuer Film Saint Amour läuft auf der
Berlinale, wir zeigen ihr tolles Debüt:
Als ich Aaltra für unsere Videothek auspackte, kannte ich nur eine
Person, die den Film gesehen hatte: Meinen Partner Skulli. Ich legte die
DVD rein und ein Bild genügte: Aaltra war definitiv etwas für mich!
Gefilmt in körnigem Schwarzweiss, mit langen ruhigen Einstellungen und
lauten Lachern - die sich schliesslich in ein Gefühl von Heiterkeit
verwandelten. Gemacht wurde Aaltra von zwei Belgiern, Benoît Delépine
und Gustave de Kervern, die auch gleich die Hauptrollen übernahmen.
Aaltra ist aber nicht nur lustig und politisch unkorrekt, sondern auch
wundervoll konstruiert. Jede Szene zeigt, dass hier zwei Connoisseure
bei der Arbeit bestaunt werden dürfen! Die beiden Komödianten beweisen
ein Gespür dafür, wo die Kamera platziert werden muss, die Szenen wirken
visuell vielschichtig und enden dann, wenn die Pointe zündet. Delépine
spielt einen Motocross Fanatiker, der seine Arbeit verlor und von seiner
langweiligen Gattin sitzen gelassen wurde. De Kervern, sein Nachbar,
ist ein übel launiger Bauer. Beide geraten aneinander, prügeln sich auf
einer Mähmaschine der Firma Aaltra. Ein Hebel wird in Gang gesetzt, der
beiden die Beine abklemmt. Im Rollstuhl entwickeln sich die bösen
Nachbarn zu noch schlechteren Menschen. Sie eint die Vorstellung, dass
die Firma Aaltra für diesen Unfall Schmerzensgeld zahlen muss und
deshalb rollen sie Richtung Finnland. Delépines düsteres Gesicht
verzieht sich zu nackter Verzweiflung, De Kervern sieht aus wie ein
erloschener alter Hippie. Aaltra beginnt regelrecht zu schweben, indem
er seiner hasserfüllten Ideologie folgt. Die beiden Protagonisten sind
gierig, mürrisch und egoistisch - aber sie sitzen im Rollstuhl. Wie alle
grossen Werke der Misanthropie rechtfertig Aaltra sich selbst durch
diese Tatache! Wir erleben De Kervern bettelnd und bittend auf der
Strasse einer Kleinstadt, Fussgänger angreifend - von allen verschmäht -
in seinem Stuhl. Immer wieder testen die beiden Rollstuhlfahrer die
Grenzen des guten Willens der Bürger um sich herum. Aus ihrer
Perspektive sehen wir die Welt als feindseligen Platz für Behinderte.
Schliesslich erreichen die Beiden Finnland und müssen eine Entdeckung
machen, die genauso ironisch wie gemein ist... Aaltra diente
schliesslich im Freiluftkino der Bar 25 als eine Art erweiterter
Videoabend und entwickelte sich zu einer der meistverliehenen DVDs der
Filmkunst. Nun kannten doch mehr Leute Aaltra und nicht nur mein Partner
Skulli.
(Wir stellen nicht den Film, nur den link zur Verfügung) (Bild:
http://media.senscritique.com/media/000004634288/source_big/Aaltra.jpg)
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