Dienstag, 31. Januar 2017

FILM LIST: Amelie & Her Friends


Amelie & Her Friends

Französische Filme mit dem Amelie-Touch! (Wir stellen nicht die Filme, nur die links zur Verfügung. SEHT EUCH DIE LINKS SCHNELL AN, BEVOR SIE GELÖSCHT WERDEN. 31.1.17)

Montag, 30. Januar 2017

youtube: Junebug

 youtube: Junebug. Gibts überhaupt wen, der Amy Adams nicht mag? Nach Arrival spielt sie in Disenchanted, einer animierten Komödie. Doch wer erinnert sich an Junebug? - Junebug heisst der Film, der das Leben in einer Kleinstadt wie kein zweiter begriffen hat. Das muss keine amerikanische Kleinstadt im Süden sein, das kann auch jede deutsche Kleinstadt sein. Oder der Stadtrand von Berlin. Junebug beobachtet scheinbar unwichtige Details, die natürlich wichtig sind, eben WEIL es sich um Details handelt. Phil Morrisons Film mag jeden seiner Charaktere und vermeidet zwei typische Fehler: Die Kleinstädter werden nicht als Idioten dargestellt, die Grossstädter nicht als blosse Materialisten. Morrison weiss, dass die Menschen voll guter Intentionen sind und doch immer wieder vom Leben in bestimmte Rollen gepresst werden. Er weiss, dass der Ton die Melodie macht. Es ist nicht ausschlaggebend, was seine Charaktere sagen, sondern wie sie es tun. Wer sind also diese Menschen? Die Geschichte beginnt in Chicago. Die Kunsthändlerin Madeleine (Embeth Davidtz) veranstaltet einen Wohltätigkeits-Basar auf dem George (Alessandro Nivola) anwesend ist. Sie sprechen über Kunst, verlieben sich auf den ersten Blick und heiraten eine Woche später. Seine Familie aus North Carolina ist geladen, reagiert aber nicht. Sechs Monate später hört sie von einem interessanten Künstler aus dem Süden und schlägt zwei Fliegen mit einer Klappe: Bei der Gelegenheit, kann sie gleich auch ihre neue Familie kennenlernen. Peg (Celia Weston) ist die Matriarchin, die jeden und alles kritisiert. Während sie stets Recht behält, ist ihr Mann Eugene (Scott Wilson) zu einer stillen Schatten-Existenz erstarrt. Georges jüngerer Bruder Johnny (Ben McKenzie) hat eine typische Highschool Süssmaus geheiratet und geschwängert: Ashley (die tolle Amy Adams). Als sie eintreffen, weigert sich Johnny, allzu viel zu reden und verbringt die meiste Zeit in der Garage. Ashley dagegen ist süss und optimistisch und ich denke eine gute Seele. Sie ist ausserordentlich neugierig und mitteilungsbedürftig. Madeleine, die Grossstädterin, lächelt die meiste Zeit. Falls sie sich von der Südstaaten-Familie gestört fühlt, merken wir ihr das nicht an. Jeder in der Familie ist dermassen in seiner Rolle befangen, dass die Ankunft der "Neuen" aus Chicago wie ein Sturm wirkt. Es exisitert eine unausgesprochene Spannung zwischen George und Johnny, aber auch Ashley und Johnny. Wohl zwischen Johnny und dem Rest der Welt. Schliesslich muss Ashley ins Krankenhaus; es ist soweit! Das Baby kommt. Madeleine aber begleitet die Familie nicht, sondern will den Vertrag mit ihrem Künstler fixieren. Es stellt sich folgende Frage: Wie wichtig ist das Baby für George? Würde er eigens aus Chicago rüberfliegen, um sie zu unterstützen? In dem Moment aber, da er im Elternhaus weilt, folgt er den Regeln dort (während Johnny natürlich nicht im Krankenhaus ist, glaubt George, Madeleine sollte dort sein und nirgendwo sonst). Dieser Konflikt führt zu einer grossartigen Szene zwischen George und Ashley, nachdem wohl auch der letzte von Amy Adams überwältigt sein wird... Junebug ist ein grosser Film. Ein wahrhaftiger Film. Er führt keinen Wettstreit gegen all die "Indie" Familienfilme, in denen die Familien möglichst exzentrisch und witzig vorgeführt werden. Junebug versteht, wie komplex Familien funktionieren und dass ihre Probleme nicht mal eben während eines Kurzbesuchs gelöst werden können. Auch nicht in 90 Filmminuten (inklusive Happy Ending). Die Probleme werden fortdauern und fortdauern. Achtet mal auf die Szene zwischen Madeleine und ihrem stillen Schwiegervater Eugene, in dem Moment, da sie ihn auf seine Frau anspricht: "She's a very strong personality." Er aber antwortet: "She's not like that inside." Dann fügt er hinzu: "Like most". Zwei wichtige Wörter, die gesagt werden müssen. Sie tragen die gesamte Last des Films.

youtube: The Machinist


youtube: The Machinist. Das interessanteste Projekt von Christian Bale dürfte eine weitere Real-Verfilmung des Dschungelbuchs sein. Inszeniert von Andy Serkins alias Gollum! wir zeigen The Machinist. - Wäre er noch dünner, er würde gar nicht mehr existieren: Trevor Reznik (Christian Bale), ein einsamer Mann. Niemand mag ihn auf der Arbeit, er kann nachts nicht schlafen und es gibt nur zwei Menschen, die nett zu ihm sind: Stevie, eine Prostituierte und Marie, eine Kellnerin in einem Laden draussen am Flughafen, der immer offen ist. Trevor hat seit einem Jahr nicht mehr geschlafen, erzählt er Marie. Christian Bale hat genauso viel Gewicht verloren wie Trevor. Man muss zwei Mal hinsehen, um ihn zu erkennen! So verknöchert sein Gesicht mit tiefliegenden Augen, dass wir uns mehr als einmal um ihn sorgen. Also um den Schauspieler. Ein Mann, gefangen im ganz normalen Wahnsinn der Welt! Trevor arbeitet als Mechaniker. Es gibt wohl auf jeder Arbeitsstelle einen wie Trevor. Einen, den alle hassen. Sie finden ihn merkwürdig, wahrscheinlich haben sie sogar Angst vor ihm. Sein Chef verlangt eine Urinprobe von Trevor. Schliesslich verliert ein Kollege seine Hand, weil Trevor abgelenkt wird. Das Opfer, Miller (Michael Ironside), reagiert sogar weniger schockiert als Trevor - der seine qualvolle Zukunft ganz genau zu kennen scheint. Stevie (Jennifer Jason Leigh) fungiert als Trost. Sicher, manchmal hat sie Sex mit Trevor, vor allem aber kennt sie seine Bedürfnisse. Trevor liest Der Idiot von Dostojewski und wer weiss - womöglich gibt es mehr Parallelen zwischen Stevie und Natascha als wir auf den ersten Blick meinen? Marie (Aitana Sanchez-Gijon) hat einen Blick für einsame Männer wie Trevor. Sie wundert sich, dass er eigens zum Flughafen rausfährt, um dort Kaffee zu trinken. Ich denke, sie würde sich auch privat mit ihm treffen. Dann gibt es noch den Kollegen Ivan (John Sharian) - oder existiert er nur in Trevors Einbildung? Das Ende von The Machinist ist dahingehend befriedigend, da alle Widersprüche und Geheimnisse des Films aufgelöst werden. Das Wichtigste an The Machinist ist aber nicht der Plot. Regisseur Brad Anderson will uns einen bestimmten Geisteszustand vermitteln. Gemeinsam mit Bale gelingt ihm das auf höchst verstörende Art und Weise: In kalten Bildern sehen wir Trevors Welt durch seine Perspektive. Eine unschöne Grenzerfahrung!

Sonntag, 29. Januar 2017

youtube: Liebe mich, wenn du dich traust - Jeux D'Enfants (germ. dubbed)


youtube: Liebe mich, wenn du dich traust - Jeux D'Enfants (germ. dubbed). Ist sie nicht toll? Marion Cortillard, auftretend in den grossen Filmen Christopher Nolans, Jacques Audiards oder Woody Allens? Demnächst in Arnaud Desplechins Les fantômes d'Ismaël. In Jeux D'Enfants ist sie noch ganz jung. - Mag ich nun den Film nicht? Oder die Charaktere, die darin auftreten? Ich denke, ich mag die Charaktere nicht und sie verursachen ein Unwohlsein beim Betrachten. Möglicherweise sind sie einfach verrückt und gefangen in ihren gemeinsamen Obsessionen? Dass Jeux D'Enfants ein solch ungutes Gefühl bei mir hervorruft, heisst doch aber, dass der Film gut ist! Eigentlich. Ich mag ihn trotzdem nicht. Julien und Sophie (Guillaume Canet und Marion Cotillard) begegnen sich zum ersten Mal in der Schule. Die Kinder beschimpfen Sophie, weil sie aus Polen stammt, werfen ihre Sachen in den Dreck. Julien schenkt ihr eine Spieldose von seiner toten Mutter. Es soll ein Packt auf Lebenszeit werden. Julien verlangt die Spieldose wieder, sie aber stellt ihm eine Aufgabe: Julien soll die Bremse des Schulbusses lösen... Fortan wechselt die Spieldose den Besitzer, löst der die jeweils damit verbundene Aufgabe. Das, was verlangt wird, MUSS erfüllt werden! Was als Kinderspiel beginnt, setzen die beiden auch als Heranwachsende fort und es entwickelt dunkle, unheimliche Züge. Offensichtlich hat Regisseur Yann Samuell einen Film für die riesige Amelie-Fangemeinde gemacht. Seine Kamera scheint zu hüpfen und springen, kreist umher, taucht ein in wahrgewordene Träume. Die Fabpalette ist bunt und hell, manchmal werden animierte Sequenzen eingesträut und überhaupt gibts hier ziemlich viele Spielereien. Marion Cotillard wirkt sehr süss als Sophie und Guillaume Canet als Julien scheint dafür bestimmt zu sein, mit ihr zusammenzuleben. Aber unter diesen Umständen? Zu Beginn, als sie noch Kinder sind und Sophie gehänselt wird, weil sie Ausländerin ist, beschützt Julien die Freundin. Sie werden zu lebenslangen Freunden. Ist es so, dass ihre Jeux D'Enfants, ihre Kinderspiele, sie lebenslang so sehr in den Bann ziehen, dass Normalität ausgeschlossen bleibt? Wir erleben Julien im Büro des Schulleiters, wie er sich in die Hosen pinkelt. Nicht aus Angst, sondern weil Sophie ihn dazu zwingt...

Samstag, 28. Januar 2017

youtube: Terrence Malick - The New World


youtube: Terrence Malick - The New World. Dafür, dass Malick 20 Jahre lang verschollen war und als tot galt, dreht er mittlerweile jährlich. Song To Song heisst sein neuer Film mit Ryan Gosling und Michael Fassbender. Wir zeigen The new Wolrd. - Terrence Malicks The New World entschlackt die Pocahontas Geschichte von jeglichem modischen Schnickschnack und dem was wir glauben, als Überlieferung zu kennen. Stattdessen konzentriert er sich darauf, wie wohl dieses Zusammentreffen des Indianer Stamms und der Siedler aus Jamestown verlaufen sein muss. Wie fremd sie sich wohl gegenüberstanden! "The Naturals" nennen die Siedler die Indianer. Sie ahnen gar nicht, wie zutreffend das ist. Das ist das Anliegen von The New World; wie zwei verschiedene Kulturen aufeinanderprallen, wie sie beginnen, miteinander zu kommunizieren. Das schreckliche Ende dessen kennen wir - jedoch weiss das Malicks Film noch nicht. In gewisser Weise wahrt er eine naive Perspektive. Die Indianer leben, da sie sich der Beschaffenheit ihres Landes unterwerfen. Die Siedler ignorieren diese natürlichen Gegebenheiten und sterben fast. Wie auch in den vorigen Filmen Malicks steht die Natur im Vordergrund des Geschehens und wird nicht einfach bloss als malerische Kulisse eingesetzt. Malick benutzt Voice-Overs und ordnet sie seinen beiden Hauptdarstellern zu, die sich in Pocahontas verlieben: "She exceeded the others not only in beauty and proportion, but in wit and spirit, too." Wie immer in seinen Filmen ist es aber wohl Malick selbst, der zu uns spricht. Obwohl ihr Name nie explizit fällt, ist The New World eine Pocahontas Liebesgeschichte. Sie wird gespielt von einer 14jährigen Indianerin, die Malick entdeckte: Q'orianka Kilcher. Pocahontas verliebt sich nicht einfach in John Smith (Colin Farrell), sie rettet sein Leben. Sie wirft sich einfach über ihn, in dem Moment, da er von ihrem Stamm zum Tode verurteilt wird. Pocahontas scheint fasziniert von den Fremdlingen und ihrem Mut. Ich würde es nicht als romantische Liebe bezeichnen, eher als Instinkt. Und John Smith? Er stammt aus London und wurde offensichtlich ohne Respekt vor Frauen erzogen. Smith ist einfach ein simpler Krieger unter der Flagge von Capt. Newport (Christopher Plummer). Er mag neue Gefühle durch Pocahontas kennengelernt zu haben und Gefallen gefunden an der einfachen Sprache der Liebe. All das ist für ihn, den Krieger, jedoch nur zweitrangig. Ich möchte nicht vorgreifen und diejenigen enttäuschen, die die Pocahontas Geschichte nicht kennen. Smith aber ist ein Lügner. Ganz anders der Siedler John Rolfe (Christian Bale). Rolfe ist ein ehrlicher und einfühlsamer Mann. Es ist Rolfe, der sie schliesslich mit nach England nimmt - The New World... In London ist Pocahontas der Fremdling, merkwürdig gekleidet, die sich einer fremden Sprache bedient. Sich verlassen kann sie nur auf die Wenigen, denen sie traut. Vor allem aber auf sich selbst. Zwei neue Welten erforscht Malick - die der Pocahontas sowie England. Für beide Entdeckungsreisen legt er sich die Perspektive des frühen 17. Jahrhunderts auf. Nichts weiss sein Film von den geschichtlichen Überlieferungen, wie ein staunendes Kind kommt er mir vor. Die Engländer in der neuen Welt, sie sind fast nackt, unheimlich verwundbar. Den ersten Winter überleben sie nur durch die Hilfe der Indianer. Hätten beide Kulturen nicht gemeinsam etwas erschaffen können? Pocahontas fungiert als Bindeglied - zumindest ein winzig kleines... All das wird von Malick, gerade dadurch, dass er keinen intellektuellen Anspruch erhebt, visionär erzählt.
FILM LIST: Swedish Comedies


Swedish Comedies

Schwedische Komödien sind nicht dazu angetan, sich mit den Charakteren zu identifizieren. Gerne tritt der Film drei Schritte zurück, so dass wir das Geschehen auf der Leinwand inspekzieren können. Hier kommen die Besten der 90er bis heute! (Wir stellen nicht die Filme, nur die links zur Verfügung. SEHT EUCH DIE LINKS SCHNELL AN, BEVOR SIE GELÖSCHT WERDEN. 27.1.17)

Freitag, 27. Januar 2017

youtube: Lukas Moodysson - Fucking Amal (engl. subt.)


youtube: Lukas Moodysson - Fucking Amal (engl. subt.). Genauso sollen Teenager im Film sein: Klug, ein bisschen durcheinander, mit einem guten Herz! Leider aber sind solche Teeanger im Film rar und deshalb lande ich immer wieder bei Lukas Moodyssons Fucking Amal. Den kann man aber auch immer wieder sehen! Fucking Amal spielt zwar in Schweden, könnte aber genauso gut irgendwo bei uns in Berlin funktionieren. Überall dort, wo sich Teenager wie ausgestossene Desperados fühlen in einer Umgebung, die nicht zu ihnen passt. Elin (Alexandra Dahlstrom) ist so eine. Sie lebt in einer Kleinstadt und ihr ist einfach nur langweilig, langweilig, langweilig! Sie würde gerne Model sein, doch auch das ist letztlich langweilig! Agnes (Rebecca Liljeberg) ist neu in der Stadt. Eine Aussenseiterin, ohne Freunde in der Schule. Man munkelt, Agnes sei Lesbierin. Obwohl es gar keine Anhaltspunkte dafür gibt, haben die anderen Schüler doch Recht: Agnes ist lesbisch. Sie hat sich in Erin verknallt, obwohl sie noch kein Wort wechselten. Erin ist die Schulschönheit und Agnes schreibt ihr heimliche Liebesbriefe auf dem Computer. Eine zickige Schülerin wettet mit Erin, dass sie Agnes niemals küssen würde. Doch sie tuts! Hört sich das an wie der Plot für eine Sexcom? Genauso wurde die DVD vermarktet. Dabei ist Fucking Amal ein zärtlicher, ja herzzereissend schöner Film! Wir sehen zwei Mädchen zu, die unbeholfen Entscheidungen für ihr Leben treffen, die sie noch gar nicht richtig überblicken - genauso naiv und rührend die Perspektive des Films. Moodyssons Drama (nicht Komödie!), welcher der erfolgreichste schwedische Film überhaupt ist, erzählt keine Geschichte über Helden und Bösewichter. Stattdessen sehen wir mitfühlende Eltern, die ihr Bestes geben, die Tochter durch die verzweifelte Teenie-Zeit zu retten. Kein einziger Standart-Charakter, den wir aus Hollywood Filmen kennen, taucht auf. Lukas Moodyssons Film funktioniert ohne Autopilot. Er zeigt diese, seine speziellen Charaktere und bringt sie uns näher. Witzig, warmherzig und wahrhaftig! Ganz am Anfang organisieren Agnes Eltern eine Überraschungs-Party für sie zum Geburtstag (die sie gar nicht will!). Ein Mädchen im Rollstuhl erscheint, die vorgibt, Agnes Freundin zu sein. Weil aber Agnes so sauer ist auf ihre Eltern, beschimpft sie ihren Gast als Krüppel, der Backstreet Boys hört. Später entschuldigt sie sich - diese Szene aber, besitzt solche Wucht, dass wir sie erst verdauen müssen. Wie beschrieben; so etwas sind wir aus Teenie Filmen einfach nicht gewohnt! Ganz ungezwungen geht Moodysson mit dem Thema Sex um (obwohl wir eigentlich gar keine Sex-Szene sehen). Der wahrhaftigste Moment: Beide Mädchen gestehen einander zu, dass sie gar keine sexuellen Erfahrungen haben. Der Kuss, der aus einer Wette resultierte, war der allererste für Agnes und auch Erin ist noch Jungfrau. Fucking Amal handelt auch nicht primär von Sex, sondern davon, wie man sich in einer Kleinstadt fühlt: Eingeengt, gefangen. Der Film weiss aber auch, dass dieses Manko womöglich gar nicht der Stadt zuzuschreiben ist, sondern den Mädchen selbst, die Langeweile als Pose verstehen. Fühlen nicht alle Teenies so, dass sie sich unverstanden fühlen? Glauben nicht alle, die wahre Liebe niemals finden zu werden? Auf eine stille, intelligente und verständnisvolle Weise liebt Moodysson Teenager. Er benutzt sie nicht einfach nur.

Donnerstag, 26. Januar 2017

youtube: Lukas Moodysson - Lilja 4ever (engl. subt.)

 youtube: Lukas Moodysson - Lilja 4ever (engl. subt.). Grossartige Filme hat der Schwede gemacht - und dann? Zumindest seine letzten beiden, Mammut und We Are The Best gefielen einigermassen. Wir aber zeigen Lilja 4ever! - Wir kennen die Geschichte Liljas aus der Zeitung. Wie ein 16jähriges Mädchen aus Russland von ihrer Mutter im Stich gelassen wird und sich in einen gutaussehenden Fremden verliebt. In der Hoffnung auf eine bessere Zukunft siedelt Lilja nach Schweden über, wo man sie als Prostituierte gefangen hält. Lilja ist naiv und unschuldig. Wir wissen, dass sie sich in Gefahr begibt. Lilja aber hält das für überlebensnotwendig. Dass die Geschichte Liljas eben kein Einzelfall ist, bricht mir nur umso mehr das Herz! Lukas Moodyssons Lilja 4ever ist einer der traurigsten und ergreifendsten Filme aller Zeiten! Lilya (Oksana Akinshina) wächst irgendwo in der ehemaligen Sovietunion auf. In einer trostlosen Plattenbau-Siedlung, wie wir sie so verfallen nicht kennen als Berliner. Ihr bester Freund heisst Volodya (Artyom Bogucharsky) und muss mit einer Dose Basketball spielen, weil er keinen Ball besitzt. Liljas Mutter gesteht ihrer Tochter, dass sie sich wieder verlobt hat. Ihr Mann würde sie mitnehmen nach Amerika; Lilja aber könne nicht gleicht mit. Die Tochter soll nachkommen. Die Mutter ist herzlos. Eine Frau, geboren in einer genauso kalten wie verzweifelten Gesellschaft. Die Szene, in der sie Lilja verlässt und die Tochter hinter dem Auto herrennnt, schreiend, habe ich nie wieder vergessen können. Ich muss daran denken und spüre einen Kloss im Hals. In dem Moment, da Lilja allein zu Hause lebt, sucht ihre Tante sie auf. Sie wirft das Kind hinaus; ab sofort "darf" Lilja in der Baracke der Tante hausen. Gibt es irgendwo eine bessere Umgebung? Jedenfalls wird Lilja sie nicht finden. Stattdessen macht sie Sniff Parties mit ihren Freunden. Auch Volodya lebt auf der Strasse, seit sein Vater ihn hinaus warf. Er redet über Sex, wie Kinder das tun und Lilja adoptiert den sechsjährigen wie eine grosse Schwester. Ihr Weg in die Prostitution überrascht uns nicht. Ohne Geld für Lebensmittel... Die Freundin macht es vor, kann sich anschliessend Dinge kaufen. Lilja zögert, sie ekelt sich. Schliesslich gibt sie nach. Sie muss. Immer wieder zeigt die Kamera ihr Kindergesicht, während sie mit unförmigen Männern schläft. Am schlimmsten; eine Montage ihrer widerlichsten Sex-Szenen. Lilja aber kann sich nun Junk, Alkohol und Zigaretten leisten. Selbst einen Basketball für ihren kleinen "Bruder" kauft sie. Dann aber trifft sie Andrei (Pavel Ponomaryov), der keinen Sex will. Er fährt Lilja nach Hause, sie beginnt ihm zu vertrauen. Er erzählt ihr von einem besseren Leben in Schweden... Wir durchschauen Andrei sofort und sogar Volodya tut das. Lilja aber ist geblendet. Genau wie ihre Mutter es tat, wird sie Volodya zurücklassen, um ihn nachzuholen... Lukas Moodysson hat Lilja4ever so klar und direkt wie eine Dokumentation gefilmt. Ein Werk voller Zärtlichkeit und Trauer! Einige Szenen betrachten wir durch die Perspektive Liljas; wie sie sich den Himmel vorstellt und ihren Tod. Es ist so ungeheuer traurig, dass sie auch nach Wochen der Prostitution immer noch ihr Gebet aufsagt und an eine Flucht glaubt. Jede Möglichkeit aber bleibt nur Illusion. Im Leben gabs für Moodyssons Film übrigens ein gutes Ende: Die schwedische Innenministerin veranlasste ein Gesetz, dass es Prostituierten wie Lilja ermöglichte, sich der Polizei zu stellen, ohne abgeschoben zu werden.

FILM LIST: Swedish Movies 70s


Swedish Movies

70s
Bergman and the following generation. (Wir stellen nicht die Filme, nur die links zur Verfügung. SEHT EUCH DIE LINKS SCHNELL AN, BEVOR SIE GELÖSCHT WERDEN. 25.1.17)

Mittwoch, 25. Januar 2017

youtube: Donnie Darko


youtube: Donnie Darko. Gibt es nach den grandios misslungenen The Box und Southland Tales tatsächlich keine dritte Chance für richard Kelly? Deshalb zeigen wir Donnie Darko. - Äusserste Konzentration legt uns der Verleiher auf seiner Internetseite nahe beim Betrachten von Donnie Darko Director's Cut: "You could miss something". Dumm, ich hab was verpasst! Der Director's Cut ist 20 Minuten länger, doch es eröffnen sich keine neuen Einsichten. Dabei ist das Spiel so schön, eine logische Analyse abzuliefern über einen Film, in dem ein riesiges Kaninchen auftritt mit dem Kopf einer Weltraum-Ameise. Hier und dort wird etwas Material angereichert, der Ton an sich aber ändert sich nicht. Insbesondere wird genau der Fakt der "Deadline", des tödlichen Countdowns erklärt. Für mich aber gilt die alte Kinoregel: Was man mir zeigt, dass geht auch! Regisseur Richard Kelly aber sieht das anders und scheint zu glauben, wir verdienten eine Erklärung! Donnie Darko (Jake Gyllenhaal) verlässt nachts sein Bett auf den Rat des riesigen Hasens. Ein guter Rat, denn dadurch überlebt er einen Flugzeugunglücks, bei dem ein Teil des Motors in sein Bett schlägt. Merkwürdig: Der Regierung liegen gar keine Fakten darüber vor, dass ein Flugzeug seinen Motor verlor, der in Donnies Bett landete. Erinnern wir uns: Donnie Darko schlug auch in Sundance ein wie eine Bombe, wurde anschliessend aber mit einer Reihe hämischer Kritiken verlacht. Schliesslich entwickelte er sich zu einem DVD Renner, ganz besonders auch in unserem alten Geschäft der Filmkunstbar Fitzcarraldo. Immer war Donnie Darko verliehen! Donnie und seine komplizierte Beziehung zu Gretchen (Jena Malone) - das hat was von den grossen Teenager Filmen der 80er! Donnie, der einen inneren Schutzwall gegen Mädchen errichtete und lieber als Superheld vorm Computer zockt. Er wohnt in der grünen Vorstadt, hat liebenswerte Eltern und ist an sich glücklich. Dann bricht Frank (das Kaninchen) herein in diese Welt. Ein Fremdkörper, der die "Timeline" der Menschen voraussieht (schön bebildert als eine Art Fluss, ganz so wie aus dem Lexikon der 80er entsprungen). Donnie jedenfalls lebt nicht in der Welt des Kaninchens und der "Timelines". Er lebt in einer Welt, die wir verstehen. Richard Kelly könnte aus diesem Material einen wundervollen Teenager-Film machen - offensichtlich hat er daran aber kein Interesse. Stattdessen führt er uns einen Plot voller überraschender Twists vor, der sich immer weiter verzweigt. Ich mag die frischen und wahrhaftigen Charaktere sehr gern, verstehe aber die Handlung von Donnie Darko einfach nicht. Ich kann nicht folgen! Doniie Darko ist originell und verblüffend. Ein Film über einen Jungen, der nicht weiss, was mit ihm und seinem Leben geschieht. Dazu muss ich gar nicht in die Welt von Frank vordringen und diese erläutert bekommen.

Dienstag, 24. Januar 2017

youtube: Paolo Sorrentino - The Consequences Of Love

 youtube: Paole Sorrentino - The Consequences Of Love. Zuletzt inszenierte der Italiener die tolle Serie The Young Pope mit Jude Law. doch wer erinnert sich noch an seinen zweiten Film? - Der lebende Tod in Bern. Hier kommt ein beeindruckend stilsicherer und eigenwilliger Liebesfilm aus Italien vom 35jährigen Paolo Sorrentino. Das italienische Kino, dass sich so lange dem Bombast und Pathos ergeben hat, braucht diese Frischzellenkur auch so dringend wie ein darbender Patient! Im Mittelpunkt ein todernster, ausdrucksloser Mafioso, der im Grunde das Leben eines modernen Manager-Typen führt: Weit weg von zu Hause als permanenter Hotelgast, gefangen in einem Labyrinth der Angst. Alles scheint hier unbeweglich, in der Schwebe und von reiner Eleganz. Dazu ein Sound Design, dass wirkt, als wäre nichts real, sondern nur Halluzination. Toni Servillo spielt Titta mit seinem angespannt sensiblen Gesichtsausdruck. Seit zehn Jahren lebt Titta wie ein Geist in diesem Luxus-Hotel in der Schweiz. Gekleidet wie ein Mann von Welt, stilvoll rauchend, ganz der bourgeoise Italiener, bezahlt er pünktlich alle Rechnungen und scheint nichts, aber auch gar nichts zu tun zu haben. Das Personal des Hotels ist fasziniert von ihm; wie er durch die Korridore des Anwesens schwebt, ohne auch nur einen Gruss zu erwidern. Titta zeigt keine Reaktion, starrt einfach an seinem Gegenüber vorbei. In der Bar nimmt er stets seinen gewohnten Ecksitz ein und trinkt allein. Jede Konversation mit anderen Gästen weist er zurück (der witzigste Moment ist der, da zwei Backpacker-Mädchen seinen Sessel besetzen). Tittas Hotelzimmer mit den Beige und Braun-Tönen wirkt wie ein deprimierendes Exil, in dem er seine Abende allein verbringt. Aber: Titta besitzt eine Waffe. Einmal wirft er sie aufs Bett, dann sein Jacket daneben. Die Kamera verharrt auf der Pistole, bis wir sie auch wirklich bemerkt haben. Jede Woche empfängt Titta einen mysteriösen Koffer voller Dollars von einer geheimnisvollen Frau mit Sonnenbrille. Ohne Fragen zu stellen bringt er den Koffer mit seinem silbernen BMW zur Schweizer Bank, wo er verlangt, dass die Summe per Hand gezählt wird (Titta glaubt, dass der Tag, an dem eine Maschine den Menschen dabei ersetzen wird, ein übler Tag sein wird). Schliesslich bekommt Titta Besuch von zwei Cosa Nostra Killern. Das Geheimnis seiner Existenz wird so gelüftet. Das Herz des Films aber ist eine Liebesgeschichte. An der Bar arbeitet eine schöne Kellnerin, Sofia (Olivia Magnani), die sich gleich eingangs vor ihm entkleidet. Sie grüsst Titta, der jedes Mal diesen Gruss verweigert. Schliesslich spricht sie ihn an. Sie tut das sehr bestimmt; es ist eine Beschwerde. Alles an dieser verwirrenden und ungeheuer intensiven Geschichte über Verbannung, Gefangenschaft und Flucht erscheint hyperreal durch die traumgleichen Bild-Kompositionen und den faszinierenden Sound. Die einzige Person, die sich wirklich für Titta interessiert, ist Sofia hinter der Bar. Wie sie ihre schüchterne Liebe zeigt, aber auch seinen Hang zu Selbstmitleid und Eitelkeit einfach entkräftet, das ist das Schönste, was ich seit langer, langer Zeit sah! Titta hat sich längst mit seiner Verzweiflung und Verdammnis abgefunden, ja sich davon einnehmen lassen. Sofia erweckt ihn und zeigt ihm, dass es noch ein anderes Gefühl gibt. Die Konsequenz der Liebe, erzählt Titta Sofia, sei gefährlich. Er soll Recht behalten...

Montag, 23. Januar 2017

youtube: Richard Linklater - Dazed And Confused


youtube: Richard Linklater - Dazed And Confused. Last Flag Flying wird der nächste Linklater Film heissen und Steve Carrell wird die Hauptrolle übernehmen in dieser Dramödie. Deshalb gibts heute Dazed And Confused. - Die Zeit zwischen 13 und 18, das ist die qualvollste im ganzen Leben. Wer sich voller Nostalgie an die Schule erinnert, blendet das gern aus. Richard Linklaters Dazed And Confused aber, hat diese Tatsache sehr wohl begriffen. Hier gehts um den letzten Schultag und die durchzechte Nacht danach. Man könnte den Film als eine Kreuzung aus reinster Kunst und Anthropologie beschreiben - mit allen Schattenseiten amerikanischer Highschool Komödien. Der Sommer 1976, irgendwo in einer Kleinstadt in Texas. "School is over" für einen Jahrgang und deshalb dürfen die "Seniors" die Neuankömmlinge versohlen. Wir sehen nun eine ganze Riege an Teenagern dabei zu, wie sie durch die Gegend fahren, nach "Juniors" suchen (zum Versohlen), sich besaufen und kiffen. Einige von ihnen sind "populär", andere nicht. Sie geben "Erwachsenen-Wahrheiten" von sich, trinken Bier aus der Dose und hängen herum. Richard Linklater beobachtet ihr konsequent destruktives Treiben mit Genuss - man merkt, wie gern er dabei wäre! "If I ever say these were the best years of my life," klärt uns der jüdisch-neurotische Schüler auf; "remind me to kill myself." Linklater weiss, dass er keinen Plot braucht. Hier gehts nicht darum, ob der Held sein Mädchen kriegt oder irgendwer seine Unschuld verliert. Stattdessen führt Linklater uns einige stille Momente voller Wahrheit vor - und das ganz spielerisch. Linklater stellt uns eine Reihe von Charakteren vor, verweilt eine Weile bei ihnen, um dann zum Nächsten zu wechseln. Alles findet zeitgleich statt. Jede seiner Figuren muss zwangsläufig reduziert werden, um solch eine Bandbreite zu erreichen. Besonders schön ist die Beobachtung der männlichen Rituale. Ganz im Geheimen sind sie alle Aussenseiter! Linklater weiss, dass die Grössten in der Schule nicht unbedingt die Klügsten sind: Gerade die Dümmsten sind ausserstande, die Mittelmässigkeit der ganz normalen Masse zu reflektieren. So leben sie einfach vor sich hin. Diejenigen aber, die das System durchschaut haben, werden dazu verurteilt, die Schule als Verlierer abzuschliessen. Kein Mädchen dreht sich nach ihnen um, weil sie kein Football Ass sind. Sie sprechen über ihr künftiges Jura Studium und davon, wie man sich gesellschaftlich einbringen könnte. Ob das überhaupt einen Sinn ergibt. Der beste Charakter ist ein "Senior", der vor einigen Jahren abgeschlossen hat und immer noch an seiner ehemaligen Schule rumhängt. Er versucht, den - seinen - Höhepunkt des Lebens immer und immer wieder zu erhaschen. Dazend And Confused jedenfalls ist kein Film, der sich für eine Schul-Reunion eignen würde.

Sonntag, 22. Januar 2017

youtube: Jonathan Glazer - Under The Skin


youtube: Jonathan Glazer - Under The Skin. Wird die Realverfilmung von Ghost In The Shell (kommt dieses Jahr) mit Scarlett Johannson als Cyber Cop glingen? In diesem SciFi Drama sehen wir sie als Femme Fatale. - Jonathan Glazer ist ein brillanter Science Fiction Film gelungen, der mehr wie ein "Experiment" anmutet und weniger wie eine klassische Geschichte. Der Film hat so einiges zu sagen über die verschiedenen Gender Rollen, Sexismus und die Macht der Begierde. Im Grunde ist es eine sehr alte Geschichte über die Angst des Mannes vor der Frau. Ist Under The Skin nun ein Film, dessen tieferer Sinn sich erst bei mehrmaligen Anschauen erschliesst oder eines dieser Werke, deren visueller Stil darüber hinweg täuscht, dass es gar keine tiefere Ebene gibt? Gibt es so etwas wie "Under The Movie's Skin"? Und überhaupt, was haben wir hier vor uns: Genre- oder Experimentalfilm? Arthaus oder Camp? Mit groser Ruhe und ohne störende Dialoge nehmen wir die Perspektive einer Ausserirdischin ein. Sie nimmt die Gestalt von Scarlett Johansson an, um in Schottland auf Männerjagd zu gehen, die von ihrer Spezies verwertet werden. Wie das genau geschieht und warum bleibt offen. Under The Skin arbeitet mit Gegensätzen wie grossem ästhetischen Prunk und dann wieder minimaler Reduktion. Manchmal fühlt man sich wie in einer Doku, dann erscheint das Geschehen wieder abstrakt. Und wer könnte auf den schottischen Strassen fremder wirken als Scarlett Johansson mit schwarzer Perücke und Pelzmantel? Filme wie Under The Skin finden ihren Weg nicht oft ins Kino. Glazers Werk scheint seelenverwandt mit einigen Produktionen aus den frühen 70ern, die sich dagegen sträubten, dieses oder jenes darstellen zu wollen. Ich hab mir den Film jetzt innerhalb einer Woche zum zweiten Mal angesehen und kann sagen, dass er mir während dieser ganzen Zeit im Kopf herumspukte. Ist Under The Skin der perfekte Film? Vermutlich nicht. Dazu kan er sich nicht eindeutig genug entscheiden, was er eigentlich sein will: Von diesem zu viel und von jenem zu wenig. Dafür ist Under The Skin ein ungeheuer sensibles Werk, dass so aussieht wie kein Film sonst: Zum Niederknien schön und überwältigend!

Samstag, 21. Januar 2017

youtube: Fruitvale Station

 youtube: Fruitvale Station. Spätestens durch den Golden Globe Erfolg von Moonlight kann wohl niemand mehr das New Black Cinema leugnen - vielfältiger denn je! Deshalb zeigen wir Fruitvale Station. - Fruitvale Station wirft einen Blick auf die sich immer weiter aufspaltende amerikanische Gesellschaft. Unbestreitbar zeigt dieser Film ein Stück Realität und das hat die Wirkung einer Fabel, ja fast eines Lehrstücks. Oscar Grant (der phantastische Michael B. Jordan!) existierte tatsächlich: Ein 22 jähriger Mann, dessen Tod wir gleich am Anfang des Films erleben: Phone Footage an einem Bahnsteig der New Yorker U-Bahn. Polizisten schlagen auf Oscar und seine Freunde ein. Der Schuss eines Gewehrs tötet schliesslich Oscar. Der Rest des Films zeigt, was Oscar zuvor an diesem Tag machte, bevor er am Silvesterabend 2009 erschossen wurde. Wohlbemerkt, es handelt sich hier um einen Menschen mit Träumen und Gefühlen, der eine Tochter hatte und dessen Tod ein riesiges Vakuum hinterliess für viele Angehörige und Freunde. Oscar war ein Mensch und kein wildes Tier. Die Bemerkung mag nun ziemlich unnötig klingen - ist sie aber nicht, angesichts der Rollen, die Schwarze normalerweise in amerikanischen Filmen bekommen! Während der letzten dreissig Jahre durften wir den schwarzen Mann im Kino erleben als Kraftbolzen, der aber moralisch und intellektuell minderbemittelt zu sein scheint. Schwarze Intelligenz? Allerhöchsten "street smart"! Fruitvale Station kennt diese ganze Geschichte. Regisseur Ryan Coogler lässt uns teilhaben an einem ganz normalen Tag von Oscar. Gekleidet ist er wie ein "Homeboy", ein Schläger aber ist Oscar nicht. Er ist ein Vater, der sich um die nächste Miete und die Schulbildung seiner Tochter sorgt. Früher hat er gedealt, jetzt verlor er seinen Job im Supermarkt und überlegt, wieder Pot zu verkaufen. Fruitvale Station reiht sich ein in die Liste der Klassiker des sozialen Realismus. Oscar ist einer dieser charismatischen Antihelden, der ganz flüchtig und doch mit tiefer Sensibilität beobachtet wird. Wir kennen diese Art von Kino vor allem aus Grossbritannien - der einzige Unterschied zu den Vorbildern: Fruitvale Station spielt in Amerika und der Held ist schwarz. Wer diesen Unterschied als gering erachtet, sollte mal versuchen, sich die Figuren in ähnlichen Werken als schwarzen Mann vorzustellen... Und? Es ist der Verdienst von Jordans Spiel und der Regie Cooglers, bereits früh im Film einige Vorzeichen zu setzen, wie Oscar gewahr wird, dss seine Freiheit, seine ganze Existenz einfach umgestossen werden kann von ganz trivialer unfairer Gewalt.

Freitag, 20. Januar 2017

youtube: Todd Solondz - Happiness

 youtube: Todd Solondz: Happiness. Sein letzter Streich Wiener Dog, auf den Spuren Robert Bressons, löst bei euch gemischte Gefühle (bis zu artikulierter Wut) aus. Aber war das nicht schon immer so bei Todd Solondz? - Happiness lässt mich verwundert zurück. Perplex. Fast scheint Happiness ganz bewusst erforschen zu wollen wie ich, der Zuschauer, wohl reagieren werde: Ist es ein Werk über Verzweiflung und Trauer? Aber, warum muss ich dann lachen? Soll es eine ironische Komödie sein? Doch warum dann diese zärtliche Anteilnahme an den einzelnen einsamen Figuren? Ein Film über Verderbtheit? Wohl eher, aber in Happiness suchen die Verdorbendsten unter uns dasselbe wie wir "gesunden" Menschen - eben nur ohne moralischen Kompass. Happiness blickt in die Abgründe des Menschen, aber unter der Annahme, dass wir es womöglich gar nicht mit "Aussenseitern" zu tun haben. Menschen wie du und ich? Alle Türen im Film sind verschlossen. Regisseur Todd Solondz verbindet einzelne Episoden, die eines gemein haben: Es treten Charaktere auf, die Liebe suchen, aber niemals finden werden. Sie alle haben keinerlei Zugang zu ihren Gefühlen, sind in ihrer Entwicklung gestört. Es mag viele Leute geben, die geliebt werden und glücklich sind. Aber nicht in Happiness. Joy (Jane Adams) ist mit einem Verlierer (Jon Lovitz) liiert, der ihr einen Ascher schenkt, obwohl sie gar nicht raucht (natürlich verhält sie sich seiner Meinung nach unsensibel, dieses Geschenk nicht zu würdigen). Allen (Philip Seymour Hoffman) erzählt seine sexuellen Fantasien seinem Psychologen, mit der Aussicht, keine je zu verwirklichen (Allen findet sich einfach zu langweilig). Einmal klopft die dicke Kristina (Camryn Manheim) bei Allen an die Tür, um einen Mord zu melden. Allen interessierts nicht, er säuft, liest Pornos und erledigt seine obszönen Anrufe. Es sind einsame Menschen, allein in ihren Wohnungen vegetierend. Sie alle haben ihre Geheimnisse. Dann erleben wir dieses herzzereissende Gespräch zwischen Vater und Sohn. Der Junge hörte in der Schule, sein Vater sei ein Sittenstrolch. Er fragt, ob das stimmt und erfährt die ganze traurige Wahrheit. Natürlich ist es wahr. Happiness gehört zu einem Genre, dass The New Geek Cinema heisst - irgendwo zwischen Ironie und Tragik. Die Figuren sehen sich selbst als ausserhalb der Norm. Je mehr Leute etwas über sie erfahren, desto weniger können sie leiden: Geeks. Warum sollte man sich diese unglücklichen Menschen ansehen? Warum sollte man sie verstehen? Um sich für sie zu schämen und die ganze Tragik verunglückter Sexualität zu ermessen? Ist es gar eine Art von Exploitation? Aber nein: Die Auswüchse darf man als Symptome von Trauer und Verzweiflung verstehen. Ich wundere mich nur, wie ungeheuer beliebt Happiness bei euch seit Jahren ist. Eigentlich doch ein Film, der niemandem gefallen kann!

Donnerstag, 19. Januar 2017

youtube: Autumn Marathon (engl. subt.)

 youtube: Autumn Marathon (engl. subt.) Autumn Marathon ist eine Komödie. Eine russische Komödie, noch genauer, eine soviet-russische. Es ist eine traurige Komödie, die weder frivol, noch kapriziös wirkt - obwohl sie es eigentlich sein könnte! Im Mittelpunkt ein Mann, der längst resigniert hat, dessen Leben in einer Dreiecksbeziehung für ihn nur noch eines bedeutet: Leid. Wir befinden uns in St. Petersburg, dem damaligen Leningrad. Die Strassen wirken so, als hätte man sie gerade gewaschen. Alles sieht wunderschön aus und feierlich - und furchbar ernsthaft. Eines merken wir sofort: Das hier ist kein Ort für eheliche Seitensprünge - wohl deshalb befinden wir uns in einer Komödie. Oleg Basilashvili spielt Andrey Pavlovich Buzykin, einen wissenschaftlichen Übersetzer mit der Ausstrahlung eines Lehrers. Ein Fluch scheint auf ihm zu lasten und zwar der der Unentschlossenheit. Andrey ist aber auch ein anständiger Mann, was seine Situation für ihn nur umso schlimmer macht. Seine Frau will ihn, seine Geliebte auch. Aus verschiedenen Gründen wollen auch seine Kolleginnen Andrey. Er wiederum versucht, jeder zu gefallen, es jeder Recht zu machen. Natürlich macht ers dadurch keiner Recht. Es besteht die Gefahr, dass seine Frau ihn verlässt, genauso wie die Geliebte. Womöglich ein Wink des Schicksals, der Freiheit bedeutet? Es gibt diesen Augenblick, da hat er sich all seiner Sorgen entledigt. Doch sie kehren zurück und bleiben. Das Leben geht weiter. Jeder ist unglücklich. Im Grunde geschieht wenig in Autumn Marathon. Der Film lebt von seiner Ruhe, seinen Pausen. Der Humor ist ausserordentlich russisch! Da ist dieser Tölpel, der Wodka mit ihm trinken will - wie die Inkarnation des russischen Säufers! Ich denke, Autumn Marathon bietet unzählige Insider-Witze; solche, die man nur verstehen kann, wenn man Russe ist. Dennoch: Diese moderne Dostoevsky Adaption des Idioten; die Geschichte eines Menschen, der (aus seiner Schwäche heraus) jedem helfen will, tut phasenweise regelrecht weh. Kennt ihr diese Filme, die wahrhaft unerträglich sind? In denen wir so stark mitleiden, dass wir am liebsten weglaufen würden? Das hier ist so einer.

FILM LIST: Russian Comedies - Classics



Mittwoch, 18. Januar 2017

youtube: The Daimond Arm (engl. subt.)

 youtube: The Daimond Arm (engl. subt.). Wer kennt die wohl berühmteste russische Gangster-Komödie aller Zeiten? Und wer kennt all die Soviet-Stars, die in The Daimond Arm auftreten? Hier kommt ein Kultilm aus dem Jahr 1969, der für unsere Augen vor allem deshalb ungewöhnlich erscheint, da die Schauspieler auch spontan Songs vortragen (das ist im Soviet-Film der 60er aber keine Seltenheit!). Semjon Semjonowitsch (Yuriy Nikulin) bricht sich in Istanbul den Arm. Ohne sein Wissen werden Diamanten im Gips versteckt. Als die Gauner ihm den Verband zu Hause wieder abnehmen wollen, stossen sie allerdings unerwartet auf Probleme... Eine Slapstick-Komödie, die aber unter dieser Oberfläche einige Wahrheiten über die UDSSR erzählt - die man wohl nur im Ganzen verstehen kann, wenn man Russe IST. Für uns aber mags eine schöne Gelegenheit sein, die in die Kultur der damaligen Sovietunion einzutauchen.

Dienstag, 17. Januar 2017

youtube: Y Tu Mama Tambien


Y Tu Mama Tambien. Sein neues Projekt Roma wird Alfonso Cuaron wieder in Mexiko produzieren. so wie seinen bis dato besten Film! - Y Tu Mama Tambien handelt von der impulsiven Reise zweier Teenager Freunde mit einer "älteren" Frau. Eine Reise voller sexueller Erfahrungen. Y Tu Mama Tambien handelt aber auch vom einen und anderen Mexiko, dem reichen und armen. Unter der fröhlichen Oberfläche des Films verbirgt sich eine ernsthafte, tiefe Seite. Y Tu Mama Tambien stellt die grossen Fragen des Lebens. Damals zu Beginn der 00er stand der Film für ein neues mexikanisches Kino, dessen Star Gael Garcia Bernal war und ist. Ein Kino, das bewegende und ausgereifte Charaktere hervorgebracht hat wie Tenoch (Diego Luna) und Julio (Bernal) - einer aus der Oberschicht, der andere Mittelschicht. Ihre Freundinnen sind unterwegs in Europa, weshalb sie den Sommer für sich haben. Auf einer Hochzeit treffen sie Luisa (Maribel Verdu), die zehn Jahre älter ist. Sie ist aufregend, sexy und verspielt! Luisa wird von ihrem Mann betrogen und sie sagt dem Road Trip zu einem berühmten Strand zu. Das könnte nun ein konventionellen Film ergeben, tuts aber nicht! Regisseur und Autor Alfonso Cuaron wählt einen anderen, viel interessanteren Weg. Luisa neckt die beiden Jungs mit Annahmen über ihr Sexleben, führt ihnen ihre eigene erotische Anziehung vor. Y Tu Mama Tambien ist sehr realistisch bezüglich Sexualität. Eine freie und gesunde Sichtweise, ganz anders als bestimmte deutsche oder amerikanische Filme in ihrer Verklemmtheit. Cuaron führt vor, wie sich echte Menschen verhalten und wie sie Sex haben! Es ist ganz gleich, ob Luisa mit einem oder beiden Jungs schläft, viel wichtiger ist doch, was sie den Beiden beibringt. Hier ist die Frau kein Hauptgewinn, den der Mann erringt. Sex wird als wertvoller Schatz verstanden, den Mann und Frau teilen (nicht bloss Orgasmus). Ganz nebenbei lernen wir auch das Land, Mexiko, kennen. Das Trio passiert Polizeistationen, Drogen-Hochburgen, aber auch ein Meer voller Blumen. Schliesslich erreichen sie ihren Strand, wohnen bei einem Fischer - mitten im unausgesprochenen Paradies. Aber: Der Fischer erzählt ihnen, wie hier alles für das Toursitengeschäft angepasst wird und er seine Existenz verlieren wird. Er muss wohl in die Stadt ziehen mit seiner Familie. Neben diesen zwei Ebenen, der Coming Of Age Geschichte und dem mexikanischen Road Movie, gibt es noch eine dritte Ebene. Ich werd sie an dieser Stelle nicht verraten, aber es wird so sein, dass du den Film gleich noch einmal sehen möchtest, in dem Moment, da du darauf stösst... Alfonso Cuaron hatte längst dicke Produktionen in den USA gestemmt, als er zurückkehrte, um Y Tu Mama Tambien in Mexiko zu realisieren. Warum? Weil er etwas zu erzählen hat über sein Land! Der Schlüssel zum Film: Maribel Verdu! Ihre Rolle ist die der sexy gealterten Frau, einen Charakter, den wir aus zahlreichen Filmen kennen. Doch wieviel mehr steckt in ihrer Rolle! Sie ist es, die dem Film Energie gibt, die ihn trägt! Nach diesem Sommer, den das Trio zusammen verbringt, wird nichts mehr so sein, wie es einmal war. Die Betonung liegt auf "nichts".

Montag, 16. Januar 2017

FILM LIST: Mexican Comedies


Mexican Comedies

Hier kommen die besten aus Mexiko! (Wir stellen nicht die Filme, nur die links zur Verfügung. SEHT EUCH DIE LINKS SCHNELL AN, BEVOR SIE GELÖSCHT WERDEN. 16.1.17)
youtube: Wim Wenders - Buena Vista Social Club (engl. subt.)

 youtube: Wim Wenders - Buena Vista Social Club (engl. subt.). Als ich noch studierte, gabs eine Handvoll CDs, die in jeder Studentenküche liefen - bis sie keiner mehr hören wollte. Dazu gehörte Buena Vista Social Club, der Soundtrack, produziert von Ry Cooder zu Wim Wenders Doku. Ich hab mir den Film nochmal angesehen, heute 2017 mit gebührendem Abstand. Vor allem fiel mir auf, dass die Regie von Wenders ungefährt so ausgefallen sein muss: Kreise permanent mit der Kamera! Tatsächlich nimmt der Kameramann seine Aufgabe ernst. Er kreist in leeren, Räumen, Bars oder eben während die Musiker spielen. Im Abspann steht, Buena Vista Social Club wurde mit zwei Digital-Kameras gedreht. Die erste, eine Handkamera, wackelt und zappelt während der gesamten Dauer des Films, die andere bleibt ruhig. Warum wurde da überhaupt noch geschnitten? Der "Urheber" des Projekts ist Ry Cooder, ohne den es den Buena Vista Social Club nicht geben würde. Er hat die Musiker entdeckt, produziert und mit seiner Slide Gitarre begleitet. Im Grunde handelt die Doku davon, wie bereits vergessene Musiker wiederentdeckt wurden. Wir erfahren, wie sie aufwuchsen, ihr Handwerk erlernten, wie man sie schliesslich vergass. Einen Konzertfilm hatte ich nicht erwartet, aber auch nicht, dass eine Nummer fast durchgängig läuft - unterbrochen von Doku-Sequenzen. Und zwar permanent unterbrochen! Immer lenkt Wenders ab, nie fokussiert er sich auf die Musik. Der Buena Vista Social Club in New York, das wird wie eine Klassenfahrt zelebriert. Manchmal läuft dazu etwas Musik. Dabei sieht der Leader, Ibrahim Ferrer (mit stets geputzten, blinkenden Schuhen) aus wie ein geborener Star! Pure Magie, wenn wir sie einmal ohne Unterbrechung geniessen dürfen! Wir erleben einen 80jährigen Pianisten und einen über 90jährigen Gitarristen, aufblühend in ihrer Musik! Doch was macht Wenders: Er richtet seinen Blick wieder auf Ry Cooder, obwohl wir den doch schon kennen! Dabei bringt der Buena Vista Social Club alles mit, was Wenders Film bräuchte! Der Regisseur aber verfolgt ein anderes Ziel: Er versucht krampfhaft "jugendlich" zu filmen. Ich denke, der Soundtrack ist die bessere Wahl.

Sonntag, 15. Januar 2017

youtube: Adventureland


youtube: Adventureland. Wie war das noch? Du bist zwanzig und gezwungen, den Sommer über einen unterbezalhten Ferienjob anzunehmen mit anderen Zwanzigjährigen. Während du dort in der Falle sitzt, beginnst du, deinen Tagträumen über Sex mit deinen Kolleginnen nachzugehen. Was bleibt dir auch übrig? James (Jesse Eisenberg) ist so einer. Eigentlich war er bereit, nach New York zu ziehen, um Journalismus zu studieren. Dann aber verliert sein Vater die Arbeit und verdient fortan weniger (wie die Mutter mit einem Seitenblick verkündet). James, der nach seiner Selbsteinschätzung nichts Praktisches kann, heuert im bekloppten Adventureland in Pittsburg an. Auf der untersten Stufe als Spieleleiter in einer Bude. Alle Spiele sind manipuliert, die Hauptpreise wertlos. Die Kunden wirken noch erbärmlicher als idejenigen, die dort arbeiten müssen; ihr Ziel besteht darin, einen Riesen-Panda zu gewinnen. Obwohl die Regel gilt: “Nobody ever wins a Big Ass Panda.” Greg Mottola, Regisseur des fantastischen "Superbad" hat diesen eher stillen Film gemacht. Im Mittelpunkt, ein jungfräulicher Held, dessen Leben eher in Büchern stattfindet. Adventureland spielt in den späten 80ern, kurz sehen wir Ronald Reagan im TV. Eine Zeit, in der es ganz bestimmt nur wenige Jobs gab. James jedenfalls ist überhaupt nicht in seinem Element, wenn er Begeisterung für ein automatisches Pferderennen vortäuschen soll. Alle im Park stehen auf Lisa P. (Margarita Levieva) auf deren T-Shirt auch noch "Rides Rides Rides" aufgedruckt ist. James aber interessiert sich mehr für Em (Kristen Stewart), die ruhiger und tiefsinniger ist. Em ist klug, manchmal witzig und etwas schrullig. Jedenfalls scheint sie erwachsener zu sein als der Rest. Beide reden über Dinge, die mehr erfordern als nur einen Satz. Diese zärtliche, aber fragile Romanze wird immer wieder unterbrochen durch Auftritte von James Freunden oder dem skurrilen Inhaber-Paar von Adventureland. Ach ja, dann gibts auch noch den verheirateten Connell (Ryan Reynolds) - klingelt da was? Während dieses langweiligen Sommers, in dem die grösste Aufregung der Gewinn eines Pandas bedeutet, nähern sich Em und James an. Mich hat das gefesselt, da die beiden offensichtlich viel klüger sind als ihre Umgebung (ohne das es jemand merken würde). Natürlich mag jeder Jesse Eisenberg; die Überraschung des Films aber heisst Kristen Stewart. Hier zeigt sie zum ersten Mal eine differenzierte schauspielerische Leistung. Nicht nur, dass sie mehr als einen Gesichtsausdruck kann (man erinnere sich dagegen an Stewart in einer gewissen Vampir Saga...); sie spielt eine verletzbare, sensible und - ja! - geheimnisvolle junge Frau. Zusammen machen sie Adventureland zu einem viel berührenderen schöneren Film als man vermuten sollte! Aber... ist das tatsächlich alles Vergangenheit? ist nicht auch die Filmkunstbar Fitzcarraldo ein solches Adventureland mit einer solchen Truppe. Oh, ich hoffe nur, sie mögen sich nicht so langweilen wie Eisenberg & Stewart! (Wir stellen nicht den Film, nur den link zur Verfügung)

Samstag, 14. Januar 2017

youtube: Woody Allen - Magic In The Moonlight

 youtube: Woody Allen - Magic In The Moonlight. Im neuen Allen Film wird Kate Winslet mitspielen, in Magic In The Moonlight Emma Stone, die wir alle lieben! - Unten im Keller unserer Filmkunstbar Fitzcarraldo füllt sich eine ganze Regal Ebene mit Woody Allen DVDs. Pro Jahr eine mehr. Der zwanghafte Filmemacher Woody Allen versucht dabei, jedem einzelnen seiner Filme diesen gewissen "Swing" mitzugeben. Es scheint eine Vorgabe von ihm selbst zu sein, die er erreichen muss. Leider sind seine Filme mittlerweile in unschöner Regelmässigkeit mit einer Enttäuschung verbunden. Allen zollt seiner eigenen Arbeit einfach nicht mehr den genügenden Respekt und fabriziert, seit 1983 wie ein Uhrwerk einen Film pro Jahr. Es treibt ihn dabei aber schon länger kein genialischer oder künstlerischer Impuls mehr an. Dabei befinden wir uns seit 2005 "offiziell" in einer Allen Renaissance. In diese Zeit fällt nicht nur sein erfolgreichster Film überhaupt (wohlbemerkt, nicht im künstlerischen Sinne), sondern auch einige Oscars. Magic In The Moonlight ist nicht einmal so dicht dran an einem Disaster wie andere Filme aus dieser Phase. Allen stagniert in seinem Genre der eleganten und neurotischen Romantic Comedy. Magic In The Moonlight spielt wieder in der Vergangenheit (wie so viele der neueren Allen Werke), in den europäischen 20ern. Immerhin kann sich Allen so davor drücken, Dialoge zu schreiben, die so klingen wie Dreissigjährige heute sprechen würden. Die Voraussetzungen, zugegeben, klingen charmant: Colin Firth spielt einen berühmten Bühnen Magier wird von einem alten Freund angeworben, nach Südfrankreich zu reisen, um eine junge Frau zu entlarven, die sich als Spiritualistin verdient. In diesem Moment scheint sie eine reiche amerikanische Familie zu täuschen. Die Frau, die mit der Nachwelt kommuniziert, wird entwaffnend gespielt von Emma Stone (Allens neuer Muse). Der Magier kann aber kein Täuschungswerkzeug finden und vollzieht eine 180 Grad Drehung. Er wird zu einem Glaubenden. Eine tiefe Dankbarkeit erfüllt den vormaligen Zyniker. Doch kann diese auch in romantische Gefühle umschlagen? Manche Liebhaber dieses letzten Allen Films gehen nun davon aus, eine neue Tiefe der Gefühle bei ihm zu entdecken. Womöglich ist der Autor selbst milder und nachdenklicher geworden? Aber genauso wenig wie Allen spirituell geworden ist, hält dieses Gefühl im Film an. Leider entwickelt sich Magic In The Moonlight ab diesem Moment nur noch schlaff und diffus. Das kommt daher, weil der Film zögert, endlich in einer Romanze zu erblühen. Vermutlich liegt das auch daran, dass Colin Firth etwas zu alt ist, um Emma Stone für sich zu gewinnen (ich schreibe das nur ungern, denn ich bin ja auch schon ziemlich alt). Oder dürfen wir die Ladehemmungen der zweiten Hälfte etwa so verstehen, dass Allen womöglich etwas wirklich anderes versuchen wollte? Schliesslich fällt die Komödie zurück auf einige Allen Standarts. Da ich als - jawohl! - grosser Fan alle Filme von ihm gesehen habe, spielte ich ein Spielchen: Ich versuchte die romantischen Phrasen jeweils den früheren Filmen von ihm zuzuordnen, aus denen sie entliehen sind. Das einzig Neue stellt das schnörkellose Spiel von Colin Firth dar. Emma Stone wirkt wie gewohnt lebendig und natürlich. Einige weitere Schauspieler machen ebenfalls recht gut ihre Arbeit. Sie alle aber sind in Rollen gefangen, die doch leblos angelegt sind. Woody Allen kreiert mit seinem Spätwerk ein eigenes Comic Universum. Bestimmt hat er seinen nächsten Film schon abgeschossen... (Wir stellen nicht den Film, nur den link zur Verfügung) (Bild: https://s-media-cache-ak0.pinimg.com/originals/c8/8e/3d/c88e3dcbaeb0e4919c67cb9d1fb2f05d.jpg)

FILM LIST: Musicals


Musicals

Wer im Kino seine Stimme zum Gesang erhebt oder einen Tanz wagt, bringt sie alle gegen sich auf, die Realisten und diejenigen, denen es um "Wahrscheinleiichkeit" geht. Warum nur? Im Musical sehen wir die coolsten Typen, die uns das Kino je geschenkt hat. Von ihren Gefühlen übermannt, können sie sich nur noch durch Gesang und Tanz ausdrücken. Im Liebestaumel helfen Wörter nicht mehr weiter. Es muss gesungen werden. Aus diesem Grund ist das Musical auch nur was für Idealisten und Romantiker. Natürlich lässt sich das Leben so viel besser meistern! Wer singt und tanzt, überwindet Hindernisse viel leichter! Irgendwo dort im Anderswo wartet eine bessere Zukunft auf uns in Bonbon-Farben! Das alles gehört zum Kino seit den Gebrüdern Lumiere. Bereits deren Filme wurden mit musikalischer Begleitung aufgeführt. Musik-Komödien und -Dramen müssen nicht amerikanisch sein; eine genauso lange Tradition gibt es in Indien oder Ägypten. Es gab eine kurze Blüte im deutschen Tonfilm und im französischen Kino der 30er, das vom Variete beeinflusst war. Jacques Demy oder Michel Legrand erfanden das Musical dann noch einmal neu in den frühen 60ern. Zunächst aber brauchte es den Ton gar nicht. Der Rausch der Bewegungen, das ist schon filmisch genug! Als der Tonfilm 1927 erfunden wurde, kombinierte man Tanz, Gesang und Dialoge - ein Prozess, der sich in langsamen Schritten vollzog. In den frühen Tonfilm Musicals verharrt die Kamera. Wie gelähmt. Noch war der Bewegungs-Radius der Schauspieler gering, einfach dadurch, dass die Mikros nur eine geringe Reichweite hatten. In den kommenden 20 Jahren verwertete man in Hollywood alle möglichen Formen des Tanzens, ob folkloristisch oder modern. Seinen Durchbruch erlangte das Musical aber mit dem Stepptanz, bei dem die Schritte der Tänzer als Instrument funktionieren. Busby Berkeley nutzte diese Entdeckung während der grossen Depression und brachte Hunderte von Tänzerinnen auf die Bühne. 1929 brach die Wirtschaftskrise aus. Musicals halfen dem Publikum, ihrem Alltag zu entfliehen. RKO präsentierte Fred Astaire und Ginger Rogers in einer mondänen Deko-Welt. Zur selben Zeit inszenierte Berkeley seine Broadway Musicals für Warner, in denen unbekannte Tänzer den amerikanischen Traum lebten. Der Tanz musste fürs Publikum aber noch legitimiert werden. Er bedurfte eines Vorwandes. Bei Berkeley entsteht er aus dem Kontext: Auch Astaire und Rogers spielten oft Tänzer, denen wir eben bei der Arbeit zusehen. Bald schon wirkten die Tanznummern nicht mehr wie eine Unterbrechung der Handlung. Bei Astaire und Rogers erzählen sie die Handlung weiter, auf einer intimeren Ebene. Tanzend durchleben sie alle Stadien der Liebe. Fred Astaire legte angeblich Wert darauf, jede Nummer in einer Sequenz zu filmen - und an diese Idee tänzerischer Selbstbestimmung schloss in den 40ern Gene Kelly an. Aus alltäglichen Situationen entwickelte er seine Tanz-Szenen, reagierte spontan auf Dinge des Lebens wie einen Wischmob oder ein Paar Rollschuhe. Wie Astaire sah man Kelly schlendern, flanieren und daraus einen Tanz entwickeln. Während Astaire aber der feingliedrige, elegante Tänzer war, strotzte Kelly nur so vor Kraft. Astaire fällt alles leicht, Kelly aber ist angreifbar. Einer von uns im T-Shirt. Ein Genre braucht ständige Präsenz auf der Leinwand, damits vom Publikum akkzeptiert wird. Nach dem Ende des Studiosystems aber verschwand das Musical. Wurden zuvor Schauspieler noch selbstverständlich in Gesang und Tanz ausgebildet, blieb das später aus. Ähnlich wie der Western, konnte sich das Musical nie ganz vom Umbruch des New Hollywood Kinos erholen. So zog der Hit The Sound Of Music ab 1965 eine ganze Reihe teurer Flops nach sich. Saturday Night Fever und Grease lösten Ende der 70er eine kurze Disco-Welle aus. New Hollywood Grössen wie Francis Ford Coppola (One From The Heart) und Peter Bogdanovich (At Long Last Love) aber scheiterten wie Sidney Lumet (The Wiz). Für das Überleben des Genres sorgten Disney oder Bühnen-Adaptionen. In den 80ern feierte das Disco Musical mit Flashdance noch einmal ein kurzes Comeback und Patrick Swayze verzückte in Dirty Dancing eine ganze Generation. Immer wieder versuchten sich Einzelne darin, das Genre neu zu beleben: Woody Allen (Everyone Says I Love You) , Pedro Almodovar oder Christophe Honore. In Hollywood produzierte man Nostalgie aus zweiter Hand wie Chicago oder Moulin Rouge. Dadurch, dass sich das Genre Musical in seiner Auflösung befand, gewann es aber auch neue Freiheiten: West Side Story handelte von Strassenkriegen, The Sound Of Music und Cabaret erzählten während der 70er vom Aufkommen des Faschismus. Hair schliesslich vergegenwärtigte das Vietnam Trauma und Alain Resnais erschloss mit La Vie Est Une Chanson die depressive Komödie. Tim Burton schliesslich lieferte mit Sweeney Todd das erste blutrünstige Disney Musical! Der grösste Musical Regisseur aller Zeiten, Vincente Minnelli, lieferte bereits in den 40ern heimliche Experimentalfilme Marke Musical (Yolanda and The Thief, 1944). Stanley Donen und Gene Kelly drehten schliesslich zum ersten Mal draussen auf den Strassen New Yorks (On The Town, 1949). Konnte das artifiziellste aller Genres noch bestand haben, wenn man es nach draussen, in die "Realität" verlegt? Einen solchen Schritt hat das Musical nun mit Damien Chazelles La La Land wieder vollbracht. Getanzt wird nur in Aussen-Szenen, so während eines Verkehrsstaus. Bunt wirds trotz des Asphalts, einfach, weil die Kostüme farbig leuchten! Was ist neu? In La La Land müssen die Musical-Nummern nicht mehr zwangsläufig von Liebe handelt. Hier gehts auch um Weigerung oder Abschied. Die Tänzer dürfen sogar zögerlich wirken. Ryan Gosling und Emma Stone, eine Liebe des Augenblicks. Was danach kommt? Wir wissens nicht. Doch wozu brauchts noch Musicals, würden sich alle Träume erfüllen? (Wir stellen nicht die Filme, nur die links zur Verfügung. SEHT EUCH DIE LINKS SCHNELL AN, BEVOR SIE GELÖSCHT WERDEN. 14.1.17) (Bild: http://la.curbed.com/maps/la-la-land-filming-locations)

Freitag, 13. Januar 2017

youtube: Hukkle

 youtube: Hukkle. His Master's Voice wird der neue Streich des Ungarn György Pálfi heissen. Verfilmt hat er einen Roman von Stanislaw Lem. Gespannt sind wir und zeigen deshalb Hukkle. - Ich bin verwirrt und fasziniert von diesem filmgewordenen Gedicht! Die Bedeutung; trügerisch, der Effekt - unbestreitbar! Hier kommt ein Experimentalfilm, der neue Wege der Narration sucht und dem eine originelle Form gibt. So intellligent und ambitioniert, wie kaum ein Film der letzten Jahre! Hukkle kommt im Grunde ohne Dialoge aus, denn die liebenswürdigen Gestalten in diesem ungarischen Dorf sprechen ihrerseits nur äusserst selten. Wir befinden uns also irgendwo im Nirgendwo, dort wo es schrullige alte Männer, ihre Schweine und verrosteten Farm-Maschinen gibt. Regisseur Gyorgy Palfi rückt ganz nah ran mit seiner Kamera, um das, was hinter der vertrackten Oberfläche stehen mag, aufzuspüren. Um das Miteinander von Mensch und Tier in dieser Einöde vorzuführen, nimmt er uns mit auf eine Art Expedition. Hier ist alles fremd! Mitten in dieser Dorfgemeinschaft fand ein schrecklicher Mord statt (denn Hukkle darf auch als Stummfilm-Krimi bezeichnet werden). Dann erleben wir einen Nato Flieger, wir er dieses Nicht-Paradies in Zeitlupe streift - doch, worum gehts hier überhaupt? Was geschieht gerade? Ich habe nicht die leiseste Ahnung und bin doch ergriffen.

Donnerstag, 12. Januar 2017

youtube: Keoma

 youtube: Keoma. Der italienische Western kennt - anders als der amerikanische - keinen Mythos, keine Geschichte. Er spielt in einem Niemandsland, wo alle Menschen dreckig und gemein sind. Helden gibt es nicht. Als Keoma 1976 in die Kinos kam, war die grosse Zeit des Italo Westerns längst vorbei. Auch die Zeit des Halbbluts Keoma (Franco Nero mit schlimmer Frisur) scheint vorbei. Er kehrt zurück aus dem Bürgerkrieg und sucht Frieden. In seiner Heimatstadt aber herrscht der korrupte Ex-Offizier Caldwell (Donald O'Brien). Er lässt die an Pocken erkrankten in ein Bergwerk sperren und terrorisiert den Rest der Bevölkerung. Keoma hat keine Wahl; er muss wieder kämpfen. Enzo G. Castellari hat diesen Italo Spätwestern liebevoll und vor allem anders inszeniert. Es beginnt beim Score, der im Duett von einer Männer- und einer Frauenstimme getragen wird. Fast hörts sichs an wie ein psychodelischer Abgesang auf die Hippie-Ära. Keoma wirkt wie ein apokalyptischer Western mit vielen Bibelbezügen. Eine Italo-Western Passion. Keoma ist auch einer der blutigsten Western seiner Zunft mit präzise inszenierter Action und der unfassbaren "Finger-Szene"... In dieser Endzeit existiert kein Mythos. Hier endet alles Leben. Es gibt nichts, auf das wir Stolz sein könnten.

Mittwoch, 11. Januar 2017

youtube: Son Of The Bride - El Hijo De La Novia (engl. subt.)


youtube: Son Of The Bride - El Hijo De La Novia (engl. subt.). Argentiniens wohl derzeit bester Regisseur hat 2016 an einer TV Serie gearbeitet. Wir zeigen seinen zweiten grossen Film neben The Secret In Their Eyes (El secreto de sus ojos). - Juan José Campanellas bittersüsse argentinische Dramödie schaffts, jede mögliche Art alltäglichen Ärgers auf ihren Protagonisten Rafael Belvedere (Ricardo Darin) zuzuspitzen: Die Leiden daheim, ein stressiges und wenig ertragreiches Restaurant, eine geliebte Mutter im letzten Stadium von Alzheimer. Bald stellen wir fest, dass Rafael auch ein ödipales Leid sein eigen nennt (oder: Wie es seine Ex-Frau ausdrückt, dass sie allein durch ihn Freuds Gesamtwerk verstünde). El hijo de la novia war ein Riesenhit in Argentinien. Verständlich, denn diese Reise durch eine Midlife-Crisis ist kurz & knackig, genau beobachtet und äusserst liebensnwert! Und: Exzellent gespielt von Ricardo Darin, DEN argentinischen Volksschauspieler! Der Film wagt einen gefährlichen Grad zwischen aufrichtigen Gefühlen und tiefer Sentimentalität. Dieses Spannungsfeld wird erst im Finale aufgelöst, da Rafael als Sohn der Braut seine Mutter zum Altar geleitet. Eine Szene, die wir eher in einem Hollywood Klassiker der 40er erwarten - weniger in einem modernen Film! Doch es ist so schön schmalzig und klebrig, dass es Wirkung tut! Ja, ich bin dahingeschmolzen!

Dienstag, 10. Januar 2017

FILM LIST: Argentinian Comedies


Argentinian Comedies

The Top 10 from Argentina! (Wir stellen nicht die Filme, nur die links zur Verfügung. SEHT EUCH DIE LINKS SCHNELL AN, BEVOR SIE GELÖSCHT WERDEN. 10.1.17)
youtube: Dario Argento - Phenomena


youtube: Dario Argento - Phenomena. Zur tollen Wiederaufführung von Argentos Opera dieser Tage im Berliner Kino! - Wann waren die Berge der Schweiz je unheimlicher als in Dario Argentos Eröffnungsszene? Jennifer Connelly spielt Jennifer, ein Mädchen, das mit Insekten kommuniziert. Sie ist dreizehn und lebt in einem Schweizer Internat, dort wo ein Mädchenmörder sein Unwesen treibt. Dank ihrer Fähigkeit, kann sie dem Mörder gefährlich werden - und er ihr. Viel Negatives gibts über Phenomena zu lesen, vor allem die Kritik am unlogischen Plot. Aber ists nicht der Mut zum Abstrusen, der die ungewöhnlichen Szenarien von Phenomena erst ermöglicht? Das Ganze ist hier jedenfalls weniger wert als die Summe der einzelnen Teile und die einzelnen Teile wiederum sind in Phenomena oft atemberaubend (immerhin ist Phenomena Argentos Lieblings-Film aus dem eigenen Werk!). Die Insekten-Liebhaberin Jennifer Corvino bekommts also mit einigen der typischen Argento Verdächtigen zu tun. Irgendwo an der Grenze der Natur zu unserer materiellen Welt (in Argentos Wonderland). Schliesslich landet Jennifer in der Richard-Wagner Schule, dort wo die hysterische Mrs. Bruckner (Daria Nicolodi) regiert. Die schönste Figur: Der Master (Donald Pleasance), der einen Schimpansen hält. Die tollste Szene: Wenn Jennifer sich nachts schlafwandelt im Wald verliert und auf den Master mit seinem Affen trifft. Hier befinden wir uns in einem Märchenwald, der doch deutlich die Zeichen seiner Zeit trägt (die der alles verkitschenden 80s!). Oft wirkt Phenomena anders als alles, was wir zuvor gesehen haben. Das mystische Tableaux, unterlegt mit wattigen Synthies, voller Insekten, dem Befehl des Masters unterstehend. “I love you all"; flüstert Jennifer und meint damit Gottes Kreaturen. Phenomena ist ganz filmische Obsession - allerdings schwer zu verdauen. Wie sollen wir auch aktiv zuschauen, wo Argento jede, aber auch jede unserer Vorerwartungen ad absurdum führt? Der Mörder und Jennifers spezielle Beziehung zur Welt - eine Verbindung zwischen wird nie hergestellt. Phenomena, kein logischer film, eher ein verschusselter.

Montag, 9. Januar 2017

youtube: Ken Loach - Sweet Sixteen

 youtube: Ken Loach - Sweet Sixteen. Ken Loach zu seinem unglaublichen 80. Geburtstag! - Wir haben uns daran gewöhnt, in einem Land zu leben, in man Kapital braucht, um zu Geld zu kommen. Arbeit allein reicht nicht. Ken Loach wird sich daran nie gewöhnen. Sweet Sixteen spielt in Schottland und müsste eigentlich untertitelt sein, denn hier wird mit breitem Akkzent gesprochen. Wir sehen einen anständigen Jungen, der keinerlei Aussichten auf einen Job oder sonstige Angebote hat. Für ihn bleibt nur das Verbrechen. Ganz gleich ob Schottland oder Teile von Berlin; es gibt viele Jungs wie Liam (Martin Compston), die gesellschaftlich einfach abgehängt sind. Von seinem Grossvater sowie dem Freund seiner Mutter wird Liam bestens eingeführt in das, was man so die "schiefe Bahn" nennt. Alle drei lernen wir kennen, als sie gerade Liams Mutter im Gefängnis besuchen. Liam schmuggelt Drogen rein und flüstert der Mutter zu, sie möge sich von ihrem Freund, dem Bastard, lossagen. Er ahnt nicht, wie sehr sie an seine Brutalität schon gewöhnt ist. Wie sie seinen Regeln folgt. Schliesslich schlagen die beiden Älteren den Jungen, bestrafen ihn. Er reisst aus mit seiner 17jährigen Schwester Chantelle (Annmarie Fulton) und träumt davon, die Mutter zu unterstützen, wenn sie aus dem Knast kommt. Liam spart Geld für einen Trailer, aus dem er ein zukünftiges Zuhause machen will. Gemeinsam mit seinem Freund Pinball (William Ruane) verkauft er geklaute Zigarretten, bis der örtliche Gangsterboss auf Liam aufmerksam wird. Zu spät wird er herausfinden, wie gnadenlos diese Gesellschaft ist... Sweet Sixteen erinnert an die ganz frühen Filme Ken Loachs aus den späten 60ern. Liam meint es gut, er ist ein lieber Kerl - jedoch kann er nur mit dem aufwarten, was er eben gelernt hat. Er wird nie verstehen, wie sehr er einfach nur das Opfer eines falschen Systems ist.

FILM LIST: Movies that have not aged well


Movies that have not aged well

Some movies are timeless, others not. And some movies stagger... - Manche Filme sind einfach zeitlos, andere nicht. Wieder andere, die wir noch gross in Erinnerung haben, überraschen uns dadurch, dass sie das eben nicht mehr sind: Gross. (Wir stellen nicht die Filme, nur die links zur Verfügung) (SEHT EUCH DIE LINKS SCHNELL AN, BEVOR SIE GELÖSCHT WERDEN. 9.1.17)

Sonntag, 8. Januar 2017

youtube: Roland Klick - Supermarkt (germ. only)


youtube: Roland Klick - Supermarkt (germ. only). Es war in den 70ern als man zwar Filme Marke Hollywood und das Genre-Kino bewunderte - aber nicht mehr liebte. Wer sich die Klassiker heute ansieht, weiss, warum: Es agieren keine "Menschen", sondern Figuren. Mit dem echten Leben hatte der Klassiker Marke Hollywood nichts gemein. Enfant Terrible Roland Klick hat 1974 das Bild des "Outlaws" benutzt, um daraus einen "Problemfilm" (wie man in den 70ern sagte) zu fertigen. Der Outlaw, eigentlich ein "Problemtyp", der an der kalten Gesellschaft scheitert. Willi (Charly Wierczejewski) ist so einer. Abgehauen von zu Hhause, auf der Flucht vor der Polizei und dem Jugendamt. Er landet in einer dunklen Ecke in St. Pauli, dort wo es Zuhälter und Huren gibt. Immer wieder bietet man Willi Hilfe an, die er aber ausschlägt - was ihn umso sympathischer erscheinen lässt! Willi könnte als Krimineller was werden oder als Edelstricher. Dann wird er sogar von einem Journalisten daheim aufgenommen. Jedoch: Willi hat überhaupt keine Lust, sich anzupassen! Dazu singt der damals noch gänzlich unbekannte Westernhagen "Celebration", die Geschichte eines einsamen Helden. Roland Klick hat Willi als "echten" Typen vorgeführt und doch nutzt er Genre Schablonen. Willis Antrieb ist nicht so wichtig, wie die Tatsache, dass er eben so ist wie er ist. Ein moderner Cowboy in der grossen Stadt! Klick liebt Explitation. Fast ungeschickt seine Regie, dafür ist hier alles drastisch und grell! Der schmutzige Asphalt, in dem die Klein-Gangster ringen, harte Gewalt und Schusswechsel (die im Kino der 70er so etwas Organisches haben!). Gedreht wurde draussen in den schmuddeligsten Ecken Hamburgs auf der schmierigen Reeperbahn, in muffigen Polizeistellen oder im Puff. Eine echte Underground Perle zum Wiederentdecken, das ist Supermarkt! Es lebe die Anarchie! (Wir stellen nicht den Film, nur den link zur Verfügung) (Bild: http://i.vimeocdn.com/video/234523318_1280x720.jpg)

Samstag, 7. Januar 2017

youtube: Eliseo Subiela - Man Facing Southeast (engl. subt.)

 youtube: Eliseo Subiela - Man Facing Southeast (engl. subt.) Was bedeutet es schon, wahnsinnig zu sein? Kann es nicht ein Wesenszustand sein, der zugleich romantisch als auch poetisch ist? Im Kino von Eliseo Subiela jedenfalls ist das so. Als wir unsere Filmkunstbar Fitzcarraldo vor etwa 12 Jahren gründeten, wurden Subielas Film sehr oft nachgefragt. Publikumslieblinge, die uns berühren und witzig sind! Nun hat sich eine Kundin sein Frühwerk Hombre mirando al sudeste gewünscht, eine phantastische Komödie, die mir die allerbeste Laune schenkt! Es ist die Geschichte von Dr. Julio Denis (Lorenzo Quinteros), einem Psychiater, der zuviel arbeitet, von seiner Frau und den Kindern verlassen wurde und trinkt. Abends sitzt er allein zu Hause; es ist so, als ob sein Leben still steht. Nun trifft ein neuer Patient in der Klinik ein; Rantes (Hugo Soto). Santes umgibt etwas Mysteriöses, Düsteres. Vor allem gibt er sich als Wesen einer fremden Galxie aus. Je mehr Julio ihn kennenlernt, desto plausibler scheint es ihm, dass Santes ein Ausserirdischer ist (obwohl er dessen Psychose klar erkennt). Vor allem aber ist Santes ein Genie und ein grosser Künstler! Schliesslich trifft noch eine junge Frau ein, Beatriz Dick (Inés Vernengo). Sie mag Rantes Schwester sein oder auch nicht - womöglich auch eine Ausserirdische? Doch ist nicht jeder genau das, was er sich wünscht zu sein? (Bild: http://cdn-2.cinemaparadiso.co.uk/1412160943364_l.jpg) (Wir stellen nicht den Film, nur den link zur Verfügung)

Freitag, 6. Januar 2017

youtube: Derek Jarman / Marianne Faithfull - Broken english

 youtube: Derek Jarman - Broken English. Nochmal zum 70. von Marianne Faithfull, aber diesmal zehn Jahre später 1979! - Ein Film wie aus einer alten heidnischen Sage entsprungen, voller Mysterien, Rituale und Dunkelheit. Broken English ist gewalttätig, sexuell, romantisch und umwerfend schön! so schön wie kaum ein Film! Derek Jarman stand 1979 noch ganz am Anfang seiner Karrire im Zeichen der britischen Punkbewegung. Ex-IT Girl Marianne Faithfull hatte sich nach Exzessen mit den Stones teilweise obdachlos durch die 70er gekämpft. 1979 war sie schliesslich auch als Künstlerin eine Grösse! Und als Überlebende, doch das ist eine Bezeichnung, die sie bis heute verabscheut. Viel Spass mit diesem 12minütigen Kleinod, der folgende Tracks interpretiert: “Witches Song,” “The Ballad of Lucy Jordan” und “Broken English”.