youtube: Billy Wilder - One Two Three
youtube: Billy Wilder - One Two Three. 1961 war Berlin schon einmal der 
Mittelpunkt der Welt. Über Nacht errichtete die Armee der DDR mit Hilfe 
zahlreicher Jung-Pioniere die Berliner Mauer. Den Stacheldraht lieferten
 Firmen aus dem Westen. 1961 versuchte sich Hollywoods erfolgreichster 
Komödien-Regisseur Billy Wilder an einem Comeback in seiner früheren 
Wahlheimat Berlin. Dort begann Wilders Karriere in den frühen 30ern. 
Billy Wilder hiess ursprünglich Samuel Wilder. Viele seiner Familie 
wurden nach 1933 vergast, er floh und emigrierte in die USA. 1961 hatte 
er Drehbücher für Ernst_Lubitsch verfasst, selbst einige der grössten 
Klassiker Hollywoods inszeniert und vor allem eine Serie an Komödien 
gedreht. Wilder befand sich auf seinem Zenit - One Two Three aber wurde 
ein Flop. Während er in Berlin drehte und das Brandenburger Tor als 
Kulisse nutzte, wurde die Stadt geteilt. Niemand wollte mehr über seine 
Ost-West Komödie lachen. Schon gar nicht in Deutschland. MacNamara 
(James Cagney ausnahmsweise in einer komischen Rolle) ist der Chef des 
Coca Cola Werks von West-Berlin. Um seine Stellung zu verbessern, 
erklärt er sich dazu bereit, die Tochter seines Chefs (Pamela Tiffin) 
während ihres Berlin Aufenthalts zu beherbergen. Die aber verliebt sich 
in einen strammen Jung-Komministen aus Ost-Berlin, mit dem sie auf den 
Dächern der Stadt liegt und die Sputniks beobachtet. Zuviel! Jedoch: Zu 
spät, denn das junge Paar erwartet bereits ein Kind. MacNamara 
beschliesst, aus dem rüpelhaften Burschen, einen Gentleman, einen 
Adeligen, aus dem Westen zu machen... Wilders berühmteste 
Regie-Anweisung für One Two Thre lautete, alles in einer Geschwindigkeit
 von 100 Meilen zu spielen. In seiner Welt sind die Amis am Profit 
inszeniert, die Bolschewiken vor allem an der jungen Coca Cola 
Sekretärin (Liselotte Pulver als deutsche "Marilyn") und die Deutschen? 
Sie schlagen die Hacken zusammen, betritt MacNamara das Grossraum-Büro. 
Ansonsten leiden sie unter Amnesie ("Welcher Adolf?), können aber die 
Verwandlung eines Kommunisten in einen Adeligen perfekt organisieren 
("Sieg Heil!"). Wilders Sarkasmus war zuviel für das heimische Publikum.
 Erst während der 80er entdeckte man One Two Three wieder. Ich erinnere 
mich, wie der Film in den Ku'damm Kinos (Filmbühne Wien, Marmorhaus, 
sogar Royal Palast) lief und zwar fast ein Jahr lang. Jeder wollte 
Wilders Frontstadt-Komödie sehen (und das war noch vor dem Fall der 
Mauer!). Mein Vater nahm uns auch mit ins Kino und ich weiss noch, dass 
mir vor allem die Geschwindigkeit imponierte, mit der MacNamara seine 
Anweisungen erteilt (und Wilders Komödie durchläuft). Bemerkenswert, wie
 ein Mann, dem die Deutschen so viel Leid zu fügten, mit einer solch 
lockeren Komödie kontert. Ich denke, One Two Three hat sehr viel von 
einer persönlichen Abrechnung Wilders. Das Publikum 1961 hatte das sehr 
wohl verstanden.

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