Freitag, 31. März 2017

youtube: Rudolf Thome - Rote Sonne


youtube: Rudolf Thome - Rote Sonne. Vor fünf Jahren stellte er seinen letzten Film vor! Kann es sein, dass tatsächlich niemand mehr eine Produktion für den französischsten aller deutschen Autorenfilmer stemmt? Wir zeigen Rote Sonne. - Ein ganz falscher Zugang zu Rote Sonne würde eine Diskussion darstellen, weshalb die vier schönen Frauen in Rudolf Thomes Film Männer umbringen? Sie tun es einfach, weil "sie es verdient haben". Das Gesindel. Jeder Mann, der länger als fünf Tage in ihrer WG bleibt, wird getötet. Erschossen, ertränkt oder überfahren. Rote Sonne kam 1970 ins Kino und es würde sich nun anbieten, das Werk für einen feministischen Film zu halten. Ich denke aber, dass Rudolf Thome sich mit der griechischen Antike auseinandergesetzt hat und gern Hollywood Action Filme sieht. Wie in der griechischen Tragödie taucht ein Jüngling auf (Thomas, der von Marquard Bohm gespielt wird und aussieht wie ein Mod) und fängt ausgerechnet eine Liebesbeziehung mit der Anführerin der Mädchentruppe, Peggy, (Kommunardin Uschi Obermeier) an. Ausgerecnet für diese Kreuzzung aus Versager und Macho hat Peggy eine Schwäche. Das nützt beiden aber nichts, denn bevor die rote Sonne am Starnberger See aufgeht, wird das Paar sich gegenseitig erschossen haben. Weil das so schön nach Hollywood aussieht. Oder nach einer griechischen Tragödie. Bohm und Obermeier spielten auch in Thomes erstem Film gemeinsam. In Rote Sonne sind sie definitiv das glamoröseste deutsche Kino-Paar - ein Jammer, dass es nicht noch mehr Filme mit den Beiden gibt! Wohl niemand ausser Bohm könnte die abstrusen Dialogzeilen aus Rote Sonne so vortragen: "Arbeit, die dem eigenen Lebensrythmus widerspricht, kann verheerende Folgen auf den gesamten Organismus haben". Darauf sie: "Du bist faul". Wer den Film so oft wie ich gesehen hat, kann sich auch mal damit beschäftigen, was hinter der Rahmenhandlung passiert. Rote Sonne wurde 1969 in München gedreht und während der Aussendrehs sieht man fast keine anderen Autos als VW Käfers. Die Wohnung, in der die Killer-Frauen leben, konnte einfach so übernommen werden. Die bunten Wände, die waren schon so. In der WG herrscht auch ein munterer Bettentausch: Jede schläft dort, wo was frei ist. Rudolf Thome ist ein redseliger Mann und insbesondere zum Dreh von Rote Sonne gibts viel zu berichten. Er hat das mal in den Tilsitter Lichtspielen veranschaulicht. Uschi Obermeier durfte sich nie länger als drei Tage aus der Kommune 1 entfernen und musste daher ständig von München nach West-Berlin geschafft werden. Marquard Bohm hat seine Rolle tatsächlich gelebt; sein Anzug erzählt eine ganz eigene Geschichte im Film. Rote Sonne wurde chronologisch gedreht und mit jeder Szene wird sein Anzug schmuddeliger. Bohm trug ihn auch nach dem Dreh privat, ging damit auf Parties. Bereits Ende der 60er unterschied man in Deutschland zwischen den staatlich förderungs"würdigen" Filmen des Filmverlags der Autoren und denen, die kein Geld bekommen. Rote Sonne gehörte zur letzteren Sorte. Thome gehörte zur sogenannten "Münchener Gruppe", die ein eigenes Oberhausener Manifest unterzeichneten, um sich vom ersteren abzugrenzen. Rote Sonne liebt die Vorbilder aus Hollywood und Frankreich, Schusswechsel und Verfolgungsjagten. Die deutsche "Realität" ist dem Film nicht so wichtig. Hier kommt also einer der seltenen deutschen Filme, in dem die Schauspieler wie Stars wirken, alles künstlich wirkt und vor allem echt sexy! Also echt!

Donnerstag, 30. März 2017

youtube: Rainer Werner Fassbinder - The Marriage Of Maria Braun

 youtube: Rainer Werner Fassbinder - The Marriage Of Maria Braun. Hanna Schygulla, die Ikone des Neuen Deutschen Films! Dieses Jahr arbeitet sie an zwei Projekten: Milada und Fortunata. Wir zeigen sie als Maria Braun. - Überall schlagen die Bomben ein als Maria einen Soldaten namens Hermann Braun heiratet. Weitere Jahre des Krieges folgen und Maria Braun entwickelt sich zu einer starken und grausamen, zu einer traurigen und unbezwingbaren Frau. Sie ist loyal ihrem Ehemann gegenüber, so sehr, dass sie für ihn tötet. Gleichermassen mitleidslos behandelt sie ihren Liebhaber, den sie in den Tod treibt. An erster Stelle stehen für Maria stets: Vornehme Nylonstrümpfe und Zigaretten, ein guter Job, ein Haus in der Vorstadt und exklusive Restaurants. Am Ende versucht ihr verzweifelter Liebhaber (Marias Chef), ein Gespräch mit ihr zu führen. Wähhrend er redet, gibt sie unablässig Zahlen in ihre Rechenmaschine ein. Die Ehe der Maria Braun hat Rainer Werner Fassbinder bereits am Ende seiner so kurzen Karriere gemacht. Eine unglaubliche Karriere, in der er über 30 Filme (und grossartige TV Serien!) schuf, um mit 37 Jahren zu sterben. Das war 1982. Einige seiner frühen Filme sahen zwar noch wie hausgemacht aus, Fassbinder war aber nie ein improvisierender Filmemacher. Er war ein eleganter Stilist, insbesondere durch die Zusammenarbeit mit seinem Kameramann Michael Ballhaus. Hanna Schygulla spielte in 20 Fassbinder Werken mit und es wurde viel geschrieben über diese sado-masochistische Beziehung! Fassbinders Welt wird von Sex und Gier getrieben. Das übergrosse Ego seiner Protagonisten führt zu Grausamkeit, Sadismus und Selbstzerstörung. Nette Charaktere haben keine Chance. Sie werden bei lebendigem Leib gefressen. Dazu mag passen, dass Fassbinder selbst oft grausam war, insbesondere gegenüber denen, die ihn liebten. Dazu gehört bestimmt Schygulla! Es ist wohl so, dass Fassbinder seine/ihre Maria Braun sehr gut verstand. Sein eigens erschaffenes grausames Monster! Maria weiss genau, was sie tut und sie erklärt es ihren Opfern sogar! Man kann sich ausmalen, wie Fassbinder agierte. Maria beginnt im Nachtleben, direkt nach dem Krieg. Wir verfolgen ihren Aufstieg bis in die 50er. Nur einmal scheint sie etwas zu fühlen: Es ist der Moment, da Maria ihren Mann (Klaus Löwitsch) mit einem schwarzen GI betrügt. Ihr Mann erwischt sie und Maria tötet den GI mit einer Flasche. Hermann Braun wird später aussagen, er hätte diese Tat begangen und dafür ins Gefängnis gehen. Maria wird Hermann gegenüber immer loyal bleiben - obwohl er im Grunde ein Fremder für sie ist. Eine deutsche Ehe. Der sympathischste Charakter heisst Oswald (Ivan Desny), der als Industrieller aus dem Exil wiederkehrt. Maria und er haben Sex. Sie erklärt ihm, sie hätte eine Affäre mit IHM (und nicht etwa umgekehrt). Sie demütigt ihn, steckt ihm, sie würde ihn mögen und bleibt doch stets distanziert. Als Angestellte aber ist Maria die Idealbesetzung! Achte mal auf die Kamerafahrten: Wie oft hat man den Eindruck, die Protagonisten wären eingesperrt? Maria Braun war der letzte gemeinsame Film von Fassbinder und Michael Ballhaus. Und der Beste! Maria geht ihren Weg, entwickelt sich von einer vezweifelten Plünderin zu einer reichen Schönheit. Sie hat erlebt, wie ihre ganze Welt in Stücke zerfiel. Sie selbst vegetierte darin wie eine Wilde. Immer ist sie von verletzender Ehrlichkeit. Es gibt in Marias Welt keinen Betrug (höchstens, um Oswald bewusst zu verletzen). Die Dialoge beider tragen manchmal fast die Züge einer Komödie - so grausam sind sie. Viele, die den Film zum ersten Mal sehen, hassen das Ende. Wir wünschten uns ein anderes Finale von Fassbinder und würden ihn fast darum bitten wollen. Jedoch: Er ist Maria Braun und wir alle sind Oswald.

Mittwoch, 29. März 2017

youtube: Valerie And Her Week Of Wonders (engl. subt.)


youtube: Valerie and Her Week Of Wonders (engl. subt.). Wir haben für euch eine Reihe der Neuen Welles des osteuropäischen Kinos der 60er/70er zusammengestellt. Daraus diese unheimliche Variante von Alice In Wonderland (At the mansion of madness!!!). - Alice im Alptraumland. Nachts werden Valerie die Ohrringe gestohlen, morgens hat sich ihre Welt verändert: Fortan ist sie von Dämonen und Vampiren umgeben. Der geheimnisvolle Dieb aber bringt ihr die Ohrringe zurück und erklärt, dass es magischer Schmuck sei, der sie vor Gefahren beschützt. Die Kunst des Films besteht darin, die surrealen Traumwelten des zugrunde liegenden Romans von Vítězslav Nezval mit unheimlichen poetischen Bildern lebendig zu machen. Freud und Fantasie, Sex und Surrealismus, Kitsch und Märchen - einer der schönsten Filme der tschechischen Neuen Welle! (Du findest den Film auf youtube - Alternate Soundtrack mit englischen Untertiteln)

Montag, 27. März 2017

FILM LIST: Outlaw Road Movies - New Hollywood


Outlaw Road Movies

New Hollywood
Um mal kurz eine Defition zu versuchen und natürlich auch (film-)historisch zu begründen: Das Road Movie steht seit Easy Rider für das Entdecken. Das Outlaw Road Movie seit Bonnie & Clyde ist verzweifelter. Es steht für die Flucht vor einem Verbrechen. (Wir stellen nicht die Filme, nur die links zur Verfügung. SEHT EUCH DIE LINKS SCHNELL AN, BEVOR SIE GELÖSCHT WERDEN. 27.3.17)
youtube: Quentin Tarantino - Jackie Brown


youtube: Quentin Tarantino - Jackie Brown. Kaum zu glauben, doch heute ist Tarantinos 54. Geburtstag! Deshalb gibts seinen (für mich) besten Film Jackie Brown. - Ordell überlegt lange. Die Kamera lässt ihn, hält einfach drauf. "It's Jackie Brown!" Odell hat Recht. Es war Jackie Brown, die die 500.000 Dollars gestohlen hat. Es ist ungewöhnlich, dass ein schwarzer Waffen-Dealer im Film überhaupt die Möglichkeit zum Denken bekommt. Bei Tarantino aber ist so einiges anders. Er hat den gleichnamigen Roman von Elmore Leonard verfilmt, in dem alle Protagonisten klug sind. Eine Frage des Überlebens, der Klügste wird es schaffen. Jackie (Pam Grier) weiss, dass sie unbedarft aussehen muss, um zu überleben. Ordell (Samuel L. Jackson) würde sie sofort umlegen. Sie ist gerissen, so wie jeder andere in Tarantinos Film. Der Kautions-Verwalter (Robert Forster), der AFT-Agent (Michael Keaton) - sie alle wissen, was passiert. Frage nur, ob sie schnell genug sind, an Jackie dran zu bleiben. Mit Jackie Brown bewies Quentin Tarantino nicht nur, dass er mehr war als ein Hype! Sein dritter Film bleibt sein Bester! Nie wieder arrangierte er so perfekte Szenen wie die zwischen dem ständig bekifften Ex-Con (Robert de Niro) und Ordells Geliebter (Bridget Fonda), die über ein Foto in Ordells Bude diskutieren. Nie wieder inszenierte Tarantino derart präzise! Obwohl Koffer-Verwechslungen seit den 60ern beliebt sind, ist es nicht der Plot, der hier überzeugt. Es ist die Struktur des Films. Jackie Brown, 44 Jahre alt, arbeitet für die schlechteste Airline als Stewardesse. Nebenbei schmuggelt sie Geld für Ordell. Dann wird Beaumont (Chris Tucker) gefasst und das AFT (personifiziert durch Michael Keaton) ist ihr auf den Fersen. Man nimmt sie fest. Ordell aber schickt den Kautions-Agenten Max Cherry (Robert Forster), um sie freizukaufen. Hier beginnt die grosse Liebesgeschichte, das Herz des Films. Langsam wächst die Zuneigung zwischen beiden (in einem schlechteren Film hätte eine Sex-Szene alles verdorben). Jackie fürchtet, von Ordell ermordet zu werden. Sie muss ihn zuerst umbringen, doch ist sie keine Killerin. Im Gunde weiss Max, dass Jackie ihn benutzt. Trotzdem sind ihre Gefühle echt. Jackie ist hilflos. Sie kann nicht anders. Wir lernen all diese Charaktere kennen (und in den meisten Thrillers lernen sie sich doch immer nur gegenseitig kennen). Ich denke, die Tatsache, dass Tarantino uns teilhaben lässt an seinen Charakteren, macht den Unterschied aus! Das macht seine Filme zu "Kultfilmen". Tarantinos Stärke sind seine Dialoge und sein Timing. Und natürlich sein Casting! Pam Grier, die Sexbombe des Blaxploitation Kinos der 70er wirkt hier müde und verzweifelt. Noch zieht sie alle Blicke auf sich, doch Jackie kennt das Leben. Robert Forster als Kautions-Agent spielt die Rolle seines Lebens! Ein still arbeitender Profi und ein sensibler, melancholischer Liebhaber. Samuel L. Jackson wirkt noch kälter und gefährlicher als je zuvor und Robert de Niro darf einmal schlicht und ergreifend dumm sein. Mit am besten; die fast unsichtbare Performance von Bridget Fonda, der es nur um das Eine geht: High zu sein. Damals meinten einige, Jackie Brown sei zu lang. Es sind genau diejenigen, die mit schön altmodischen Filmen nicht mehr zurechtkommen. Ich dagegen wünschte, Tarantinos Figuren würden noch viel länger miteinander reden, sich betrügen, leben.

Sonntag, 26. März 2017

youtube: Chantal Akerman - Je, Tu, Il, Elle

 youtube: Chantal Akerman - Je, Tu, Il, Elle. Gestern kam eine Kundin in die Filmkunstbar Fitzcarraldo und fragte nach Chantal Akermans Je, Tu, Il, Elle. Sie war um die fünfzig und meinte, dass dieser Film ihr Leben neu geordnet hätte. So, als ob man ihr die Scheuklappen abnahm. Leider existiert nur eine amerikanische Criterion DVD mit Regional Code 1 von Je, Tu, Il, Elle. Oder ganz einfach youtube. Je, Tu, Il, Elle läuft dort in guter Qualität frei. Leider ohne Untertitel, wobei das gesprochene Wort nicht ausschlaggebend ist, um Akermans Film zu geniessen. Die "Handlung" in Kürze: Eine Frau, "Je Julie", die sich nur von Puderzucker ernährt. Sie ist eingeschlossen in ihrer Wohnung, bewegt sich ausschliesslich in ihrer eigenen Welt. Der Welt ihrer Gedanken. Dann trifft sie einen Fernfahrer. Sie fahren durch die Nacht, kommen an bei der ehemaligen Geliebten von Julie. Sie heisst "Elle". Schliesslich gibt es eine epische Sexszene. "Je" ist Julie (Akerman selbst). Sie lebt isoliert, weil sie das so will. "Je" verfasst einen Brief, der nie enden will und isst Puderzucker, den sie zwischen die Briefseiten streut. Das ist die erste Episode. Es folgt "II". Ein Fernfahrer nimmt Julie mit und erzählt ihr von seinem Leben. Der Fernfahrer ist Familienvater. Oft aber hat er Mädchen, die am Rand der Highway warten. Er setzt Julie ab bei "Elle". "Elle" empfängt sie nur widerwillig. Dann verschwindet Julie. In Erinnerung bleibt, wie Akerman den weiblichen Körper filmt. Als ob er nichts weiter als ein Gefäss ist. Ein Gefäss für die strahlende weibliche Seele! Fast so, als hätte Akerman das für das Kino übersetzt. Sie erschuf einen Raum für die weibliche Seele. Bildete diese zum ersten Mal ab im Medium Film. (Du findest den Film auf youtube)

Samstag, 25. März 2017

youtube: Take Shelter


youtube: Take Shelter. Jeff Nichols darfs als einer der besten Regisseure seiner Zeit gelten. Nach seiner Spielberg/Carpenter Verbeugung Midnight Special kommt jetzt Loving mit Joel Edgerton! Wir zeigen Take Shelter. - Hier kommt ein Psycho-Thriller, der uns nicht mit "Special Effects" überwältigen will, sondern eine tiefere Furcht auslöst. Take Shelter ist ein Film, der recht genau die Stimmungslage in den USA ausdrückt. Wir befinden uns in Ohio, da wo der Himmel endlos scheint. Hier lebt eine glückliche Familie. Scheinbar. Curtis LaForche (Michael Shannon), ein Familienvater, der einen guten Job beim Bau hat. Curtis aber fürchtet, das alles zu verlieren. In seinen Träumen greifen ihn die Hunde der Familie an und der Himmel verdunkelt sich. Schliesslich zerstört ein Sturm sein Zuhause. Zur Verwirrung seiner Frau Samantha (Jessica Chastain) und seiner Tochter Hannah (Tova Stewart) baut er für den Hund eine Hütte, obwohl der immer friedlich im Haus mit ihnen lebte. Wie aber kann er mit seinen Albträumen eines nahenden Sturms fertig werden? Schwarze Wolken verdichteten sich und die Regentropfen sind dickflüssig, fast wie Öl. Regisseur Jeff Nichols zeigt das unheilvolle Wetter so real, wie es nur in einer Gegend möglich ist, die von Zeit zu Zeit von Tornados heimgesucht wird. Die Möglichkeit, etwas Schreckliches könnte passieren, kann in Take Shelter nie ausgeschlossen werden. Ganz vorsichtig baut Nichols die Spannung auf. Curtis ist nicht dumm, weiss um die Geschichte der eigenen Familie und weiss auch, dass er jeden Verdacht mentaler Krankheit vermeiden muss. Deshalb besucht er seine schizophrene Mutter; fragt sie, ob sie jemals von bösen Träumen heimgesucht wurde. Er sucht nach Fakten in der Bibliothek, denn womöglich sollte man seine Träume ernst nehmen? Schliesslich nimmt er einen Kredit bei der Bank auf, um eine spezielle Ausrüstung zu kaufen. Ganz zum Leidwesen seiner Frau. Sein Job, seine Krankenversicherung - alles ist bedroht. Dann bricht der Sturm aus... Alles, was angekündigt wurde, spiegelt sich in einer Reihe grandioser Aufnahmen. Das hier ist kein Film einem "überraschenden Ende"! Das hier ist viel mehr! Ganz grosse Schauspielkunst und überragende Bilder!

Freitag, 24. März 2017

youtube: Xavier Dolan - I Killed My Mother

 youtube: Xavier Dolan - I Killed My Mother. Dolan, Hipster und Regisseur. Und jung, Baujahr 1989. Jedes Jahr gibts mindestens einen neuen Film von ihm. 2018 heisst sein allerneuster The Death And Life Of John F. Donavan. Wir zeigen seinen ersten. - Der erst 19jährige Xavier Dolan debütierte mit diesem Familien-Drama 2009 und darf seitdem als Wunderkind gelten. Chantale Lemming lebt allein mit ihrem 19jährigen Sohn Hubert in einem Vorort von Montreal. Hubert lehnt seine Mutter ab und zeigt das ganz offen. Sie ist ihm zu simpel, zu vulgär und die Brotkrumen, die nach dem Essen an ihrem Mund kleben bleiben, ekeln ihn an. Die Wohnung der Mutter ziert eine Dschungel-Tapete und genauso bunt ist sie gekleidet. Chantale kann sich gegen Huberts Aggressionen nicht erwehren. Wir erleben den Kampf aus der Perspektive des Jungen, der die Familienwelt von der Aussenwelt abgrenzt. Immer wieder aber wird seine Verachtung von einer ungewollten Zuneigung unterbrochen. Diesen grauenvollen Alltag hält Hubert in seinem Video-Tagebuch fest und obwohl er die Mutter absurd überzeichnet, gewinnt ihre Figur bei uns an Zuneigung. Seiner Leherin erzählt er, der Vater sei tot und die Mutter sehe er nie. Schliesslich stürmt Chantale wie eine Furie durch den Schulkorridor, um Hubert zur Rede zu stellen. Ob sie aussehe als sei sie tot? In der Schule besucht Hubert mit einem Mitschüler, in den er verliebt ist, einen Kunstkurs und er interessiert sich für Literatur. All das aber bleibt der Mutter verborgen. Ganz zufällig erfährt sie dann während eines besuchs im Solarium, dass Hubert schwul ist. Schliesslich muss er ins Internat und glaubt, er sei wohl einfach nicht dafür geschaffen, eine Mutter zu haben. In seiner Erinnerung existiert aber immer noch eine Frau, die ihn geboren hat...

Donnerstag, 23. März 2017

youtube: Gus Van Sant - Drugstore Cowboy

 youtube: Gus Van Sant - Drugstore Cowboy. Van Sant ist dabei, einen Krimi in New York zu drehen unter dem Titel The McKennas. Wir zeigen seinen ersten grösseren Erfolg Drugstore Cowboy. - Drugstore Cowboy ist einer der besten Filme aus der langen Tradition amerikanischer Outlaw Road Movies. Im Mittelpunkt dieser Filme stehen immer Helden, die es nicht darauf anlegen, "schlecht" zu sein. Das Leben aber überwältigt sie. Die Helden dieser Filme sind schwach und bei Drugstore Cowboy ist Heroin der Grund dafür. Matt Dillon spielt den Drugstore Cowboy, immer auf der Suche nach Gelegenheiten, an Stoff zu kommen zwischen Washington und Oregon. Er ist der Anführer einer kleinen Gang zweier Pärchen. Wir schreiben das Jahr 1971 und sie sind so etwas wie die Nachhut der Love Generation. Drugstore Cowboy spielt vor allem in schäbigen Apartments und Motel-Rooms. Oder draussen. Von dort aus operieren sie, Drogen aus Drugstores zu klauen. Einzeln betreten sie die Läden, verwickeln das Personal in Gespräche und stiften Verwirrung. Währenddessen schleicht sich Dillon hinter die Theke und rafft so viel, wie er kriegen kann. Was sie nicht selbst brauchen, verkaufen sie. Ihr Leben verläuft so: Der Höhepunkt; "Getting High", ansonsten rauchen, fernsehen, diskutieren und warten. Sex ist nicht der Höhepunkt. Wie die meisten Drogenabhängigen bevorzugt Dillon einen Rausch. Mit seiner Freundin (Kelly Lynch) ist er seit der Schule zusammen. Sie haben auch geheiratet. Beide aber, konzentrieren sich auf die Drogen. Nicht aufeinander. Das andere Pärchen ist ein ziemlich bekloppter Typ (James Le Gros) und seine Teenie Freundin (Heather Graham), die pathetisch abwesend wirkt. Gemeinsam bilden sie eine Familie. Genau dieses Familiengefühl macht Drugstore Cowboy so eindringlich. Es sind keine schlechten Menschen, nur kranke Menschen. Sie verbringen die gesamte Zeit zusammen und helfen einander. Vor allem, die Verzweiflung des Lebens zu ertragen. Dillon gibt auch den Ich Erzähler. Er weiss, wie traurig ihr Leben ist, dramatisiert aber nichts. Er ist einfach nur ehrlich. Manchmal lebt Drugstore Cowboy auch von seinem abseitigen Humor, schliesslich aber dringen wir zum Herz des Films vor: Es ist der Moment, da Dillon versucht, seine Mutter (Grace Zabriskie) zu besuchen. Zum ersten Mal sehen wir ihn nicht nur durch seine Augen. Die Mutter verwehrt ihm ihr Haus. Er darf nicht hinein. Nicht, weil sie ihn nicht liebt, sondern weil sie weiss, dass er alles klauen würde. Er muss da akzeptieren und das ist der schrecklichste Moment! Schleichend entwickelt sich das Leben der Gang vom Schlimmen zum noch Schrecklicheren. Verzweifelte Menschen wie sie können ihre Lebensbedingungen ertragen bis zu dem Tag, da es nicht mehr auszuhalten ist. In dem Moment, da Grahams Charakter an einer Überdosis stirbt und die Gruppe mit einer Leiche im Hotelzimmer bleibt, ist dieser Tag gekommen. Gus Van Sant erzählt diese Geschichte mit einer beunruhigenden Logik. Diese Logik würden wohl die meisten Drogenabhängigen verstehen: Ich fühle mich schlecht, nehme Drogen, um micht besser zu fühlen. Sie helfen mir dabei, mich gut zu fühlen und das ist der Grund, weshalb ich mich schlecht fühle. Solange ich mich aber JETZT gut fühle, denke ich noch nicht daran, wie ich mich SPÄTER fühlen werde. Eventuell sieht der Dillon Charakter das. Eventuell geht er zurück nach Seattle, um dort zu entziehen. Schön ist der Auftritt von William S. Burroughs als süchtiger Priester. Wie jeder grosse Film bewirkt Drugstore Cowboy übrigens trotz seines Sujets nicht, dass wir uns schlecht fühlen. Im Gegenteil; es ist ein Werk, das ich ganz geniessen konnte! Am Ende kann sich der Dillon Charakter ein Leben ohne Drogen vorstellen, der Lynch Charakter nicht. Das ist der Unterschied zwischen Hoffnung und Verzweiflung.

Mittwoch, 22. März 2017

youtube: Luchino Visconti - The Damned

 youtube: Luchino Visconti - The Damned. Charlotte Rampling dreht mit Alicia Vicander und Eva Green (Euphoria). Was brauchts mehr? Deshalb gibts heute die ganz junge Rampling in The Damned. - Ich habe dieses Opus von Luchino Visconti nie verstanden, das Werk nie durchdringen können. Auch optisch ist The Damned so weit entfernt wie ein fiebriger Traum. The Damned ist dunkel ausgeleuchtet, dass man nur schwer erkennt, was da überhaupt gespielt wird. Es gibt ganze Passagen, die im Grunde schwarz bleiben. Ein ziemlich frustrierender Traum. Klaustrophobisch, dass man nur noch hinaus will. Zumindest etwas sehen! Sicherlich ist der Effekt beabsichtigt, denn The Damned spielt in Deutschland zu Beginn der 30er. Nazi-Deutschland in schwarz. Viscontis Stil wendet sich gegen die Nazis und gegen Zuschauer, ja den Film an sich. Genauso scheint sich die Hauptfigur zu fühlen, deren einziger inniger Moment bizarrerweise die Vergewaltigung eines kleinen Mädchens zu sein scheint. Er ist ein pathetisch Suchender, doch weder Liebe noch Kreativität können ihn erlösen. In Nazi-Deutschland ist der Selbstmord allgegenwärtig. Ein Meer aus Sünde und Vergehen. Ursprünglich war das Werk wohl vier Stunden lang und so könnte es sein, dass diese zusammengeschnittene Fassung so undurchdringlich erscheint. Bestimmt fehlen wesentliche Teile! So bleibt die Orgie aus Travestie, grölenden Soldaten - und mittendrin Dirk Bogarde - unklar. Symbole sollen übersetzt werden, die nicht übersetzbar sind. Doch was würde bleiben, wenn Licht ins Dunkel dringt? Nichts?

Dienstag, 21. März 2017

youtube: Alain Resnais - Last Year At Marienbad (engl. subt.)

 youtube: Alain Resnais - Last Year At Marienbad (engl. subt.). Wir haben in der Filmkunstbar Fitzcarraldo, unten im Keller, eine kleine Ausstellung der Nouvelle Vague vorbereitet. Dazu gibts Rensais rätselhaften Film. - Gibt es das überhaupt noch? Studenten (in schwarz gekleidet), die im Regen vor dem Kino anstehen, um Alain Resnais zu sehen und anschliessend stundenlang über die Bedeutung von Last Year At Marienbad diskutieren? Die darauf hoffen, so etwas wie Wahrheit in der Kunst zu finden? Alain Resnais hat seinem Film eine höhere Bedeutung abgesprochen, doch das hielt keinen seiner Jünger davon ab. Wenn ich ihn also heute auf DVD ansehe; was erwartet mich? Die höheren Weihen der Kunst oder etwas Dümmliches? Macht es gar mehr Spass, über Resnais zu sprechen als ihn sich noch einmal anzuschauen? Dann die ersten Szenen, voll ungeheurer Schönheit. Ein hypnotischer Sog, ein rätselhaftes Puzzle! Der Plot gleicht einem Geheimnis und auch die Charaktere erschliessen sich nicht. Das ist aber zweitrangig und ich hatte zu keinem Zeitpunkt das Bedürfnis, diese Rätsel erraten zu wollen. Wer braucht schon ein Happy Ending? Marienbad spielt in einem Chateau mit enormen Spiegeln und Gemälden. Es gibt endlose Korridore und prächtige Räume. Die Gäste sind elegant und teuer eingekleidet. “A” (Delphine Seyrig), eine schöne Frau. “X” (Giorgio Albertazzi) mit dem Aussehen eines Filmstars, der insistiert, sie hätten sich letztes Jahr gesehen und verabredet, sich dieses Jahr wieder zu treffen in Marienbad. Schliesslich tritt “M” (Sascha Pitoeff) auf. Liebhaber oder Ehemann, zumindest hat er Macht über "A". "M" wirkt gruselig mit seinem tiefen Blick. Er hat etwas von einem Vampir. "X" erzählt uns die Geschichte, während die übrigen Protagonisten nur hier und dort eine Dialogzeile aufsagen. Dazu die verstörende Orgelmusik von Francis Seyrig, die wie ein Requiem ertönt. Der Plan von "A" und "X" sah vor, sich im Schlafgemach zu treffen, während "M" spielt. "A" aber erinnert sich nicht. Sie bittet "X", sie allein zu lassen. "X" aber fährt fort mit seinen Erinnerungen (oder Erfindungen?). Er konstruiert eine Geschichte für "A", an die sie sich nicht erinnert. Gab es eine Schiesserei? Einen Toten? Oder? Nein, er korrigiert sich. Es war doch anders. Wir sehen sie in Schwarzweiss. Tot. Lebendig. Die Kamera gleitet, die Figuren bewegen sich langsam und feierlich. Last Year At Marienbad behauptet, sie hätten sich letztes Jahr getroffen (oder nicht), sie hätten eine Affäre gehabt (oder nicht), er hätte sie getötet (oder nicht). Noch irgendwelche Fragen offen? Ich denke, so waren die 60er: Die Lust daran, Fragen zu stellen, während Antworten darauf Niederlagen gleichkommen. Alles an diesem Film ist künstlich und bietet so die Möglichkeit, menschliches Verhalten mit regenerierter Aufmerksamkeit zu beobachten. Könnte es sein, dass "X" der "Auteur" ist? Immerhin spricht er in der zweiten Person zu uns, so als ob er zu seinen Geschöpfen spricht und ihre Geschichte formt. Kreiert er diese Charaktere und lässt sie dann walten? Jedenfalls ist er äusserst involviert in das Geschehen und versucht verzweifelt, "A" von seinen Erinnerungen zu überzeugen. Deshalb entwirft er seine Charaktere: Er kann über sie bestimmen. Machen, dass sie ihn lieben. Dummerweise aber führen Charaktere doch ein Eigenleben. Und hier liegt genau das Problem.

Montag, 20. März 2017

youtube: The Bad New Bears (1976)


youtube: The Bad New Bears. Wer erinnert sich noch an den Kinderstar der New Hollywood Ära, Tatum O'Neil (Paper Moon)? Heute spielt sie immer noch in den Filmen Peter Bogdanovichs (Broadway Therapy) oder Judd Apatows (This is 40). Nur ein Star, das ist sie nicht mehr. Wir zeigen sie in The Bad New Bears 1976. - Michael Ritchies The Bad New Bears ist natürlich in erster Linie eine Komödie mit ein paar lauten Lachern. Dahinter aber verbirgt sich etwas Subtileres, Tieferes. Ritchie wagt einen ungeschönten Blick auf die amerikanische Leistungsgesellschaft. Wettbewerb! Um jeden Preis! Da dieser Wettbewerb hier in der untersten Football Liga stattfindet, also unter den Jüngsten, hat The Bad New Bears auch etwas sehr Verstörendes. Wer früher im Sportverein war, erinnert sich an den brüllenden, überehrgeizigen Vater am Spielfeld-Rand, obwohl die Mannschaft seines Sohnes so unsagbar schlecht spielt. Ritchie präsentiert uns eine der schlechtesten Foootball Mannschaften in der Geschichte des Kinos! Diese Kids sind unmotiviert und demoralisiert. Sie haben Angst vor dem Ball. Mit dabei, ein "schwarzer" Junge, ein paar Mexikaner und - ein Mädchen. Ein Team, so unsagbar schlecht, dass kein vernünftiger Coach bereit wäre, es zu trainieren. Dafür gibts dann einen Alkoholiker, der ausserdem Einzelgänger, Aussenseiter und Kinderhasser ist - verkörpert von Walter Matthau. Die Sorte Mann, vor dem Mütter ihre Kinder warnen. Eine dankbare Rolle für Matthau, der sich auf der Trainerbank Bourbon und Bier mixt - direkt in dieselbe Kanne hinein! Dort kauert er verkatert und selbst die Kinder durchschauen diesen neuen Trainer sofort. Matthau beginnt mit den Kids zu arbeiten, verzweifelt an ihnen und heuert schliesslich die Tochter einer seiner Ex-Freundinnen, Amanda (Tatum O'Neal), an. ... und er macht aus ihr eine gefährliche Pitcherin! So weit geschieht alles, was wir erwarten dürfen. Schliesslich rasiert sich der Coach und sein Team gewinnt zum allerersten Mal. Hinter dieser Komödien-Oberfläche geschieht aber noch etwas anderes: Wir erleben, wie wichtig es ist, zu gewinnen - insbesondere unter den Erwachsenen, die involviert sind. Matthau verliert sich auch in diesem Gedanken und schliesslich werden die Kids dazu angestiftet, so viele Fouls wie möglich zu spielen. Das Thema des Wettbewerbs war prägend für die tollen frühen Filme von Michael Ritchie. Ob unter Teenie Models oder Sportlern. Die Message von The Bad New Bears: Gewinnen ist wichtiger als der Respekt vor sich selbst! In diesem doch verstörenden Zusammenhang, baut Ritchie seine Lacher ein. The Bad New Bears ist aber immer dann am stärksten, wenn wir nicht lachen. In den Momenten, da es uns den Atem verschlägt. (Du findest den Film auf youtube)

Sonntag, 19. März 2017

youtube: Smile (1975)


youtube: Smile (1975). Irgendwann nahm Michael Ritchies Karriere eine Wendung und er dreht mit Eddie Murphy The Golden Child. Davor durfte er als Indie Hoffnung des New Hollywood Kinos gelten. Wir erinnern uns an seine Satire Smile, weil sie so gut zu diesem verregneten Sonntag passt! - Während der 90er, als ich aufwuchs, gabs sogenannte "Supermodels", die die vormaligen Filmstars ersetzten. An sich konnten diese Milchkühe nicht viel, weder singen, noch tanzen. Man kleidete sie ein und manchmal zog man sie wieder aus - für ein paar glänzende Acts in Magazinen wie "Max". An sich eine deprimierende Karriere. Genauso beobachtet Michael Ritchies Smile diese Mädchen. Manchmal zwar witzig, im Grunde aber erschütternd. Irgendwo in Süd-Kalifornien werden also 23 junge Teenie Mädchen zusammen gekarrt und verglichen. Eine dieser Plastik-Veranstaltungen wie es sie wohl nur in den USA gibt. Jedenfalls kommen diese Mädchen aus allen Richtungen, um sich für eine Woche zu messen. Man drillt und choreographiert sie und bringt ihnen bei, zu LÄCHELN. Dann teilt man sie ein ob ihrer "Persönlichkeit" und ihres "Talents", obwohl es für jeden offensichtlich ist, dass nur das Fleisch zählt. Die Gewinnerin, die "Young American Miss Pageant", darf schliesslich nach L.A. Immer wieder stellt sich mir die Frage, ob diese Mädchen eigentlich keine Eltern haben? Und wenn ja, wo sind sie?! Michael Ritchie war 1975 ein junger erfolgversprechender Regisseur mit einem semidokumentarischen zynischen Blick. Nicht nur die "Freundschaften" dieser Mädchen und ihre Rivalität interessiert ihn, sondern die Welt um sie herum, die so etwas überhaupt möglich macht. Es ist die Welt des Vertreters Big Bob (Bruce Dern) und Brenda DeCarlos (Barbara Feldon), einer früheren Miss, die nun im Komitee sitzt. Sie treiben die Mädchen so weit, dass sie fast kollabieren und in Tränen ausbrechen. Alles natürlich nur im Dienste der nächsten jungen Miss, des amerikanischen Ideals! Alle spielen mit bei dieser Charade bis auf Little Bob (Big Bobs Sohn): Der schiesst Polaroids von den nackten Mädchen und darf somit als einziger im Film gelten, dem es offen und ehrlich nur um Sex geht. (Du findest den Film auf youtube)

Samstag, 18. März 2017

youtube: Kevin Smith - Clerks

 youtube: Kevin Smith - Clerks. Was macht eigentlich Kevin Smith? Eine neue TV Serie namens Sam and Twitch ist in Mache, darüberhinaus die Doku The Staremaster, die er produziert. Erinnern wir uns an sein Debüt! - Fast niemand in Kevin Smiths Clerks arbeitet - es sei denn als Dealer oder Einbrecher. Dabei ist das Charmante an Clerks, dass der Film fast rund um die Uhr während der Arbeit abläuft. Der "Held" heisst Dante Hicks und er arbeitet in einem Laden, sein Kumpel Randal gleich nebenan in einem Videogeschäft in einer Mall in Asbury Park, New Jersey. Dante und Randal sind frustrierte, schlecht bezahlte Bedienungen. Sie sehen so aus, als ob sie sich von Kleinauf nur von Burgern und Junk ernährt hätten. Beide sind müde und gelangweilt, haben kein Glück mit der Liebe und ihr "Service" den Kunden gegenüber wirkt eher wie ein langer psychologischer Test (für Bekloppte). Brian O'Halloran spielt Dante, dessen Job und Privatleben eins sind. Dante ist 22, hat das College geschmissen und trifft sich manchmal mit Veronica (Marilyn Ghigliotti), die immerzu redet, während er aber noch an seine Ex denkt und was sie gerade so macht (sie hat sich gerade verlobt!). Dantes Leben gleitet ihm davon. Es führt zu Nichts und nach Nirgendwo. In der Dämmerung beginnt sein Tag. Dante schläft in seinen Klamotten. Dann trinkt er Kaffee. Mit den Kunden redet er über Pornos und darüber, dass einer wohl ein Metall Star aus Russland ist. Randal im Laden nebenan, hat solch eine schlimme VHS Auswahl zu bieten, dass er selbst eher zur nächsten richtigen Videothek muss, um einen Film zu bekommen. Die Kunden fragen nach Filmen mit "dem Typen, der das und das an hatte und das oder jenes tat". Alles klar? Die meisten Kunden sind verschroben und stellen Theorien auf, wie und ob Star_Wars fortgesetzt werden kann (damals stand das ja noch buchstäblich in den Sternen). Draussen wartet zu jeder Zeit Silent Bob (Kevin Smith selbst), ein äusserst erfolgloser Dealer. Das Kunststück von Clerks besteht darin, dass es zwar nur einen Spielort gibt (den Laden) - Smith es aber dennoch immer wieder schafft, neue frische Bilder aus dieser Konstellation zu präsentieren. Ganz nebenbei: Clerks entstand im MTV Zeitalter, der Epoche, in der ständig geschnitten wurde und die Bilder der Musikvideos im Stakkato an uns vorbeirauschten. Smith dagegen stellt für seine No-Budget Produktion, die er mit dem Verkauf seiner Comic-Sammlung finanzierte, die Kamera gern mal auf dem Stativ ab. Sie bleibt statisch - genauso wie das Leben der Clerks. Ein schlechterer Regisseur hätte aus Cerks eine eine fortlaufende Kette von Dialogen zusammen gefilmt. Schau dir dagegen an, wie Smith allein die Dialoge zwischen Dante und Veronica INSZENIERT! Clerks beweist ein Gespür für die ganz normale menschliche Alltags-Komödie - die Komödie des gemeinen Lebens! Merkwürdige, manchmal sogar phantastische Dialoge, das sind Smith Stärken! In den 90ern konnte man viel über die "Generation X" lesen. Ich bin mir sicher, dass die Clerks davon noch nie was gehört haben. (Du findest den Film auf youtube)

Freitag, 17. März 2017

youtube: John Cassavetes - Minnie And Moskowitz

 youtube: John Cassavetes - Minnie And Moskowitz. Noch dreht sie, die grosse Gena Rowlands, auch wenn 2016 nur ein Kurzfilm drin war (Unfortuante Circumstances). Wer aber erinnert sich noch an Minnie And Moskowitz? - "They make you believe in romance and love" - Minnie ist wütend, über das, was ihr Filme schon alles vorgaukeln wollten. Sie klärt ihre Freundin Florence auf, dass es in der echten Welt einfach keine Clark_Gables geben würde. Minnie hasst Filme dafür! Seymour Moskowitz ist ein Parkplatzwächter mit einem beeindruckenden Schnauzbart. Er trägt schulterlanges Haar. Seine Mutter erklärt, dass Seymour kein Einstein sei. Nicht besonders klug und auch nicht gutaussehend. Nur ein Parkplatzwächter. Doch dann geschiehts! Liebe entwickelt sich zwischen Minnie Moore und Seymour Moskowitz. Seymour glaubt sogar, sein Leben verbessern zu können und vielleicht in einem grösseren Parkhaus anzuheuern. Minnie hat von Seymour geträumt. Von seinem Gesicht. Seymour ist nicht sehr wortgewandt. Im Grunde spricht er nur von drei Dingen: Geld, Essen und AUTOS. So erzählts Minnie iher Mutter; Autos sind sehr wichtig für Seymour. Die Mutter nickt bloss bedrückt. Es ist also so, dass Liebe hier triumphiert über die gängigen herrschenden Verhältnisse! Davon handelt John Cassavetes Komödie. Und wieviele von uns haben nie die Person geheiratet, die sie am meisten liebten! Cassavetes Film schlägt sich auf die Seite der bedingungslosen Liebe. Minnie and Moskowitz bedeutete für Cassavetes etwas Neues. Keine formvollendete Stilübung (die Form über alles!), sondern eben eine romantische Komödie. Den Schauspielern aber gibt er wie immer allen Raum, ihre Kunst vorzuführen. Wohl kaum ein Regisseur liebt Schauspieler eben so wie John Cassavetes (der auch selbst immer wieder tolle Auftritte als Schauspieler absolvierte). Er lässt sie machen, geht das Risiko ein, sich auch einmal zurückzuhalten. Er vertraut ihnen! Gena Rowlands und Seymour Cassel als Minnie und Moskowitz - sie sind einfach wundervoll! Schön und anrührend! (Du findest den Film auf youtube)

Donnerstag, 16. März 2017

youtube: Kelly Reichardt - Night Moves


youtube: Kelly Reichardt - Night Moves. Überwältigend, Kelly Reichardts neuer Film Certain Women! Toll auch ihr Ökothriller Night Moves, den wir heute zeigen (nicht wundern, im link steht, es sei Arthur Penns gleichnamiger Film, doch dem ist nicht so). - Die Filme von Kelly Reichardt wirken so in Einklang mit der Natur, dass ihr neuer Thriller um drei Öko-Aktivistin nur folgerichtig erscheint. Vordergründig mag es wie ein Bruch wirken, dass Night Moves ein Thriller ist (und kein Charakter-Drama wie ihre vorigen Filme). In Wahrheit ists das aber nicht! Hier verfangen sich drei Fundamentalisten in einem Netz aus Fehlentscheidungen und ihr aller Leben wie nie wieder sein wie zuvor. Es sind drei Umweltaktivisten, die beweisen wollen, dass sie auch wirklich aktiv sind. Die planen ein Attentat und setzen es in die Tat um. Der Höhepunkt aber, die Explosion eines Staudamms, findet im Off statt, während wir die drei Aktivisten im Halbdunkel auf der Flucht erleben. Das bedeutet nun aber nicht, dass Reichardt nicht in der Lage wäre, einen Spannungsbogen aufzubauen. Zehn Minuten lang dauert der - Suspense im besten Sinne! Trotzdem hat sie keinen Thriller, keinen Genre Film gemacht. Josh (Jesse Eisenberg) und Dena (Dakota Fanning) sind militante Umweltaktivisten. Deshalb beschliessen sie mit dem Kriegsveteranen Harmon (Peter Sarsgaard), einen Staudamm zu sprengen. Ein Exempel zu statuieren! Lachse sterben, damit iPods laufen, so die Argumentation. Nur Harmon könnte man genauso gut unterstellen, dass er einfach nur etwas in die Luft jagen will. Reichardt nimmt die Position der Beobachterin ein. Sie zeigt Handlungen und deren Konsequenzen, denn auch Josh und Dena sind keine einfachen Charaktere. Sie sollen sich aus ihren Handlungen heraus erschlossen werden - doch tun sie das wirklich? Night Moves ist ein kühler Film zu einem heissen Thema geworden. Es bestehen keinerlei Zweifel darüber, dass Josh und Dena den richtigen politischen Standpunkt vertreten. Doch welche Mittel sind gerechtfertigt, um den durchzusetzen? Dank der Kamera von Christopher Blauvelt ist Reichardt ein wundervoll komponiertes Werk gelungen - einer der literarischsten und düstersten Filme des Jahres. Hier erleben wir, wie Menschen den Raum der Dunkelheit betreten. Sie kämpfen für ihre Überzeugung, immer aber im Schutze der Nacht...

Mittwoch, 15. März 2017

youtube: Arthur Penn - The Miracle Worker

 youtube: Arthur Penn - The Miracle Worker. Ein Pionier des Live TV Dramas! Arthur Penns The Miracle Worker aus dem Jahr 1962 - lange bevor man von "New Hollywood" sprechen konnte! Anne Bancroft spielt eine blinde Lehrerin namens Annie Sullivan. Annie zieht nach Alabama, um Helen Keller (Patty Duke), die sehbehindert ist und taub, sprechen beizubringen. Die eigentliche Schwierigkeit: Annie muss dafür sorgen, dass Helen nicht mehr unter der "Obhut" ihrer Eltern steht. Arthur Penn war der Erste, diese Geschichte zu verfilmen und sich so als einer der besten Regisseure seiner Zeit zu empfehlen. Noch aber war seine Karriere gezeichnet durch Erfolge und wiederum Reinfälle, bevor er mit Bonnie_And_Clyde DEN amerikanischen Film seiner Zeit machen sollte! (du findest The Miracle Worker auf youtube)

Dienstag, 14. März 2017

youtube: Ulrike Oettinger - Bildnis einer Trinkerin


youtube: Ulrike Oettinger - Bildnis einer Trinkerin. Gerade ist Chamissos Schatten von Ulrike Oettinger tatsächlich auf DVD erschienen. Doch wo bleibt Bildnis einer Trinkerin??? - Gestern kam ein Gast zu uns in die Filmkunstbar Fitzcarraldo und fragte nach Bildnis einer Trinkerin. Haben wir nicht. Warum? Es gibt ihn nicht auf DVD. Und youtube? Nur ausschnittsweise. Was tun? Zum Büro von Ulrike Oettinger in der Urbanstrasse radeln und mal nachfragen (wahlweise auch in die Fichtestrasse). Sie ist ja schliesslich eine benachbarte Künstlerin! Eine schöne Adresse, in der Oettingers Filme gern mal laufen, ist der Labsaal Lübars, eine 68er Institution. Soviel zur Theorie der Filmbeschaffung. Hier kommen also zwei aufgeschwemmte Damen vom Bahnhof Zoo. Eine fanatische Trinkerin und eine Pennerin. Sie befreunden sich nicht, denn zwischen ihnen steht der Alkohol. Am Ende ihrer Reise wartet der Tod. Ulrike Ottinger (Buch, Kamera, Regie) und Tabea Blumenschein (Design, Kostüme, Hauptdarstellerin) haben in den späten 70ern den West-Berliner Untergrund erforscht und die sogenannte Berlin-Trilogie gefilmt. Bildnis einer Trinkerin ist der Auftakt dieser Operation. Sie erzählen ihre Geschichte ansatzweise, fast meint man, dass Bildnis einer Trinkerin einfach eine Doku ist. Eine Sauftour am Flughafen Tegel, in einer Spielbank oder dem Hotel Continental, dann in Kreuzbeg und der Glienicker Brücke (dort wo die Spione mit der DDR ausgetauscht wurden). Ganz nebenbei ein wundervoll nostalgischer Trip nach West-Berlin mit solchen Sehenswürdigkeiten wie der Moby Dick (der Ausflugsdampfer mit Walfisch-Maul) oder der botanische Garten. Wir sehen Lesben-Bars, Türken Cafes, den Westhafen und die Paris Bar, schliesslich krakeelt auch noch Nina Hagen herum. Ist das New York oder Berlin? Tatsache, so dreckig war unsere Stadt früher! Auf gehts, auf das alles so wird, wie es einmal war! Ulrike Oettinger mischt Fiktion und Realität, fast, dass sie die Realität übersteuert. So wirkt es jedenfalls, wenn plötzlich Synthesizer Klänge das Geschehen "psychodelisieren". Auch Tabea Blumenschein durchbricht immer wieder die Grenzen der Wirklichkeit und wandelt wie eine Fee, eine reine Kunstfigur durch Berlin. Im Grunde tut Oettinger alles, um von ihrer Geschichte abzulenken. Warum? Weil Alkoholismus und der lauernde Tod eben doch nicht alles ist in diesem Bildnis einer Trinkerin.

Sonntag, 12. März 2017

youtube: A New Leaf


"Perfect!"; sagt Henry Graham (Walter Matthau) als Henrietta Lowell (Elaine May) ihre Teetasse fallen lässt (gleich zweimal) - und auch sonst alles, bei dem Versuch, eine einfache Tea Party zu organisieren. Die Gastgeberin ist bestürzt ob ihres ruinierten Teppichs, so dass Henry seinen eigenen Drink einfach noch drüber giesst. Dann beobachtet er all die neurotischen Perversionen, die sich ihm bieten und die Beziehung seiner Gastgeberin zu ihrem Teppich ist mit Abstand die widerlichste. Wen wunderts, dass sich die schwerreiche Henrietta in Herny verliebt? Elaine Mays A New Leaf ist eine Liebeskomödie über zwei Menschen, die sich verzweifelt brauchen - obwohl er das natürlich gar nicht sieht. Henry ist ein Privatier, dem jedoch in spätestens einem Monat das Geld ausgehen wird. Er hat keinerlei Ambitionen oder Fähigkeiten. Geld aber braucht er dringend und so bleiben ihm nur wenige Möglichkeiten: Selbstmord oder reich zu heiraten. Deshalb borgt sich Henry Geld von seinem Onkel, um die nächsten Wochen zu überdauern und eine gute Partie zu suchen. Nichts gelingt ihm, bis Henrietta ihre Teetasse fallen lässt. Beide lernen sich näher kennen und verbringen schliesslich die Hochzeitsnacht miteinander - eine Nacht, die uns mehr Lacher schenkt als die allermeisten Filme, die ich kenne! A New Leaf darf als eine der witzigsten Komödien über das gar nicht so lustige Alter 50+ gelten. Eine dieser Komödien zum Fremdschämen und zwar auf ganz radikale Weise!
FILM LIST: 70s Indie Movies Part II


70s Indie Movies

Part II
Schwer, dagegen zu argumentieren, dass die 70er nicht die beste Phase des Kinos, insbesondere des unabhängigen Kinos waren! Ganz kurz, über einen Zeitraum von etwa zehn Jahren, war es der "Auteur", der einen Film verantwortete. Der Regisseur! Das vor dem Hintergrund eines gesellschaftlichen Wandels, da die Menschen mit Sex und Drogen experimentierten. Und mit Film! (Wir stellen nicht die Filme, nur die links zur Verfügung. SEHT EUCH DIE LINKS SCHNELL AN, BEVOR SIE GELÖSCHT WERDEN. 12.3.17)

Samstag, 11. März 2017

youtube: Timecrimes (german dubbed)


youtube: Timecrimes (german dubbed). Was hat eigentlich Nacho Vigalondo, der Regisseur des tollen Timecrimes zuletzt gemacht? Colossal mit Anne Hathaway. Und sonst? Ziemlich viele Drehbücher, vor allem für vertrickste Kurzfilme. Wir zeigen aber Timecrimes. - Zeitreisen Filme handeln vom Paradoxen - und sind nur was für Geeks, die sich gern verrückt machen lassen. Dieselben, die Geduldsspiele ertragen. Oder strategische Brettspiele. Alle anderen werden nur verrückt davon. Eine Weile wurden bei uns vor allem Mindgame Movies in der Filmkunstbar Fitzcarraldo verliehen. Das war so um die 00er herum. Natürlich gehören auch Time Travel Movies dazu: Zwei Schritte vor in der Zeit, drei zurück und schliesslich kommt man in der Mitte raus. Alles klar? Äh. Timecrimes ist also eine Art Strategiespiel, aufgeladen mit schön viel Gewalt, Nacktheit und Voyeurismus. Und überhaupt nicht langweilig! Eingeführt wird ein ganz und gar durchschnittlicher Spanier namens Hector (Karra Elejalde). Im Wald sieht er ein Mädchen, das sich auszieht und - jetzt aufpassen! - er nimmt ein Ereignis wahr, an dem er selbst teilgenommen hat. Hector ist selbst in der Zeit zurück gereist. Der Versuch aber, diesem Rätsel auf die Spur zu kommen, ist nicht ungefährlich, denn Hector würde so ins sich selbst "switchen". Paradoxerweise aber weiss er das. Also nicht "Er", sondern der andere "Er". Die Regeln für Zeitreise Filme dürfen flexibel gestaltet werden - Hauptsache, sie werden dann vom Film auch befolgt. Beispielsweise sind Zeitreisende in der Lage, Ereignisse in der Vergangenheit derartig zu verändern, dass sich auch ihre Gegenwart wandelt. Die Gegenwart hört auf zu existieren! Eigentlich ist Hector liiert mit Clara (Candela Fernandez), verlässt sie aber, um in den Wald zu gehen, das nackte Mädchen (Barbara Goenaga) zu suchen. Wie genau, erklärt ihm ein Wissenschaftler, der vom Regisseur selbst dargestellt wird. Nacho Vigalondo als Wissenschaftler schliesslich steckt Hector in eine Art Zeitmaschine. Ist er jetzt vor- oder zurückgereist? Schliesslich gibts Hector 1, 2 und 3. In Zeitreise-Filmen geschehen die schlimmsten Dinge immer dann, wenn man sich zu lange aufhält in einer Periode. Oder wenn man physikalisch zweimal auftritt, so wie Hector 1 und 2. Wer ein guter Nerd ist, wird viele Probleme, die in Timecrimes aufgeworfen werden, bereits kennen aus ähnlichen Produktionen. In dieser Hinsicht ist Timecrimes ein Deja Vu. Oder womöglich mehr?

Freitag, 10. März 2017

youtube: Jerry Schatzberg - The Panic In Needle Park


youtube: Jerry Schatzberg - The Panic In Needle Park. Das muss sein! Al Pacino wird in Martin Scorseses neuem Film Jimmy Hoffa verkörpern! Titel: The Irish Man! Deshab heute: Pacinos allerersten Kinofilm The Panic In Needle Park! - Eines hab ich gelernt; es gibt Heroinsüchtige, die nicht bloss süchtig sind nach Heroin, sondern auch nach der Nadel. Es ist das Ritual! In Jerry Schatzbergs The Panic In Needle Park sehen wir ein ganzes Dutzend Nadeln, die sich ins menschliche Fleisch bohren. Hyperreal und fast zuviel des Guten! Wie will man sich angesichts solch drastischer Realität noch mit einem der Charaktere identifizieren? Lange hat man The Panic In Needle Park deshalb als Schocker wahrgenommen, als Film, der uns an die physischen Grenzen treibt. Ein Junkie Film, in dem wir immer wieder Fleisch und Blut anstarren. Diese sinnlichen Effekte zu hoch zu bewerten, wird dem Film allerdings nicht gerecht. Klar, gibt es diese semi-dokumentarischen Anteile, der Film beschenkt uns aber auch mit einer wundervoll romantischen Liebesgeschichte. Ein Melodram, das zwei genauso wundervolle Menschen portraitiert. Wer also nur Nadeln und Blut erwartet, wird enttäuscht sein, denn The Panic In Needle Park ist viel intelligenter als unsere Vorerwartungen! Ist es möglich, dass Helen (Kitty Winn) ein reales Vorbild hat, also aus dem Erfahrungsschatz von Autorin Joan Didion geboren wurde? Diese Studentin aus Indiana landet in New York, am Broadway, in einer Gruppe Heroinsüchtiger. Diese Gruppe wird ihr Leben sein! Helen selbst ist beides; ein verwundbares und gleichzeitig toughes Mädchen. Hier ist sie gefangen zwischen Liebe und ihrem Selbsterhltungstrieb - zweier Bereiche, die eigentlich nicht in Konflikt miteinander geraten sollten. Helen ist aber auch ein ganz besonderer Mensch, ein wahres ORIGINAL! Sie verliebt sich in Bobby (Al Pacino, der in seiner allerersten Hauptrolle auftritt). Er kommt von der Strasse, wurde das erste Mal mit neun Jahren verhaftet. Er vertickt Heroin und überhaupt alles, was geht. Obwohl an keiner Stelle erklärt wird, weshalb sich Helen in diesen Bobby verliebt, ist die Beziehung der Beiden das Faszinierendste an Schatzbergs Film. Kitty Winn lässt uns mit ihrer Figur ganz einfach spüren, weshalb sie Bobby liebt! Sie liebt seinen Übermut, sein Aussenseitertum! Bobby ist ein Outlaw. Für sie ist er einfach anders als alles, was sie bisher kannte. Ein paar Szenen sind mir zu überdeutlich, so die, in der sich Helen und Bobby einen Hund kaufen (natürlich erweisen sie sich als "Eltern" unfähig). Zu literarisch und zu wenig geschmackvoll! The Panic In Needle Park aber lebt und atmet! Das liegt vor allem an Jerry Schatzbergs Regie, die wirklich selbstbewusst ist und manche Schwächen vergessen lässt. Die Charaktere des Films sind uns nahe, die Liebesbeziehung berührt! Zum Glück wird uns auch ein desaströses Ende erspart, wie es fast zum guten Ton von New Hollywood Filmen gehörte...
FILM LIST: 70s Indie Movies


70s Indie Movies

Wie wärs mit einer Diskussion unter echten Cinephilen - vielleicht in unserer Filmkunstbar Fitzcarraldo auf einen Kaffee? Darüber, dass wir eine wundervolle DVD Fassung von Brian De Palmas Phantom Of The Paradise anschafften oder Monte Hellmans Cockfighter? Wie wärs denn mal mit ein paar weniger bekannten Perlen aus den 70ern? Jenseits des New Hollywood Kanons? (Wir stellen nicht den Film, nur den link zur Verfügung. SEHT EUCH DIE LINKS SCHNELL AN, BEVOR SIE GELÖSCHT WERDEN. 8.3.17)

Donnerstag, 9. März 2017

youtube: Arthur Penn - Little Big Man


youtube: Arthur Penn - Little Big Man. Faye Dunaway, sie hatte die schönsten Wangenknochen von New Hollywood! 2017 arbeitet sie gleich an drei Kinofilmen, was ihre Kino-Karriere nach dem furchtbaren Bye Bye Man (2017) hoffentlich wieder in Schwung bringt! Wir zeigen Little Big Man, den wohl ungewöhnlichsten aller western! - Ziemlich schräg und sehr, sehr unterhaltsam - so ist Arthur Penns Little Big Man! Wenn er mal nicht ganz den richtigen Ton trifft oder allzu sehr karikariert, rudert Penn sofort wieder zurück und - wups! - sind wir wieder mitten drin in seinem Film. Machen das nicht alle grossen Erzähler so? Hinter all dem Schabernack steht eine scharfsinnige und präzise Beobachtung über die Gründerzeit von Amerika, den Westen und die Indianer. Penn gelingt ein Understatement über den amerikanischen Traum wie wir es uns auch heute noch wünschen: Ohne erhobenen Zeigefinger oder gar einer Stimme aus dem Off, die sicher geht, dass wir auch wirklich keines der Massaker verpasst haben. Alles geschah lange zuvor und wir hören die Geschichte von einem 121 Jahre alten Mann, der zurückblickt. Manchmal wirkt es wie Seemansgarn, das gesponnen wird - und so flexibel wie Seemannsgarn erscheinen die Ereignisse. Natülich kanns da schon mal passieren, dass wir Zeitsprünge erleben oder zehn Jahre links liegen lassen, angesichts der Legende eines einzelnen Mannes. Hier geht es nicht um die "objektive" Zeit, sondern den Geschmack, den sie hinterlässt. Little Big Man ist reine Erinnerung und zwar an das Land der Cheyenne, bevor der "weisse Mann" die "Zivilisation" brachte. Der Titelheld wird von Dustin Hoffman gespielt - der an sich weniger Held als vielmehr Überlebender ist. Die Grundlagen des wilden Westens, Little Big Man alias Hoffman hat sie erlebt. Er kam als Siedler, wuchs bei den Cheyenne auf. Er versuchte sich als Revolverheld und Soldat, er war Eremit, heiratete zwei Mal, überlebte. Old Lodge Skin (Chief Dan George) brachte ihm bei, die Welt mit den Augen der Cheyenne zu betrachten. Wir spüren, dass es hier nicht um Philosophie geht, denn die Welt der Cheyenne ist ein Teil von Little Big Man. Penns Film transportiert dieses Gefühl sehr deutlich, nicht zuletzt, da der Regisseur die Indianer in ihrer Original-Sprache kommunizieren lässt. Für Old Lodge Skin sind die Cheyenne schlicht die "Human Beings" und das wirkt an keiner Stelle lächerlich. Little Big Man aber schaffts weder, Cheyenne zu sein, noch ein "weisser Mann". Er überlebt und das ist seine eigentliche Funktion. Der Film darf nicht als Kette von Ereignissen begriffen werden. Eher wird wie im Kreis erzählt, was bedeutet, dass Little Big Man daran glaubt, die Welt der Cheyenne möge bestehen. Wir dagegen wissen, dass sie massakriert werden. Sämtliche Charaktere, die anfangs auftreten, kommen später wieder: Die Frau des Priesters; wir treffen sie ein zweites Mal als Prostituierte. Da Penn eine Art dramaturgische Kreisform vorführt, erreicht Little Big Man seinen Höhepunkt auch nicht am Ende, sondern in der Mitte: Little Big Man muss mit ansehen, wie seine indianische Frau getötet und seinem Baby der Kopf weggeschossen wird. Die Gewalt in dieser Szene (und Penn ist ein Regisseur, der Gewalt genau dosiert!) wirkt viel intensiver als das Massaker im Finale. Der Verantwortliche, George Armstrong Custer (Richard Mulligan) und seine "Zivilisation", werden am Ende gewinnen. Der wahre Sieger aber bleibt Old Lodge Skin, während Custer ein unrühmliches Ende erleidet. Old Lodge Skin wird unterscheiden zwischen Custer und den "Human Beings". Der weisse Mann wird zwar ausharren, aber nicht herrschen.

Mittwoch, 8. März 2017

youtube: Brian De Palma - Sisters

 youtube: Brian de Palma - Sisters. Er dreht wieder! Brian de Palma, Liebling aller Cinephilen, nicht aber unbedingt der Frauenverbände dieser Welt, inszeniert einen neuen Paranoia Thriller mit dem Titel Lights Out. Im Mittelpunkt; Ein blindes chinesisches Mädchen. Wer aber erinnert sich noch an seine Hitchcock Verbeugung Sisters? Den zeigen wir heute. - Brian de Palmas Sister ist eine Hommage an Hitch_cock und doch hat der Film ein Eigenleben. Ein hübscher kleiner Mystery Thriller. Die Eröffnung ist reinster Hitch_cock. Ganz alltägliche Situationen werden vorgeführt. Der Horror entwickelt sich erst allmählich. Ein junges Model und ein Reporter treffen sich während einer Quizshow (die den Titel Peeping_Tom trägt!). Die Frage dieser Show lautet, was man wohl anstellen würde mit der Möglichkeit, einen Tag lang Voyeur zu spielen? Beide gewinnen; er ein exklusives Abendessen für zwei Personen. Sie beschliessen, dass sie sich mögen. Dann der Zusammenstoss mit einem Typen, der womöglich ihr Ehemann war oder noch ist. Das frische Paar verbringt die Nacht miteinander und findet am nächsten Morgen den Ehemann. Erstochen. - Nein, ich habe noch nicht zuviel verraten. Es gibt weitere Komplikationen, denn sie, Danielle (Margot Kidder) ist ein siamesischer Zwilling. Danielle ist die Gute - ihre Schwester, Dominique (Kidder), die Böse... Auf der gegenüberliegenden Strassenseite aber lebt eine junge Frau, die den Mord beobachtete (Rear_Window!) und die Polizei ruft. Im vermeintlichen Mörder-Apartment aber findet man weder eine Leiche, noch Blut. Nur die bezaubernde Danielle. Mehr wird nicht verraten und de Palma hat noch mehr Twists und Überraschungen zu bieten. Leider aber auch junge hübsche Darstellerinnen, die nicht so besonders gut spielen. Dabei hat de Palma die klassischen Hitch_cock Rollen zu bieten: Jung, schön und vollkommen unschuldig, jedoch mit einem Erlebnis, das niemand glauben kann. Jennifer Salt spielt die Nachbarin, die ihren Augen wohl traut, die Polizisten aber nicht überzeugen kann. Wie besagt, keine Leiche und kein Blut. Der Killer aber weiss, dass sie Zeugin ist. Und er weiss, wo er sie findet... De Palma hat einen Sinn für das Unvereinbare. Und er ist der grösste Hitch_cock Liebhaber, den Hollywood je hervorbrachte!

Dienstag, 7. März 2017

FILM LIST: Black Indie Cinema - A Short History


Black Indie Cinema

A Short History
Unabhängiges schwarzes Kino, beginnend mit dem Stummfilm-Pionier Oscar Micheaux, zugespitzt im Blaxploitation Film, dominiert von Spike Lee und schliesslich Oscar prämiert durch Moonlight. Der Aufstieg des Black Cinemas! (Wir stellen nicht die Filme, nur die links zur Verfügung) (SEHT EUCH DIE LINKS SCHNELL AN, BEVOR SIE GELÖSCHT WERDEN. 7.3.17)
youtube: Alan Parker - Midnight Express


youtube: Alan Parker - Midnight Express. Deniz Yücel sitzt in Haft. Das Strafmass ist willkürlich. So wie in Alan Parkers Midnight Express. - Der echte Billy Hayes wurde Anfang der 70er festgenommen in der Türkei wegen Drogenschmuggels. Man verurteilte ihn zu zwei Jahren Haft, woraus schliesslich lebenslänglich gemacht wurde. Billy aber floh aus dem Gefängnis über die Grenze nach Griechenland und veröffentlichte seine Memoiren, die Alan Parkers Film zugrunde liegen. Aus der wahren Begebenheit wurde ein leidenschaftliches Stück aus Entrüstung, Gewalt und moralischem Unterbau. Hayes Empörung im Film ist oft schwer erträglich, wenn er vor Gericht hinaus schreit, die Türkei sei "a nation of pigs." Die Gefängnis-Szenen aber sind atemberaubend umgesetzt von Parker mit tollen Schauspielern wie John Hurt als grüblerischem britischen Insassen, sichtlich vertieft in seine Drogensucht. Diese Szenen wirken noch lange nach, so hart und sadistisch hat Parker sie inszeniert. Im Mittelpunkt steht der türkische Wärter, der die Häftlinge auf ihre Fussohlen schlägt. Bei Parker wird das Gefängnis zu einer Parallel-Welt menschlicher Abgründe - kunstvoll gefilmt wie das Inferno der Hölle, wenn die Häftlinge permanent um eine steinernde Säule kreisen. Faszinierender Terror wird aufgebaut, wobei man übrigens nie echte Sympathien für Billy Hayes aufbaut. Brillant ist auch der Soundtrack von Giorgio Moroder, der zum Grundstein elektronischer Musik werden sollte. Alan Parker ist ein technisches Meisterwerk gelungen, das um nur beängstigender wirkt, dadurch dass der Regisseur seine Kunst auch in den Dienst reinen Rassismus stellt: Alle Türken in Midnight Express sind unheimliche Finsterlinge, denen Gnade vollkommen fremd zu sein scheint.

Montag, 6. März 2017

FILM LIST: New Black Cinema - Indie!


New Black Cinema - Indie!

00er
Das afro-amerikanische Kino der letzten 30 Jahre ging etwa so: Angesiedelt im Milieu der Unterschicht, Männlichkeit im Vordergrund, Festschreibung des eigenen Elends. Dem entsprachen Filme wie Menace II Society oder Boyz N The Hood. Das hat sich geändert. Spätestens seit dem Oscar Gewinner Moonlight bedeutet New Black Cinema eben auch sensible Charakterstudie ausserhalb des "Milieus". Und überhaupt: Hatte das Gehetto Kino der 90er Spike Lees Pioniertaten nicht ganz einfach missverstanden? Wurde nicht aus dem Spektrum afro-amerikanischer Erfahrungen schlicht der Typ mit dem Ghettoblaster? Doch diese schwarzweisse Welt wird nun grundüberholt und das ist gut so! (Wir stellen nicht die Filme, nur die links zur Verfügung)
youtube: John Schlesinger - Midnight Cowboy

 youtube: John Schlesinger - Midnight Cowboy. Etwas im TV Format eingeschlafen ist die Karriere von Dustin Hoffman. Nun aber spielt er im neuen Film von Noah Baumbach mit dem Arbeitstitel Yeh Din Ka Kissa. Erinnern wir uns an seinen Karrierebeginn! - Midnight Cowboy gehört zu dieser Handvoll Filmen, die wirklich in Erinnerung blieben. Die Liebesgeschichte der beiden "Drifter", des naiven Joe Buck und des Strassen-Gauners Ratso Rizzo, diente so vielen Filmen als Referenz, dass wir, die "postmoderne" Generation, Midnight Cowboy zumindest auszugsweise kennen. Vielles aus John Schlesingers Film ist eh längst sprichwörtlich gewordenh: "I'm walking here!" Letztens hatte ein Kunde Midnight Cowboy bei uns in der Videothek geliehen und mochte ihn nicht besonders. Wirklich? Er meinte, der Film sei "hipster". Ich hab ihn mir nochmal angesehen. Tatsächlich funktioniert John Schlesingers Klassiker nur teilweise. Joe und Rizzo mochte ich noch immer, aber Schlesingers New York sieht vor allem schick aus, spiegelt aber nicht ihre Welt wieder. Joe und Rizzo leben in einer ganz eigenen Welt! Nicht dem Fashion-New York. Über jeden Zweifel erhaben, sind die Darsteller Jon Voigt und Dustin Hoffman als simpler Texaner und mit allen Wassern gewaschener New Yorker. Für Voigt bedeutete sein Joe Buck den Karriere-Aufschalg, während Hoffman mit Rizzo bewies, wie vielfältig er spielt! Dahinter, der Times Square, 1969. John Schlesinger ist allerdings nicht Willens, sich ganz auf seine beiden Protagonisten einzulassen, sondern verliert sich darin, modisch zu filmen. Der Geist der "Swinging Sixties" sorgt ironischerweise dafür, dass Midnight Cowboy weniger zeitlos wirkt. Die Charaktere, ihre Unmittelbarkeit, das fesselt an Midnight Cowboy. An sich haben sie mit Modeparties und dem Fashion-New York gar nichts zu tun. Im Gegenteil, sie träumen von der Sonne Floridas. Beide leben gemeinsam in einer Traumwelt. Das ist es, was sie verbindet. Joe und Rizzo sind permanente Gäste ihrer eigenen Imagination. Schlesinger ist leider nicht bereit, ihre Geschichte simpel zu erzählen. Die Grausamkeit der Existenz von Joe und Rizzo, immer am Abgrund der Obdachlosigkeit, verkommt so zur Seifenoper. Joe ist das Herz des Films. Ein naiver Texaner, der seinen kleinbürgerlichen Traum in New York leben will. Stattdessen verdient er sich als Liebhaber einer reichen Dame, deren Luxus-Existenz all seine Träume vernichtet. Joe verdient sein Geld als "Hustler", ohne aber zu wissen, wie man in der Grossstadt überlebt. Dann trifft er Rizzo. Der geht seinen eigenen Weg und der Begriff "Gefallen" existiert nicht in seinem Wortschatz. Er lebt ausserhalb von Joes Vorstellung. Rizzo zeigt Joe wie man überlebt. Das würde einen grossen Film ergeben: Wie sich die Beiden kennenlernen und etwas über sich selbst erfahren. Stattdessen: Melodramatische Szenen, eine psychodelische Andy_Warhol Party, zahlreiche Cameos. Wozu tritt eigentlich der religiöse Fanatiker auf? Und die Szene, in der Joe wegen eines schüchternen homosexuellen aus Chicago ausflippt? Der Gewaltausbruch schockiert heute nicht mehr und ist auch nicht nötig. Einer der Subtexte von Midnight Cowboy ist doch Joes eigene Homosexualität, die er nie begriff, noch wahrhaben wollte. Wir aber auch nicht, weil Schlesinger Joes Leben in Rückblenden aufrollt - zu kompliziert. Midnight Cowboy war 1969 einer der ersten Filme, die mit einer ganzen Reihe von Popsongs aufwarten konnte. Heute Standart, damals aber auffällig. Drückt sich aber Schlesinger hier nicht erneut darum, etwas zu zeigen? Stattdessen vertont er es. So vieles, was von den tollen Charakteren Joe und Rizzo ablenkt. Irgendwo, tief in Schlesingers Film, versteckt sich ein Meisterwerk, dass etwas verschüttet wirkt.

Sonntag, 5. März 2017

youtube: Jean-Luc Godard - La Chinoise (engl. subt.)


youtube: Jean-Luc Godard - La Chinoise (engl. subt.). Wenn das nichts ist! Der letzte und berühmteste Überlebende der Nouvelle Vague dreht wieder! Image Et Parole; Thema: Revolution. Deshalb zeigen wir La Chinoise. - Nicht Andy_Warhol, sondern Jean-Luc Godard hat das erste Meisterwerk der Popart geschaffen und es heisst La Chinoise! Godard schien besessen von der Studentenbewegung des Pariser Mai '68 und von Mao - folglich gehts hier um eine Gruppe von Maoisten etwa zu der Zeit. Ein Film, der verstanden werden will, vielmehr, den Verstand anregen will. Kopfkino. Die Meisten, die Godards Frühwerk verehren, mussten sich daran stossen. Nie wieder zuvor oder danach hat Godard so etwas gemacht. Und die Presse? "Feels like a trial run for the May 1968 revolution. See it by any means necessary!" - Time Out New York "Amazing! Like a speed freak's anticipatory vision of the political horrors to come!" - Pauline Kael. La Chinoise ist eine abstrakte Dokumentation über Möchtegern Revolutionäre. Ich hab mich oft mit meinem Vater und seinen Brüdern über diese Zeit unterhalten und glaube, sie tatsächlich in La Chinoise wiederzufinden. Aus der Nouvelle Vague wurde ein neuer Realismus. Offenbar streute Godard auch Autobiographisches mit ein - nicht zuletzt spielt seine zweite Frau, Anne Wiazemsky, die Hauptrolle neben Jean-Pierre Léaud. Warum kann man La Chinoise heute noch sehen? Weil der Film auch ziemlich witzig ist, vor allem aber STYLISH! Und nicht zuletzt eine Dostojewski Adaption, wie ich durch wikipedia herausfand.

Samstag, 4. März 2017

youtube: Le Grand Voyage (engl. subt.)


youtube: Le Grand Voyage (engl. subt.). Ausgangsperren, Inhaftierungen, Selbstmorde. Nie zuvor, durfte eine Spielfilm-Produktion in Mekka verwirklicht werden. Die Menschen in Mekka scheinen die Kamera überhaupt nicht wahrzunehemn. Sie leben in einer anderen Welt. Reda (Nicolas Cazale) ist der Sohn marokkanischer Einwanderer und lebt in der Provence. Er hat Probleme mit seinem Abitur und ist in eine Mitschülerin verliebt (Französin). Vieles davon kann er seinem Vater (Mohamed Majd) nicht erzählen; einem traditionsbewussten Patriarchen. Obwohl Reda an keinen Gott glaubt, bittet der Vater, ihn nach Mekka zu fahren. Eine Reise von 500 Kilometern, welche diese beiden grundverschiedenen Männer miteinander bestehen müssen (Vater und Sohn, die zwar unter einem Dach leben, nicht aber dieselbe Sprache sprechen). Obwohl Reda in Venedig oder Belgrad gerne etwas besichtigen würde, treibt der Vater ihn. sie übernachten im Auto und in billigen Herbergen, denn eine Pilgerreise unternimmt man nicht zum Vergnügen. Zu Fuss, nicht etwa im Flieger. Ein Road Movie und Vater-Sohn-Drama. Le Grand Voyage handelt im Herzen von einem Generationskonflikt, in dem der Sohn mit seiner Schulbildung, aber auch der Vater mit der grösseren Lebenserfahrung an ihre Grenzen stossen. Regisseur Ismael Ferroukhi ergreift in seinem Debüt keinerlei Partei und beschränkt sich darauf, die Charaktere präzise auszuarbeiten. Ein Film von grosser Stille. Kein religiöses Werk, wohl aber ein spirituelles.

Freitag, 3. März 2017

youtube: Leos Carax - Boy Meets Girl (engl. subt.)

 youtube: Leos Carax - Boy Meets Girl (engl. subt.). Annette heisst das neue Projekt von Leos Carax. Diesmal filmt er nicht aus der Position des Aussenseiters, sondern als gefeierter Liebling der Branche. Hauptrollen Rooney Mara und Adam Driver. Und - wer glaubts? - Rihanna! Deshalb gibts heute sein Debüt. - Ein Märchen der Liebe! Ganz offensichtlich kannte der junge Leos Carax sämtliche Filme der Nouvelle Vague und überhaupt alles, was derzeit und zuvor so im Kino lief (vor allem in Hollywood). Das typische Debüt eines cinephilen Franzosen, der sein Leben lang in der Cinemateque verbrachte - also drinnen ud nie draussen. Durch die Bilder seiner Vorbilder erkennen wir aber auch ganz deutlich Carax. Sein Held heisst Alex (könnte aber auch Antoine_Doinel heissen) und wird von Denis Lavant gespielt. Eine Familie hat er keine - nur die Stimme seines Vaters hören wir durchs Telefon. Seine Feundin verliess ihn, um mit Alex* besten Freund zusammen zu sein. Dann verliebt er sich in die Stimme einer jungen Frau... Später trifft er sie - Mireille (Mireille Perrier) - auf einer Party. Eine Schauspielerin, bei der es nur zu Werbespots reicht und die in Paris ein Leben führt ohne grössere Ambitionen. Ziellos. Leos Carax erzählt die Geschichte von Alex weniger stringent als vielmehr als Verkettung von originellen Unfällen und Gags. Am schönsten, wenn Alex auf der Pont Des Art von Liebespaaren wie in einem Reigen umringt wird. Wunderschön in Schwarzweiss fotografiert und - obwohl überall zusammengeklaut - einer der originellsten Filme der 80er!

Donnerstag, 2. März 2017

youtube: Mike Nichols - Die Reifeprüfung (The Graduate - german dubbed)


youtube: Mike Nichols - Die Reifeprüfung (The Graduate - german dubbed). Wer kennt Katherine Ross? Einst für mich eines der Gesichter der New Hollywood Bewegung, heute aber... Ihr neuester Film heisst Attachments. Kennt den wer? Wir zeigen lieber The Graduate! - The Graduate bleibt eine der witzigsten Komödien überhaupt. Gar nicht wegen bestimmter Dialoge oder Situationen. Mike Nichols Film nimmt eine bestimmte Sicht ein. Er ist gegen etwas! Ich denke, 1967 konnte er die Vorbilder für diese Art von Komik nur in England finden, auf keinen Fall in Hollywood. The Graduate, wie alle grossen Komödien, ist subversiv! Wer sich mal andere Filme der Zeit ansieht, der merkt, dass viele der Hollywood Produktionen im Grunde nicht filmisch wirken. Sie könnten genauso gut aus dem Theater stammen. Hier aber sind wir - die Zuschauer - das Ziel der Komik. Sie findet nicht nur im Film statt. Es ist der Film selbst! Etwas Lustiges geschieht, aber die Darsteller reagieren nicht. Stattdessen tuts der ganze Film. Mike Nichols hat das begriffen und deshalb eine DER Initialzündungen eines neuen amerikanischen Kinos geliefert. Im Grunde wirkt The Graduate sogar nach bis in die Indie Produktionen von heute. Dustin Hofmann spielt den College Abgänger Benjamin, der zurückkehrt in eine grausame Vorstadtgegend (auch das eines der zentralen Indie Motive!). Am liebsten würde er nichts tun, ein paar Monate am Pool hängen und nachdenken. Nachdenken über die Zukunft! Seine Eltern und deren Freunde aber drängen ihn hinein in die Rolle des erfolgreichen Absolventen. Sein Vater kleidet ihn sogar dementsprechend ein und so fühlt er sich - allein gelassen. Dann lernt er die Frau eines Geschäftsfreundes seines Vaters kennen. Mrs. Robinson (Anne Bancroft) und später ihre Tochter (Katharine Ross). Wir kennen die Geschichte. Benjamin schläft mit Mrs. Robinson, verliebt sich in die Tochter, die er schliesslich vom Traualtar entführt. Eine unerhörte Geschichte? Insbesondere für die 60er! Nichols aber hat die Gabe, dass alles ganz unkompliziert vorzuführen. Hofmann wiederum spielt seinen Benjamin so ungeschickt, so plump, dass wir uns sehr wohl vorstellen können, in seiner Situation genauso zu handeln. Anne Bancrofts Rolle ist schwierig: Sexy, zänkisch, von sich selbst besessen. Wer weiss, womöglich ist ihre Position als Mutter gar nicht so abwegig? Doch sie machts uns leicht, gegen sie zu sein. Die Tragik ihrer Figur, sie ist mir erst nach dem Abspann wirklich aufgegangen. Katherine Ross ist hübsch und spielt sehr natürlich. Komisch, dass man sie nach den 60ern gar nicht mehr sah! Mike Nichols hat seine Komödie jederzeit im Griff. Er gönnt uns keine Pause. Alles bleibt unserem eigenen Urteil überlassen. Niemals entschuldigt er sich; macht keinerlei Abstriche. Simon & Garfunkel spielen ihr The Sound Of Silence und im Finale eine grossartige Version von Mrs. Robinson (während Hofmann im Alpha Romeo dem Happy Ending entgegenjagt). Am Ende lachen wir nicht nur ziemlich laut, sondern dürfen genauso in uns selbst hinein horchen.