Freitag, 19. Februar 2016

Our Daily Free Stream: Michelangelo Antonioni - La Notte.


Our Daily Free Stream: Michelangelo Antonioni - La Notte. Wir setzen unsere Reihe fort mit den besten Berlinale Gewinnern, wozu selbstververständlich La Notte zählt: Filme von Trägheit, Erschöpfung und Entfremdung - Antonioni hat diesen Stil perfektioniert. Die Kritiker und Filmliebhaber verloren sich in endlosen Debatten über Antonionis Kunst (vermissen wir das nicht alle: Intellektuelle, die unendlich viel Rauch in die Luft blasen, schwarz gekleidet sind und sich beim Espresso über die sperrige Kunst Antonionis auslassen?). La Notte, sein zweiter berühmter Film aber stiess auch auf Ablehnung, ja sogar Hass: Pauline Kael schrieb 1961, welche neuen Erkenntnisse uns nun dieser Film über fehlgeschlagene Kommunikation brächte, wo die Figuren auf der Leinwand nichts von sich geben würden? So erfahren wir gar nichts über ihr Innenleben, ob sie überhaupt etwas zu sagen haben - ob sie sich überhaupt unterhalten könnten? Antonioni erzählt keine konventionellen Geschichten. Er benutzt scheinbare Zufälle, nebensächliche Gründe, um Entwicklungen aufzuzeigen. Folgt er seinen Figuren einfach nur in ihren Widersprüchen und Unachtsamkeiten? Antonioni selbst gab 1969 in einem Interview zu Protokoll, dass er selbst während eines Drehs oft die Bedeutung nicht kennen würde und auch danach nicht unbedingt im Bilde sei. Unter Umständen sei ein Film einfach nur eine Laune oder bilde einen bestimmten Lifestyle ab(?) Oft bekommt Antonioni seine Ideen vor Ort während des Drehs und improvisiert instinktiv. Ohne allzu viel darüber nachzudenken, so Antonioni, entscheide er erst beim Schnitt, was nun mit dem Material zu tun sei. La Notte wirkt auch nach über 40 Jahren kühn und modern, wenn kühle Architektur und merkwürdig abwesende Menschen aufeinander treffen. Immer wieder werden Mensch und Umgebung gespiegelt - dabei entsteht fast so etwas wie eine Geisterwelt. Lidia und Giovanni Pontano (Jeanne Moreau und Marcello Mastroianni) stecken im Stauf fest auf dem Weg zu einem Empfang anlässlich seines neuesten Buchs. Später wird sich Lidia auf einer Erkundungstour in Richtung Stadtrand allein aufmachen. Wir sehen das Paar in ihrer Wohnung, einem Nachtclub und schliesslich auf einer Party. Beide nehmen das Geschehen unterschiedlich wahr, womöglich lieben sie sich nicht mehr? Gesten und Blicke können wir als Zeichen der Enttäuschung deuten. Die Begegnung mit anderen Menschen lassen auf eine Abwärtsspirale schliessen. Nicht nur das Paar ist sich fremd, auch die Gegend, in der sie einmal wohnten hat ihr Gesicht verloren. In Antonionis Film gibt es weder eine innere, noch äussere Bewegung. Die erste Sequenz legt alles fest. Die Figuren bewegen sich nie, ein emotionaler Ausbruch wäre undenkbar. Nichts vermag Lidia wirklich zu beschäftigen, das ist der Plot von La Notte. (Wir stellen nicht den Film, nur den link zur Verfügung) (Bild: https://s3.amazonaws.com/criterion-production/stills/132169-b344cc230e16bae6db30709be6f7261c/Film_678_LaNotte_original.jpg)

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