youtube: Kwaidan (engl. subt.)
 youtube: Kwaidan (engl. subt.) 1965 hat Masaki Kobayashi Kwaidan, eine 
Komposition aus vier Geistergeschichten, fertiggestellt. Ein Film, der 
uns auch vor Augen führt, wie mündlich weitergegebenes Volksgut seinen 
Weg findet, wie es niedergeschrieben und schliesslich verfilmt wird. Wer
 das schmucke Booklet der DVD einmal durchblättert, wird feststellen, 
wenn er die Original Geschichten liest, wie respektvoll der Film mit 
ihnen umgeht. Darüber hinaus aber bietet Kwaidan eines der 
ungewöhnlichsten, der einzigartigsten Set Designs der Filmgeschichte! 
Fraglos stand Kwaidan ein ausserordentliches Budget zur Verfügung und 
das sieht man in den nahezu drei Stunden! Eine technische Revolution und
 natürlich genauso eine künstlerische! Die Geistergeschichten besitzen 
nie den Selbstzweck, uns mit billigen Schock-Effekten zu überraschen; 
das Werk lebt von seiner Atmosphäre, den Emotionen, die herausbeschworen
 werden. Das Übernatürliche ist der Schlüssel zum menschlichen 
Bewusstsein. In dieser antiken Welt, die Kwaidan vor uns entstehen 
lässt, ist es nicht der Geist, der uns erschrecken lässt, es ist der 
Mensch. Wir müssen da nicht nur Kwaidan, sondern auch frühere Filme von 
Masaki Kobayashi vor dem Hintergrund des zweiten Weltkriegs begreifen. 
Am tiefsten verunsichert hat mich die erste Erzählung, in der ein 
arroganter Samurai seine geliebte Frau verlässt, um eine "bessere 
Partie" zu machen. Als er schliesslich reumütig nach Kyoto zurückkehrt 
zu ihr, verbringt er nicht mit seiner Frau, sondern ihrem Geist eine 
Nacht. Das Haus selbst liegt da, wie er es verliess, bevor seine Frau, 
ungeschützt, von umherziehenden Samurais vergewaltigt und getötet 
wurde... Es ist ihr langes schwarzes Haar, das den Ungetreuen 
schliesslich erstickt. Eine klassische Geschichte, die da inmitten der 
expressionistischen Sets entwickelt wird. Kwaidan darf als Bindeglied 
des tradionellen japanischen Kinos und der radikalen Neuen Welle der 
60er gelten. Mit einem Zen-philosophischen Ansatz wird das menschliche 
Leid im unvermeidbaren Lauf der zeit betrachtet - das aber geschieht 
eben auch kontrovers und politisch engagiert! In dem Sinne wie Kwaidan 
etwas Anti-Autoritäres anhaftet, hat auch Masaki Kobayashi sein dickes 
Budget investiert ohne Rücksicht auf das Filmstudio zu nehmen.

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