Donnerstag, 15. Dezember 2016

youtube: Kwaidan (engl. subt.)

 youtube: Kwaidan (engl. subt.) 1965 hat Masaki Kobayashi Kwaidan, eine Komposition aus vier Geistergeschichten, fertiggestellt. Ein Film, der uns auch vor Augen führt, wie mündlich weitergegebenes Volksgut seinen Weg findet, wie es niedergeschrieben und schliesslich verfilmt wird. Wer das schmucke Booklet der DVD einmal durchblättert, wird feststellen, wenn er die Original Geschichten liest, wie respektvoll der Film mit ihnen umgeht. Darüber hinaus aber bietet Kwaidan eines der ungewöhnlichsten, der einzigartigsten Set Designs der Filmgeschichte! Fraglos stand Kwaidan ein ausserordentliches Budget zur Verfügung und das sieht man in den nahezu drei Stunden! Eine technische Revolution und natürlich genauso eine künstlerische! Die Geistergeschichten besitzen nie den Selbstzweck, uns mit billigen Schock-Effekten zu überraschen; das Werk lebt von seiner Atmosphäre, den Emotionen, die herausbeschworen werden. Das Übernatürliche ist der Schlüssel zum menschlichen Bewusstsein. In dieser antiken Welt, die Kwaidan vor uns entstehen lässt, ist es nicht der Geist, der uns erschrecken lässt, es ist der Mensch. Wir müssen da nicht nur Kwaidan, sondern auch frühere Filme von Masaki Kobayashi vor dem Hintergrund des zweiten Weltkriegs begreifen. Am tiefsten verunsichert hat mich die erste Erzählung, in der ein arroganter Samurai seine geliebte Frau verlässt, um eine "bessere Partie" zu machen. Als er schliesslich reumütig nach Kyoto zurückkehrt zu ihr, verbringt er nicht mit seiner Frau, sondern ihrem Geist eine Nacht. Das Haus selbst liegt da, wie er es verliess, bevor seine Frau, ungeschützt, von umherziehenden Samurais vergewaltigt und getötet wurde... Es ist ihr langes schwarzes Haar, das den Ungetreuen schliesslich erstickt. Eine klassische Geschichte, die da inmitten der expressionistischen Sets entwickelt wird. Kwaidan darf als Bindeglied des tradionellen japanischen Kinos und der radikalen Neuen Welle der 60er gelten. Mit einem Zen-philosophischen Ansatz wird das menschliche Leid im unvermeidbaren Lauf der zeit betrachtet - das aber geschieht eben auch kontrovers und politisch engagiert! In dem Sinne wie Kwaidan etwas Anti-Autoritäres anhaftet, hat auch Masaki Kobayashi sein dickes Budget investiert ohne Rücksicht auf das Filmstudio zu nehmen.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen