Star Wars Rogue One
Frühe Trailer von Rogue One versprachen einen dieser Filme, in denen
eine kleine Gruppe von Aussenseitern sich aufmacht, eine unmögliche
Mission zu erfüllen. Einer der Filme, der keine Scheu davor hat, die
eigens kreierten lebendigen Charaktere wieder zu zerstören. Die Mission:
Die Baupläne des Death Star müssen geklaut werden - gleichzeitig eine
unserer grossen Wissenslücken aus dem Star Wars Imperium. Rogue One
bietet nie gesehene Weltraumschlachten und eine für Star Wars
ungewöhnliche physische sowie emotionale Tiefe! Laser-Schwerter gibts
kaum (nur Darth Vader führt eins) und die Helden gehen ohne zu zögern in
den Freitod! Rogue One bietet aber auch die Märchen-Elemente, die wir
so sehr lieben. Es stellt eine Brücke da von der allseits kritisierten
Episode III zur idealistischen Episode IV. Und ganz nebenbei beantworten
die Drehbuch-Autoren Chris Weitz und Tony Gilroy die wesentliche Frage:
Wie konnte die Superwaffe des Todessterns mit nur einem einzigen
gezielten Schuss in seine Einzelteile zerlegt werden? Felicity Jones
spielt Jyn Erso, die Tochter des imperialen Weltraum-Wissenschaftlers
Galen (Mads Mikkelsen), dem Erbauer des Todessterns. Alsdann hätten wir
den furchtlosen Rebellen Cassian Andor (Diego Luna), den kämpfenden
Priester Chirrut Îmwe (Donnie Yen), den loyalen Freund Baze Malbus
(Jiang Wen) und die erste Figur aus der Clone Wars Saga, Saw Gerrera
(Forest Whitaker), die hier zum Leben erweckt wird. Unser Liebling in
Rogue One heisst aber K-2SO, der sogar die Befürchtungen der
menschlichen Krieger korrigiert, von dieser Mission nicht
zurückzukehren: "I will!" Regisseur Gareth Edwards erfreute uns in der
Vergangenheit mit einigen nicht gerade stromlinienförmigen Blockbustern.
Rogue One ist da konventioneller, wirkt aber dennoch in vielen Momenten
wie die Arbeit eines Künstlers! Am schrecklichsten, der "Test" des
Todessterns. Wir erleben, wie eine Stadt mit der Kraft eines Tzunamis
ausgeläscht wird. Die Tiefe des Werks entsteht dadurch, dass eine Gruppe
von Individualisten gegen ihren Willen handeln muss - nicht durch
blosse Action-Sequenzen. Immer wieder werden die Charaktere auf die
Probe gestellt: Vertrauen sie oder nicht? Das verleiht Rogue One eine
spirituelle Note wie in den besten Episoden der Saga. Übrigens haben wir
es hier mit dem ersten Teil zu tun, in dem die Charaktere wirklich in
einer fest umrissenen Zivilisation mit ihren Regeln, Traditionen sogar
ihrer Religion leben. Das ist es doch, was George Lucas von Beginn an
erdachte (selbst in den Episoden, da er sich nicht als grosser Erzähler
erwies)! Die zentrale Frage: Gibt es den Moment, da es moralisch
vertretbar ist, einfach aufzugeben? Diese simple Zuspitzung fand bereits
ihre Entsprechung ausserhalb des Kinos, da die amerikanische Old Right
Bewegung die "multikulturellen" Star Wars als "anti-weissen" Gegner
wahrnahm (vgl. taz 15.12.16). Lohnt es sich in diesen Zeiten imperialer
Übermacht weiter kämpfen? Selbstredend!
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen