Donnerstag, 15. Dezember 2016

Star Wars Rogue One

 Frühe Trailer von Rogue One versprachen einen dieser Filme, in denen eine kleine Gruppe von Aussenseitern sich aufmacht, eine unmögliche Mission zu erfüllen. Einer der Filme, der keine Scheu davor hat, die eigens kreierten lebendigen Charaktere wieder zu zerstören. Die Mission: Die Baupläne des Death Star müssen geklaut werden - gleichzeitig eine unserer grossen Wissenslücken aus dem Star Wars Imperium. Rogue One bietet nie gesehene Weltraumschlachten und eine für Star Wars ungewöhnliche physische sowie emotionale Tiefe! Laser-Schwerter gibts kaum (nur Darth Vader führt eins) und die Helden gehen ohne zu zögern in den Freitod! Rogue One bietet aber auch die Märchen-Elemente, die wir so sehr lieben. Es stellt eine Brücke da von der allseits kritisierten Episode III zur idealistischen Episode IV. Und ganz nebenbei beantworten die Drehbuch-Autoren Chris Weitz und Tony Gilroy die wesentliche Frage: Wie konnte die Superwaffe des Todessterns mit nur einem einzigen gezielten Schuss in seine Einzelteile zerlegt werden? Felicity Jones spielt Jyn Erso, die Tochter des imperialen Weltraum-Wissenschaftlers Galen (Mads Mikkelsen), dem Erbauer des Todessterns. Alsdann hätten wir den furchtlosen Rebellen Cassian Andor (Diego Luna), den kämpfenden Priester Chirrut Îmwe (Donnie Yen), den loyalen Freund Baze Malbus (Jiang Wen) und die erste Figur aus der Clone Wars Saga, Saw Gerrera (Forest Whitaker), die hier zum Leben erweckt wird. Unser Liebling in Rogue One heisst aber K-2SO, der sogar die Befürchtungen der menschlichen Krieger korrigiert, von dieser Mission nicht zurückzukehren: "I will!" Regisseur Gareth Edwards erfreute uns in der Vergangenheit mit einigen nicht gerade stromlinienförmigen Blockbustern. Rogue One ist da konventioneller, wirkt aber dennoch in vielen Momenten wie die Arbeit eines Künstlers! Am schrecklichsten, der "Test" des Todessterns. Wir erleben, wie eine Stadt mit der Kraft eines Tzunamis ausgeläscht wird. Die Tiefe des Werks entsteht dadurch, dass eine Gruppe von Individualisten gegen ihren Willen handeln muss - nicht durch blosse Action-Sequenzen. Immer wieder werden die Charaktere auf die Probe gestellt: Vertrauen sie oder nicht? Das verleiht Rogue One eine spirituelle Note wie in den besten Episoden der Saga. Übrigens haben wir es hier mit dem ersten Teil zu tun, in dem die Charaktere wirklich in einer fest umrissenen Zivilisation mit ihren Regeln, Traditionen sogar ihrer Religion leben. Das ist es doch, was George Lucas von Beginn an erdachte (selbst in den Episoden, da er sich nicht als grosser Erzähler erwies)! Die zentrale Frage: Gibt es den Moment, da es moralisch vertretbar ist, einfach aufzugeben? Diese simple Zuspitzung fand bereits ihre Entsprechung ausserhalb des Kinos, da die amerikanische Old Right Bewegung die "multikulturellen" Star Wars als "anti-weissen" Gegner wahrnahm (vgl. taz 15.12.16). Lohnt es sich in diesen Zeiten imperialer Übermacht weiter kämpfen? Selbstredend!

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