youtube: Harry Knowles over Citizen Kane
 youtube: Harry Knowles over Citizen Kane (Ain't It Cool). Es darf 
bezweifelt werden, das Leben eines Mannes mit nur einem Wort zu 
beschreiben. So wird's auch in Orson Welles Citizen Kane argumentiert. 
Dann aber folgt die Serie berühmter Shots, die in der Grossaufnahme 
dieses einen Wortes mündet: "Rosebud". Wir erinnern uns, dass so Charles
 Foster Kanes Schlitten hiess, den er in der Kindheit besass. Es war 
sein Schlitten, bevor man ihn von seiner Familie trennte und seinem 
neuen Vormund übergab. "Rosebud" beschreibt die Sicherheit, die 
Hoffnungen, ja die Unschuld der Kindheit. Ein Mann kann sein ganzes 
Leben darauf verwenden, diesen Zustand wiederherzustellen. "Rosebud" mag
 für Vergänglichkeit stehen, mit Sicherheit für etwas, das Kane nie 
bekam oder verlor, folgert der Reporter über Kanes letztes Wort zu 
Lebzeiten. "Rosebud" vermag nicht alles zu erklären, womöglich nichts. 
Es ist aber auch eine bemerkenswerte Demonstration, dass eben nicht 
alles erklärt werden kann. Orson Welles Film liebt derartige Paradoxe. 
Überhaupt ist die ganze Oberfläche von Citizen Kane ein vergnügtes Spiel
 mit uns Zuschauern. Jeder kann alles (oder nichts) darin erkennen. 
Citizen Kane, das grosse Geheimnis der Filmgeschichte! Wir kennen die 
Geschichte des Werks, wie RKO Welles versprach, einen Film ganz nach 
Belieben zu drehen. Er entschied sich für ein Drehbuch, das inspiriert 
worden war vom Leben des Zeitungsmoguls William Randolph Hearst. Der 
lebte in einem Anwesen, das man wohl als Schloss bezeichnen könnte und 
steht stellvertretend für die Murdochs oder Trumps dieser Welt. Welles 
selbst hatte vor allem Erfahrungen im Bereich der Hörspiele (wir kennen 
auch die Geschichte, wie ein Welles Radio-Stück über eine Alien-Invasion
 Amerika in Angst und Schrecken versetzte). Citizen Kane folgt einer 
kreisförmigen Struktur - doch wer konnte je die Szenefolge von Citizen 
Kane in Erinnerung behalten? Die Chronologie von Citizen Kane folgt 
emotionalen Gesetzen, nicht denen der Zeit. Randvoll ist das Werk mit 
grandiosen Einstellungen wie den Türmen von Xanadu. Die Geschichte Kanes
 ist immer auch die seiner Zeit: Die Geburt des Radios, der 
spanisch-amerikanische Krieg, die Kraft der aufkommenden Maschinen... 
Natürlich weiss der Film, dass der Kindheits-Schlitten nicht die Antwort
 auf alles sein kann. Vielmehr zeigt er, wie unser Leben nach dem Tod 
durch die Perspektive anderer in Erinnerung bleiben wird. Das ganze 
Leben, ein Rollenspiel und im Gedächtnis werden die verschiedenen 
Rollen, die wir einnahmen, bleiben. Kane, der Zeitungsmogul, unterhielt 
Millionen, starb aber ganz allein. Er hatte eine politische Karriere und
 eine geschäftliche, stellte aber seine Geliebte über beide. Er war 
verheiratet, aber auch das blieb zweitrangig. Das stärkste Bild: Kane, 
der durch den eigenen Anspruch überfordert wird und sein Imperium 
verliert. Er unterschreibt die Verträge seines Nachlasses und 
verschwindet in der Dunkelheit des Bildes. Die Relationen des Raumes im 
Vergleich zu seiner selbst wirken nicht mehr stimmig; alles erscheint 
überdimensioniert. Dann geht er auf uns zu, wächst und wächst. Doch ist 
es nicht allein unsere Perspektive, durch die wir ihn betrachten? Kane 
selbst bleibt doch immer gleich gross.

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