Our Daily Free Stream: Spike Lee - Crooklyn
Our Daily Free Stream: Spike Lee - Crooklyn. Auf der Berlinale läuft
Lee's Amazon Produktion Chi-Raq, die auch eine Rückkehr zu den Wurzeln
des Regisseurs bedeutet (der zuletzt mit Genre Filmen aufwartete).
Deshalb zeigen wir heute einen frühen Film und zwar Crooklyn: Versetzen
wir uns zurück in das Jahr 1994, denn in diesem Jahr entstand Crooklyn.
Crooklyn erinnert sich an die 70er und wie es war, in Brooklyn
aufzuwachsen. Aus der Perspektive von 1994 muss es wie ein goldenes
Zeitalter gewirkt haben ohne Bandenkriege und Crack. Ich würde mich
interessieren, wie Spike Lee heute die frühen 90er sieht? Die
Carmichaels sind eine Familie mit vier Jungs und einem Mädchen. Sie
leben in einem Haus aus diesen typischen rötlichen Backsteinen und
verbringen die meiste Zeit auf der Strasse. Jeder kennt dort jeden,
jeder hat so seine Probleme und doch, Crooklyn pulsiert voller Liebe und
Leben! Wir werden während der ersten Szene unmittelbar hineingeworfen
in das Familienleben. im Fokus steht die jüngste Tochter Troy (Zelda
Harris). Der Vater Woody (Delroy Lindo) verdiente früher gutes Geld mit
Pop, versucht sich nun aber in ernsthafteren Kompositionen - ohne
Einkommen. Die Mutter Carolyn (Alfre Woodard) ist Lehrerin, die Jungs
nette ausgelassene Chaoten. Spike Lee hat das Drehbuch gemeinsam mit
seinem Bruder und seiner Schwester geschrieben, wobei es wohl nur
"inspiriert" sei und nicht autobiographisch. Viele Episoden aus Crooklyn
wirken aber wie gerade aus dem Leben gegriffen, so der Showdown
zwischen Mutter und Sohn, eine Platte Black-Eyed-Peas abzuwaschen. Schön
auch die Familienstreits, wenn Carolyn ihren Mann aus dem Haus wirft,
weil er nichts zum Familien Einkommen beiträgt. Spike Lee ist einer der
Regisseure, die experimentelle Ansätze wagen. Besonders pointiert wird
das während der Szenen in Virginia vorgeführt, da Lee die Vorstadt-Welt
ausleuchtet, als ob es ein anderer Planet sei. In Crooklyn dagegen ist
Ärger ein permanenter Begleiter der Carmichaels, jedoch keiner, der sich
nicht lösen liesse. Manche der Erinnerungen in Crooklyn aber
offenbahren die Qualen des echten Lebens (so dass ich denke, Lee
inszeniert in diesen Passagen doch autobiographisch): Ich erinnere mich
an die Szene, da Carolyn ihren Kindern aufträgt, die Küche aufzuräumen,
bevor sie zu Bett gehen. Sie tun es nicht, Carolyn rastet nachts aus und
schleppt sie in die Küche. Carolyn scheint nahe an einem Zusammenbruch,
die Kinder wirken haltlos und eingeschüchtert. Verletzungen, die im
Gedächtnis bleiben und später erfahren wir einige der Beweggründe
Carolyns. Spike Lee hat Crooklyn nicht im Sinne einer "geordneten"
Inszenierung gedreht, sondern durcheinander - wie das Leben. Er bietet
auch keine "Coming Of Age" Elemente, keine Auflösungen an. Am Ende sind
die Kinder eben immer noch Kinder. Während des Abspanns sehen wir
wundervolle Aufnahmen davon, wie die Jungs in den Strassen Brooklyns
spielen. Lee betont, dass diese Spiele heute ausgestorben seien und er
sie den Schauspielern erst wieder beibringen musste. (Wir stellen nicht
den Film, nur den link zur Verfügung) (Bild:
http://www.designsponge.com/wp-content/uploads/2013/07/crooklyn_6.jpg)
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