Freitag, 30. Dezember 2016

youtube: Billy Wilder - One Two Three


youtube: Billy Wilder - One Two Three. 1961 war Berlin schon einmal der Mittelpunkt der Welt. Über Nacht errichtete die Armee der DDR mit Hilfe zahlreicher Jung-Pioniere die Berliner Mauer. Den Stacheldraht lieferten Firmen aus dem Westen. 1961 versuchte sich Hollywoods erfolgreichster Komödien-Regisseur Billy Wilder an einem Comeback in seiner früheren Wahlheimat Berlin. Dort begann Wilders Karriere in den frühen 30ern. Billy Wilder hiess ursprünglich Samuel Wilder. Viele seiner Familie wurden nach 1933 vergast, er floh und emigrierte in die USA. 1961 hatte er Drehbücher für Ernst_Lubitsch verfasst, selbst einige der grössten Klassiker Hollywoods inszeniert und vor allem eine Serie an Komödien gedreht. Wilder befand sich auf seinem Zenit - One Two Three aber wurde ein Flop. Während er in Berlin drehte und das Brandenburger Tor als Kulisse nutzte, wurde die Stadt geteilt. Niemand wollte mehr über seine Ost-West Komödie lachen. Schon gar nicht in Deutschland. MacNamara (James Cagney ausnahmsweise in einer komischen Rolle) ist der Chef des Coca Cola Werks von West-Berlin. Um seine Stellung zu verbessern, erklärt er sich dazu bereit, die Tochter seines Chefs (Pamela Tiffin) während ihres Berlin Aufenthalts zu beherbergen. Die aber verliebt sich in einen strammen Jung-Komministen aus Ost-Berlin, mit dem sie auf den Dächern der Stadt liegt und die Sputniks beobachtet. Zuviel! Jedoch: Zu spät, denn das junge Paar erwartet bereits ein Kind. MacNamara beschliesst, aus dem rüpelhaften Burschen, einen Gentleman, einen Adeligen, aus dem Westen zu machen... Wilders berühmteste Regie-Anweisung für One Two Thre lautete, alles in einer Geschwindigkeit von 100 Meilen zu spielen. In seiner Welt sind die Amis am Profit inszeniert, die Bolschewiken vor allem an der jungen Coca Cola Sekretärin (Liselotte Pulver als deutsche "Marilyn") und die Deutschen? Sie schlagen die Hacken zusammen, betritt MacNamara das Grossraum-Büro. Ansonsten leiden sie unter Amnesie ("Welcher Adolf?), können aber die Verwandlung eines Kommunisten in einen Adeligen perfekt organisieren ("Sieg Heil!"). Wilders Sarkasmus war zuviel für das heimische Publikum. Erst während der 80er entdeckte man One Two Three wieder. Ich erinnere mich, wie der Film in den Ku'damm Kinos (Filmbühne Wien, Marmorhaus, sogar Royal Palast) lief und zwar fast ein Jahr lang. Jeder wollte Wilders Frontstadt-Komödie sehen (und das war noch vor dem Fall der Mauer!). Mein Vater nahm uns auch mit ins Kino und ich weiss noch, dass mir vor allem die Geschwindigkeit imponierte, mit der MacNamara seine Anweisungen erteilt (und Wilders Komödie durchläuft). Bemerkenswert, wie ein Mann, dem die Deutschen so viel Leid zu fügten, mit einer solch lockeren Komödie kontert. Ich denke, One Two Three hat sehr viel von einer persönlichen Abrechnung Wilders. Das Publikum 1961 hatte das sehr wohl verstanden.

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