Our Daily Free Stream: Respiro (engl. subt.)
Our Daily Free Stream: Respiro (engl. subt.). Gianfranco Rosis
Dokumentarfilm Fuocoammare hat den Goldenen Bären der Berlinale
gewonnen. Ein wirklicher Aussenseiter, der das Leben auf Lampedusa
während der "Flüchtlings-Krise" schildert. Deshalb zeigen wir heute
einen Spielfilm, der 2003 vor den heutigen Ereignissen spielt: Respiro
(Lampedusa):
Es stimmt etwas nicht mit Grazia. Alle Einwohner des kleinen Dorfes sind
sich da einig, schliesslich auch ihr Ehemann. Sie soll nach Mailand
gebracht werden, damit ein Arzt ihr helfen kann. Grazia aber läuft davon
und das Gerücht geht um, sie sei ertrunken im Meer. Zuvor reagierte man
im dorf ausgesprochen wütend, weil Grazia eine alte Ruine aufbrach, in
der Dutzende sträunender Hunde gefangen waren. Die Hunde rennen nun auf
den Strassen umher. Die Männer steigen auf ihre Dächer, um die Hunde zu
erschiessen. In diesem Moment wird der Beschluss gefasst, dass Grazia
nach Mailand muss. Das Dorf liegt auf der Insel Lampedusa, im Süden
Italiens, nicht weit von Tunesien. Im Grunde erleben wir im Film das
Leben auf der Insel, bevor die sogenannte "Flüchtlings-Krise" über
Lampedusa hereinbrach (der Film kam 2003 ins Kino). Fisch und
Konservieren sind die lokalen Industrien. Jeder lebt vom anderen, ein
Kreislauf. Wir sehen, wie die Sonne brennt auf eine Landschaft aus Fels
und Sand, den endlosen Himmel und das Meer. Die Häuser im Dorf sind
sandfarben, überall spielen Kinder und stehen Vespas herum. In dieser
Welt ist Grazia (Valeria Golino) eine Legende. Sie sieht immer noch jung
aus, obwohl sie Mutter dreier Kinder ist. Ihr Mann heisst Pietro
(Vincenzo Amato), ein gutaussehender Fischer. Er versteht seine Frau,
doch auch er reagiert verstört als er sie nackt beim Baden sieht mit den
Kindern. Schliesslich ist es ihr Sohn Pasquale (Francesco Casisa), der
verlangt, sie solle ihre Kleider wieder aufnehmen und nach Hause kommen.
Pasquale versucht die Mutter zu beschützen. Ich denke, wir können sie
als manisch depressiv beschreiben, wobei sie sich meistens im Zustand
des wilden Ausbruchs befindet: Zu fröhlich, zu unkontrolliert, mit allzu
heftiger Begeisterung. Der Film von Emanuele Crialese bietet nicht nur
die Geschichte Grazias, sondern beweist ein feines Gespür für das Leben
auf Lampedusa. Wir erleben genauso intensiv die Entwicklung ihrer
Kinder, wie sie anfangen, erwachsen zu werden, zu flirten und die Liebe
zu entdecken. Es ist deshalb umso trauriger, mit anzusehen, wie Grazia
verschwindet (nicht ertrinkt, sondern davon läuft). Pasquale hilft ihr
bei diesem Betrug während ihr zweiter Sohn Pietro am Strand trauert:
Nicht unweit von Pietro versteckt sich Grazia in einer Grotte. Wie kann
sie als Mutter etwas derart Herzloses tun? - Weil die den Arzt in
Mailand wirklich braucht. Der Film folgt Grazia in ihre Welt und sieht
nicht nur das Unvermeidbare (sie ist krank!), sondern auch das Poetische
darin. Respiro ist dabei ein lebensbejahender Film geworden mit sehr
viel Energie und starken Charakteren. Manchmal kommt es mir sogar so
vor, als wird mentale Krankheit hier mehr als Unterhaltung, denn als
Leid vorgeführt. Manchmal kamen mir auch Zweifel, ob solche Menschen
wirklich auf Lampedusa leben? Womöglich existieren sie nur für die Länge
des Films? Grazia braucht Hilfe, in dem Moment aber, da sie die
bekommt, wäre Lampedusa nicht mehr so ein anziehender Ort zum Leben.
(Wir stellen nicht den Film, nur den link zur Verfügung) (Bild:
http://www.sentieriselvaggi.it/wp-content/uploads/public/articoli/2223/Images/respiro.jpg)
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