youtube: Frank Capra - It's A Wonderful Life
youtube: Frank Capra - It's A Wonderful Life.
Irgendwann einmal zählte Frank Capras It's A Wonderful Life zu den
vergessenen Filmen, bis er zu Beginn der 70er wiederentdeckt wurde. Er
avancierte zu einem Weihnachtsfilm, zu einem jährlichen Ritual der
Familien auf aller Welt. Ich hatte It's A Wonderful Life als Kind
geliebt und tu das immer noch - ich denke, weil Capras Werk so ehrlich
ist! Es geht aber nicht nur um den Film, es sind die eigenen
Erinnerungen, die mit ihm verbunden sind! It's A Wonderful Life war der
erklärte Lieblingsfilm seines Regisseurs Frank Capra und seines
Hauptdarstellers James Stewart. Dann geschah das Schlimmste: It's A
Wonderful Life wurde nachträglich koloriert und entzaubert. Stewart
selbst soll über diese Version gesagt habe, sie würde ihn krank machen.
Die wundervolle Schwarzweiss Version gehört zu den zeitlosen Klassikern,
die sich mit der Zeit noch verbessern. Andere Filme, selbst sehr gute,
kann man nur ein Mal ansehen - Frank Capras Komödie dagegen immer
wieder! Er wächst einem ans Herz, wird familiär. Wie ein kraftvolles,
fundamentales Märchen, so wirkt It's A Wonderful Life auf mich. Es ist
die Umkehrung des Christmas Carol: Wir sehen keinen alten Mann, der
Geschichten vom Glück erzählt, sondern einen jungen, der sich ins
Unglück stürzt. Der Held heisst George Bailey (Stewart). Er ist einer,
der nie herausgefunden hat aus seiner kleinen ruhigen Stadt Bedford
Falls, in der er geboren wurde. Als junger Mann träumte er davon zu
reisen und sich den Staub von seinen Schuhen zu klopfen. Irgendetwas
aber gab es immer, das ihn zu Hause hielt. Am meisten die Ersparnisse
seiner Familie und die Bausparkasse seines Vaters, die den einfachen
Menschen ein eigenes Haus zu ermöglicht. Diese Bausparkasse ist das
Einzige, das zwischen der Gemeinde und dem gierigen Mr. Potter (Lionel
Barrymore), dem lokalen Banker, steht. George heiratet seine High School
Liebe (Donna Reed in ihrer ersten Rolle) und hilft den Armen, den Traum
vom Eigenheim zu verwirklichen. Dann aber verliert sein Onkel am
Heiligabend einen grossen Betrag Bargeld und der Weg scheint frei für
Mr. Potter. George verzweifelt, sein Gesicht wirkt auf einmal düster und
eingefallen. Er steht auf der Brücke, um sich herabzustürzen, als ein
Engel namens Clarence (Henry Travers) ihn davor bewahrt. Clarence zeigt
George, wie das Leben in Beford Falls ohne ihn verlaufen würde. Wie wäre
die Welt ohne mich? - Das ist die grosse Frage in It's A Wonderful
Life. Frank Capra hat seine Tragikomödie nie als Weihnachtsfilm
konzipiert. Es war der erste Film, den er nach seinem Wehrdienst im
zweiten Weltkrieg produzierte und er sollte etwas Besonderes werden.
It's A Wonderful Life feiert die Träume des einfachen amerikanischen
Mannes, der das Beste für sich und seine Nachbarn versucht. Capra hatte
sich während der 30er mit einer ganzen Reihe an phantastischen Komödien
in Parabelform etabliert und darf als DER Regisseur der Roosevelt-Ära
gelten. Für Stewart, der auch im Krieg gedient hatte, war es die
Möglichkeit, wieder mit Capra zu arbeiten. Wie soviele aus seiner
Generation, die den "Jungen von Nebenan" verkörpern, verdankt Stewart
Capra die wichtigsten Filme seiner Karriere. Seinerzeit war It's A
Wonderful Life kein Erfolg und geriet in Vergessenheit. Dabei ist die
Komödie nicht einfach bloss dazu da, unsere Herzen zu erwärmen! Erinnere
dich an die Szene, als Georges jüngerer Bruder im Eis einbricht. Oder
die Telefon Szene, in der sich der wütende James Stewart und Donna Reed
aufeinmal gegenüber stehen! Dann die düsteren Passagen, in denen George
betrunken durch seine Heimatstadt torkelt, die er versucht, zu hassen.
Selbst die schmalzigsten Szenen, so der Wink des Himmels, funktionieren,
weil sie so simpel sind! Ich musste auch öfters an den Bankenskandal
Berlins und die europäische Misere denken, die "Rettung" der Banken mit
Steuergeldern. Leider konnte der Film die Nachkriegs-Karriere von Frank
Capra nicht beflügeln. Er erreichte nie mehr die Einspielergebnisse
seiner Vorkriegs-Klassiker und inszenierte sein letztes Werk 1961.
Später war Capra geschätzter Gast-Professor an der Filmhochschule.
Einmal beantwortete er die Frage, ob "heutzutage" immer noch Filme mit
der Botschaft von It's A Wonderful Life verwirklicht werden könnten mit
der Feststellung, dass wir alle sofort aufgeben müssten, falls nicht...
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