Montag, 22. Februar 2016

Our Daily Free Stream: Respiro (engl. subt.)


Our Daily Free Stream: Respiro (engl. subt.). Gianfranco Rosis Dokumentarfilm Fuocoammare hat den Goldenen Bären der Berlinale gewonnen. Ein wirklicher Aussenseiter, der das Leben auf Lampedusa während der "Flüchtlings-Krise" schildert. Deshalb zeigen wir heute einen Spielfilm, der 2003 vor den heutigen Ereignissen spielt: Respiro (Lampedusa): Es stimmt etwas nicht mit Grazia. Alle Einwohner des kleinen Dorfes sind sich da einig, schliesslich auch ihr Ehemann. Sie soll nach Mailand gebracht werden, damit ein Arzt ihr helfen kann. Grazia aber läuft davon und das Gerücht geht um, sie sei ertrunken im Meer. Zuvor reagierte man im dorf ausgesprochen wütend, weil Grazia eine alte Ruine aufbrach, in der Dutzende sträunender Hunde gefangen waren. Die Hunde rennen nun auf den Strassen umher. Die Männer steigen auf ihre Dächer, um die Hunde zu erschiessen. In diesem Moment wird der Beschluss gefasst, dass Grazia nach Mailand muss. Das Dorf liegt auf der Insel Lampedusa, im Süden Italiens, nicht weit von Tunesien. Im Grunde erleben wir im Film das Leben auf der Insel, bevor die sogenannte "Flüchtlings-Krise" über Lampedusa hereinbrach (der Film kam 2003 ins Kino). Fisch und Konservieren sind die lokalen Industrien. Jeder lebt vom anderen, ein Kreislauf. Wir sehen, wie die Sonne brennt auf eine Landschaft aus Fels und Sand, den endlosen Himmel und das Meer. Die Häuser im Dorf sind sandfarben, überall spielen Kinder und stehen Vespas herum. In dieser Welt ist Grazia (Valeria Golino) eine Legende. Sie sieht immer noch jung aus, obwohl sie Mutter dreier Kinder ist. Ihr Mann heisst Pietro (Vincenzo Amato), ein gutaussehender Fischer. Er versteht seine Frau, doch auch er reagiert verstört als er sie nackt beim Baden sieht mit den Kindern. Schliesslich ist es ihr Sohn Pasquale (Francesco Casisa), der verlangt, sie solle ihre Kleider wieder aufnehmen und nach Hause kommen. Pasquale versucht die Mutter zu beschützen. Ich denke, wir können sie als manisch depressiv beschreiben, wobei sie sich meistens im Zustand des wilden Ausbruchs befindet: Zu fröhlich, zu unkontrolliert, mit allzu heftiger Begeisterung. Der Film von Emanuele Crialese bietet nicht nur die Geschichte Grazias, sondern beweist ein feines Gespür für das Leben auf Lampedusa. Wir erleben genauso intensiv die Entwicklung ihrer Kinder, wie sie anfangen, erwachsen zu werden, zu flirten und die Liebe zu entdecken. Es ist deshalb umso trauriger, mit anzusehen, wie Grazia verschwindet (nicht ertrinkt, sondern davon läuft). Pasquale hilft ihr bei diesem Betrug während ihr zweiter Sohn Pietro am Strand trauert: Nicht unweit von Pietro versteckt sich Grazia in einer Grotte. Wie kann sie als Mutter etwas derart Herzloses tun? - Weil die den Arzt in Mailand wirklich braucht. Der Film folgt Grazia in ihre Welt und sieht nicht nur das Unvermeidbare (sie ist krank!), sondern auch das Poetische darin. Respiro ist dabei ein lebensbejahender Film geworden mit sehr viel Energie und starken Charakteren. Manchmal kommt es mir sogar so vor, als wird mentale Krankheit hier mehr als Unterhaltung, denn als Leid vorgeführt. Manchmal kamen mir auch Zweifel, ob solche Menschen wirklich auf Lampedusa leben? Womöglich existieren sie nur für die Länge des Films? Grazia braucht Hilfe, in dem Moment aber, da sie die bekommt, wäre Lampedusa nicht mehr so ein anziehender Ort zum Leben. (Wir stellen nicht den Film, nur den link zur Verfügung) (Bild: http://www.sentieriselvaggi.it/wp-content/uploads/public/articoli/2223/Images/respiro.jpg)

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