Freitag, 29. Dezember 2017

im Kino: Yorgos Lanthimos - The Killing Of A Sacred Deer

Gestern rief mich mein Cinegeek Partner an, nur, um mir mitzuteilen, dass der neue Lanthimos Film nicht mehr so gut ist wie die vorigen. Es ist also soweit: Yorgos Lanthimos, der originellste Auteur der letzten Jahre, wird jetzt zersägt! Natürlich zu Unrecht. Mein Cinegeek Partner sollte lieber seine Brille polieren und The Killing Of A Sacred Deer noch einmal richtig ansehen. Es geht um einen Mann, der Gott spielt und einen Jungen, der sich entscheidet, den Teufel zu geben. Alles ist hier metaphorisch. Lanthimos schafft eine unmögliche Situation, um menschliche Ängste spürbar zu machen, ja zu verdeutlichen. Daraus entsteht ein hypnotisierender Horrorfilm, der Fragen stellt, auf die uns einfach keine guten Antworten einfallen. Ist in dieser bizarren Situation überhaupt so etwas wie ein Happy Ending möglich? Lanthimos vereinigt dafür wirklich grosse Schauspieler vor der Kamera und beweist erneut seine Liebe zum Detail. Von wegen weniger gut als seine vorigen Filme? Unfug, der beste Film des Jahres! Colin Farrell, ein bisschen ergraut, spielt Dr. Steven Murphy, einen respektablen Chirurgen. An Murphys Seite, seine umwerfende Gattin Anna (Nicole Kidman). Zwei Kinder hat er auch. Murphy ist befreundet mit Martin (Barry Keoghan), einem 16jährigen Jungen, dessen Vater vor Jahren auf Murphys Operationstisch verstarb. Nun fühlt sich Murphy als väterlicher Freund des Jungen. Ihre Beziehung wird gleich am Anfang deutlich. Beide wirken seltsam distanziert, dann schenkt Murphy dem Jungen eine teure Uhr. Wir wissen zu diesem Zeitpunkt nichts von beiden, glauben, dass es vielleicht um sexuelle Dienstleistungen geht. Es ist aber noch viel schlimmer... Wie Martins Vater genau starb, erfahren wir nicht. Lanthimos lässt auch offen, wie sich Murphy und Martin "näher" kamen. Murphy stellt den Jungen als Freund seiner Tochter vor, aber das stimmt nicht. Wahr ist, dass sich Martin mit Murphys Kindern anfreundet und wohl auch Gefühle für die Tochter hegt. Doch auch hier spüren wir einen düsteren Unterton. Irgendetwas in Dr. Murphys Haushalt scheint einfach nicht richtig zu sein. Eines Morgens versucht Murphys Sohn aufzustehen, aber seine Beine funktionieren nicht mehr. Er weigert sich zu essen. Martin klärt den Doktor auf: Gerechtigkeit waltet. Murphy nahm ihm seinen Vater, nun muss im Gegenzug ein Mitglied der Familie des Doktors sterben. Der Doktor darf wählen: Entweder, er tötet ein Mitglied seiner Familie oder ein Fluch trifft alle übrigen. Sie werden die Nahrung verweigern und sogar aus den Augen bluten. Fast scheint es so, als ob hier ein Gleichgewicht zwischen der Wissenschaft und dem Übernatürlichen geschaffen wird. Murphy spielt Gott. Er schafft und er nimmt Leben. Seine Welt ist Schwarz und Weiss. Martin zerstört diese kontrollierte Welt und verlangt etwas, dass nur selten von Göttern verlangt wird: Ein persönliches Opfer. The Killing of a Sacred Deer spielt in einer Welt klarer Linien und weisser Räume. In einer Krankenhaus-Welt. Später wird auch etwas über den Titel des Films verraten, wenn einer der Protagonisten einen Aufsatz über Iphigenie schreibt. Wer kennt das noch aus der Schule? Nun, wir sind ja fast eine griechische Bar, so viele griechische Kollegen arbeiten bei uns. Alle beflissen in der griechischen Mythologie und bereit, kurz auszuhelfen: Es war Artemis, der Gott der Jagd, der Agamemnon auferlegte, seine Tochter Iphigenie zu opfern. Sie soll Agamemnons "Sacred Deer" sein. Agamemnon war der Herrscher von Mykene und Anführer der Griechen gegen Troja. Tatsächlich genoss er einen ähnlichen Status wie Murphy innerhalb seiner Familie. Ist Martin demzufolge Artemis? Doch auch hier fehlen klare Linien. Lanthimos spielt mit dem griechischen Mythos und nutzt seinen schwarzen Humor für seinen Psycho-Horror. Was bleibt am Ende? Ich denke, wenn du dich dafür entscheidest, Gott zu spielen, musst du bereit sein, die Konsequenzen zu tragen.

Donnerstag, 28. Dezember 2017

youtube stream: Claude Lanzmann - Shoah

Über neun Stunden lang sass ich da (auf meiner angestammten Video Couch) und sah mir Shoah an. Nach dem Abspann sass ich noch ein bisschen länger dort auf meiner Video Couch und starrte einfach nur in die Luft. Ich versuchte, meine Emotionen zu fassen. Ich hatte eine Erinnerung an das schrecklichste Kapitel der Menschheitsgeschichte gesehen und gleichzeitig einen Film, der mit voller Leidenschaft JA! zum Leben sagt! Gibt es überhaupt eine Möglichkeit, Shoah zu fassen? Wie sollen wir dieses Werk durchdringen? 550 Minuten lang ertragen wir Qualen und Schmerz im Angesicht des Holocausts. Welcher Film trägt sein Ansinnen so nobel vor wie Shoah? Shoah ist hebräisch und bedeutet so viel wie Chaos. Eine Umschreibung des Holocausts. Shoah ist eine Doku und bietet trotzdem kein Bildmaterial aus den 40er Jahren. Es gibt keine Materialien aus den Nachrichten oder Archiven. Es gibt auch keine Interviews aus der Zeit. Es wird überhaupt nicht auf Bild-Materialien der Täter zurückgegriffen. Sämtliche Bilder filmte Regisseur Claude Lanzmann während der ersten Hälfte der 80er Jahre selbst. Überraschenderweise spürt er die damaligen Opfer auf. Menschen, die dabei waren, die sahen und hörten, was damals geschah. Eine kleine Handvoll der Protagonisten sind Holocaust-Überlebende. Die Restlichen sind Deutsche oder Polen, die in den Konzentrationslagern arbeiteten. Sie reden und reden. Shoah stellt eine Flut, ja eine Lawine von Wörtern dar. Lanzmann zeigt die Gesichter der Zeitzeugen sowie die Orte, an denen alles geschah. Es sind die Routen der Züge, die Millionen von Juden, Homosexueller, Gypsies (...) durch Polen transportierten, an die Orte ihres Todes. Ruhig, ganz still, gleitet die Kamera über Weideflächen. Dann erfahren wir, dass sich darunter Massengräber befinden. Lanzmann ist ein geduldiger Fragensteller. Er interessiert sich vor allem für die Details. Seine Fragen sind offen gehalten. Eine der berührendsten Sequenzen ist die, da Lanzmann Abraham Bombain in Tel Aviv interviewt. Bombain ist Frisör. Im Konzentrationslager rasierte er die Schädel der jüdischen Frauen, die anschliessend vernichtet wurden. Wie kann das Haar einer Frau wertvoller sein als sie selbst? Lanzmann fragt: Du hast ihre Haare geschnitten. Mit einer Schere? Gab es keine Spiegel? Du sagtest, es wären 16 Frisöre gewesen. Wie viele Frauen befanden sich gleichzeitig im Raum? Während Bombain antwortet, sitzt vor ihm ein Kunde, den er frisiert. Nach einer Weile bittet Bombain, die Fragen einzustellen. Er kann nicht mehr antworten. Es ist zu grauenhaft. Lanzmann insistiert: "Wir müssen das tun. Du weisst das". Bombain antwortet: "Ich sehe mich ausserstande". Lanzmann wiederum: "Es muss sein. Es tut mir sehr leid". Lanzmann ist grausam und äusserst korrekt. Er ist sich dessen bewusst, dass bald alle Überlebenden des Holocaust gestorben sein werden und er diesen Bericht vorher fertigstellen muss. Manchmal agiert Lanzmann sogar hinterhältig. Für die Interviews der Täter nutzt er eine versteckte Kamera, die ihre Gesichter einfängt. Einige der Nazis bitten darum, dass diese Aufzeichnungen privat bleiben. Sie bleiben es nicht. Die Interviews mit den Deutschen werden unterbrochen durch Bilder der Schienen, auf denen die Züge in die Konzentrationslager rollten. Wir haben Zeit, unseren Gedanken freien Lauf zu lassen. Wie eine Meditation. Shoah ist ein langer Film, aber kein langsamer. Ich bemerkte dieses eigentümliche Phänomen, wie die Wörter Bilder kreierten. Vorstellungen. Wir hören die Erzählung von Filip Muller, einem Juden, der am Eingang der Gaskammern arbeitete. Er erinnert sich, wie das Gas langsam eingelassen wurde. Dann wird es schwarz. Das Licht wird ausgeschaltet. In den Gaskammern war es dunkel. Die Opfer spürten, wie etwas von unten kam, versuchten, nach oben zu klettern. Sie dachten, dort oben wäre noch etwas Luft zum Atmen. Lanzmann fragt, was geschah, nachdem die Türen wieder geöffnet wurden? Die Toten fielen heraus. Steif, wie Blöcke aus Stein. Muller beschreibt etwas, was weder er - noch andere - je sahen. Es war schliesslich dunkel. Bis dahin hatte ich mir nie eine rechte Vorstellung der Gaskammern machen können. Muller nahm mich nun mit hinein. Genau das vermag Shoah - und genau das ist die grosse Leistung dieses Films! Nach neun Stunden ist der Holocaust nicht mehr bloss "Subjekt" - ein Kapitel der Geschichte. Er wird zu unserer direkten Umwelt. Er umgibt uns. Ein Lockführer der Route nach Treblinka wird gefragt, ob er die Schreie der Opfer in den Wagen hinter ihm hören konnte. Natürlich. Die Wagons befanden sich direkt hinter der Lokomotive. Man konnte alles ganz genau hören. Lanzmann will wissen, ob man sich daran gewöhnt? Der Lockführer verneint. Hinter ihm waren Menschen. Menschen, so wie er selbst. Die Deutschen gaben ihm Wodka zu trinken. Ohne Wodka hätte er es nicht ausgehalten. Die merkwürdigsten Passagen in Shoah stellen die Interviews der Verantwortlichen dar. Keiner von ihnen, die organisierten, dass die "Endlösung" schnell und unauffällig vonstatten ging, scheinen eine Vorstellung des Grauens zu haben. Mag man ihnen glauben, wenn sie behaupten, niemanden persönlich getötet zu haben? Sie alle waren nur ein Glied in einer langen Befehlskette. Sie trugen ihren kleinen Teil zum grossen Ganzen bei. Was fühlte der Mann, der die Züge der Juden koordinierte. Hat er je selbst einen Zug gesehen? "Nein, niemals"; antwortet der Mann. "Es gab soviel Arbeit. Ich verliess nie meinen Schreibtisch. Wir arbeiteten Tag und Nacht". Ein anderer Mann lebte nur 150 Meter von der Kirche entfernt, vor der die Juden zusammen getrieben wurden. Hat er je in einen Transporter hinein geschaut? "Nein, niemals". Es sind die Stimmen von Menschen, die sahen und hörten, was geschah. Sie wussten, dass der Holocaust existiert. Ich bemerkte meine eigene Tendenz, eine Distanz aufzubauen zwischen mir selbst und dem Geschehen dort im Film. Schliesslich liegt das alles lang zurück. Die Verbrechen in Shoah aber wurden von Menschen wie uns gegen Menschen wie uns verübt. Es macht keinen Unterschied, ob das in den 40er Jahren des letzten Jahrhunderts war. Dann ist da noch diese viel tiefere Botschaft des Films. Es ist Filip Muller, der erzählt, wie er die Opfer auf ihrem letzten Gang ins Gas beobachtete. Auf einmal begannen zwei von ihnen zu singen: The Hatikvah und die tschechische Nationalhymne. Sie bestätigten es: Wir sind Juden! Wir sind Tschechien! Sie verneinten Hitler. In diesem Moment fühlte Muller, wie sein eigenes Leben bedeutungslos wurde. Wozu sollte man noch weiterleben? Er entschloss, sich, ihnen in die Gaskammer zu folgen. Seinen Leuten! Lanzmann hakt nach: "Du warst bereits in der Gaskammer?" - "Ja". Doch ein paar Frauen hielten ihn auf. Sie fragten, ob er sterben wollte? Es wäre sinnlos. Er würde ihnen damit nicht ihr Leben zurückgeben. Sie forderten von Muller, lebend von ihr fortzukommen. Als Zeuge. Um vom Grauen zu berichten. Das ist die Botschaft von Shoah! Ein Film, der weder Dokumentation, noch Politik oder Propaganda ist. Shoah ist ein Zeugnis. Lanzmann tut das, was uns Menschen vom Tier unterscheidet: Die Fähigkeit, ein Ereignis zu behalten und an die nächste Generation weiterzugeben. In Deutschland gibt es derzeit die Debatte, diese Erinnerung um "180 Grad" zu vergessen. Auf dass der Mensch erneut alles Humanistische negiert.

Dienstag, 26. Dezember 2017

FILM LIST: Feelgood Comedies, Part I: Latin

Frage der allermeisten Gäste unserer Videothek: "Habt ihr heute mal was Leichtes?" - Meine Antwort: "Ja, hier kommt die erste Sammlung von leichten, aber nicht blöden Filmen. Aus Südamerika."

Sonntag, 24. Dezember 2017

youtube stream: We're No Angels

Humphrey Bogart und Regisseur Michael Curtiz gehörten zu den Schlüsselfiguren von Warner Brothers. Ihr Markenzeichen: DüstereThriller. Was also lag 1955 näher, als dass ihr vierter gemeinsamer Film eine leichte Komödie werden sollte? We're No Angels beginnt aber wie ein artgerechter Bogart Thriller. Drei Gefangene brechen aus und überwinden die Stromschnellen von Devil's Island auf einem Dampfer. Nun planen sie, einen Kolonialwarenhändler mit seiner Frau auszurauben und anschliessend zu ermorden - doch es kommt anders als gedacht. Da sich der Kaufmann in einer kritischen Lage befindet, reparieren die drei Sträflinge das Dach, renovieren den Laden, auf dass endlich mehr Kundschaft kommt! Der Grund? "Cutting their throats might spoil their Christmas"(...)

Samstag, 23. Dezember 2017


youtube stream: Noviembre

Manche Filme entdeckt man nur, wenn man in einer kleinen Videothek arbeitet. "Weirdos" verleihen DVD an "Weirdos". In diesem Sinne hat mir mal mein Kollege Jose einen schönen Packen spanischer DVDs geschenkt. Im Stapel, sein Lieblingsfilm Noviembre. Kennt niemand, oder? Wie auch! Es existiert lediglich eine DVD Fassung der spanischen Fnac mit schönem Pappcover. Noviembre handelt von einem kämpferischen und unabhängigen Theater. Alfredo (Óscar Jaenada) ist ein theaterbegeisterter "Weirdo", der in Madrid, irgendwann in den 90ern lebt. Die Schauspielschule ärgert ihn. Alfredo will Strassentheater machen! Mit Freunden gemeinsam versucht er diesen - seinen! - Traum zu verwirklichen. Sie gründen die Theatergruppe Noviembre und verfassen passend dazu das November Manifest. Noviembre ist frei - vor allem frei von kommerziellen Zwängen! Kurze Unterbrechung: Unschwer, zu erkennen, wie sehr sich mein Freund Jose mit Alfredo identifizieren kann: Jose selbst macht Strassentheater, lebt in einer Kommune, die nichts anders machen als Theater. Alle wohnen gemeinsam in einer Fabriketage. Es war das Berlin der frühen 00er und vermutlich ganz ähnlich dem Madrid der 90er. Alfredos Theater findet statt in der Fussgängerzone oder vor dem Einkaufszentrum. Es geht auf die Menschen zu. Die Auftritte erregen Aufsehen und bald ist auch die Polizei zur Stelle. Kurze Unterbrechung: Ich habe unsere Filmkunstbar Fitzcarraldo immer so gesehen wie die Noviembre Theatergruppe. Wir gehören zu keiner Institution und kooperieren auch mit keiner. Niemand fördert uns, denn das wollen wir nicht und deshalb müssen wir die Leute erreichen. Gibt es überhaupt einen anderen Weg? Vielleicht. Aber nicht für mich. Noviembre stellen schliesslich ein Attentat der baskischen ETA nach und es kommt zu Verhaftungen. In der Gruppe brodelt es, kurzzeitig trennt man sich, um doch wieder zueinander zu finden. Für den EINEN grossen Auftritt! DEN Auftritt, dessen Folgen niemand absehen kann! Ist das nicht eine tolle Geschichte? P.S. Noviembre haben wir während der letzten 15 Jahre Filmkunstbar Fitzcarraldo ganze 29 Mal verliehen. Ich bin mir sicher, dass wir das ändern können. Es ist schliesslich Joses Lieblingsfilm!

Dienstag, 19. Dezember 2017

youtube stream: Grave Of The Fireflies 

 In den letzten Tagen des zweiten Weltkriegs flogen amerikanische Bomber japanische Städte an und warfen Napalm ab, das Feuerstürme im Himmel entfacht. Diese Bomben sind nicht grösser als Cola Dosen und ziehen einen Schwall von Funken hinter sich her. Was aus der Ferne schön aussieht, war für die Japaner in ihren Häusern aus dünnem Holz und Papier tödlich. Grave Of The Fireflies erzählt nun die Geschichte zweier Kinder aus Korbe, die durch Napalm Bomben ihr Zuhause verloren. Seita ist ein Teenager, seine Schwester Setsuko erst fünf. Der Vater dient in der Arme, die Mutter wurde ein Opfer der Flammen. Im Krankenhaus knien die Geschwister neben ihrem verbrannten Körper. Für sie gibt es keine Heimat mehr. Alle Nachbarn und die Schule sind verschwunden. Eine Zeit lang verbringen sie bei ihrer grausamen Tante bis Seita eine Höhle in den Bergen findet. Seita tut was er kann, Nahrung im Wald zu suchen und Setsukos Fragen über die Eltern zu beantworten. Grave Of The Fireflies aber lässt uns keine Wahl, an Seitas Schicksal zu zweifeln: Die erste Aufnahme des Films zeigt ihn tot in einer U-Bahn-Station... Vom ersten Augenblick an, wohnen wir einem derartig kraftvollen Experiment der Emotionen bei, dass wir das Wesen des Animationsfilms an sich hinterfragen. Animationsfilme = niedliche Werke für Kinder? Cartoons für die ganze Familie? Sicher, es gab schon früh animierte Filme, die uns die Tränen in die Augen trieben. Nie zuvor aber spürten wir solch eine tiefe Trauer! Grave Of The Fireflies steht in einer Linie mit den ganz grossen Melodramen der Film-Historie! Eine simple Geschichte des Überlebens. Die Geschwister müssen Nahrung finden und einen Platz zum Schlafen suchen. In Kriegszeiten sind auch die Verwandten nicht mehr freundlich, geschweige denn freigiebig. Nachdem die Tante den Kimono der Mutter gegen Reis eintauschte, behält sie das Meiste für sich selbst. Seita versteht; es ist Zeit zu gehen. Er hat noch etwas Geld, um Essen zu kaufen - doch bald schon wird man keine Lebensmittel mehr kaufen können... Immer schwächer wird seine Schwester unter diesen Bedingungen. Grave Of The Firelfies erzählt uns die Geschichte nicht melodramatisch, sondern ganz direkt und einfach. Die grösste Stärke sind kleinen Momente, da wir innehalten! Die Momente, in denen wir die Charaktere näher kennenlernen. Es sind diese "Pillow Shots", die wir seit den klassischen Tagen des japanischen Kinos lieben gelernt haben. Momente des Innehaltens, in denen ein Detail der Natur gezeigt wird, um zwei Szenen zu trennen. Natürlich bietet Grave Of The Fireflies auch Kriegsszenen, aber es ist kein Werk voller Action. Es ist ein meditatives Werk über die Konsequenzen des Krieges. Grave Of The Fireflies ist bis heute der grösste Film von Isao Takahata, einem der Begründer der Ghibli Studios. Er folgt dem autobiographischen Roman von Nosaka Akiyuki, dessen Schwester während des Krieges verhungerte. Ein Schuldbekenntnis. Ein populärer Roman in Japan, der wohl auch einen realen Kriegsfilm hergegeben hätte. Reale Bilder des Krieges aber hätten von der Essenz des Romans abgelenkt. In Takahatas animierter Version sind unsere Gedanken frei, so dass wir die Schrecken des Krieges viel tiefer wahrnehmen! Es fällt uns leichter, die Charaktere mit unseren eigenen Empfindungen zu verbinden. Bestimmt liegt das auch am Filter des Anime Stils, der jeden Realismus verbietet. Alles ist hier vereinfacht! Symbole sind als solche viel deutlicher erkennbar! Grave Of The Fireflies ist einer der schönsten Animationsfilme überhaupt, wobei seine Schönheit nicht aus dem Stil heraus resultiert. Sie ist im Werk begriffen! Dadurch, dass die Realität vereinfacht wird, begreifen wir Grave Of The Fireflies als ein Werk, das auf Ideen aufbaut. Nicht auf Erfahrungen. Für mich als Videothekar erscheint es merkwürdig, dass dieser grosse Film immer noch nicht so sehr beachtet wird, wie er es verdient hätte! Die Gemeinde der Anime Fans scheint das Werk nicht ernst zu nehmen, andere Kunden suchen eher nach witzigen Zeichentrickfilmen. Das ist schade, denn Grave Of The Fireflies gehört in jede Liste der besten Kriegsfilme aller Zeiten!

Sonntag, 17. Dezember 2017

youtube stream: Lukas Moodyson - Fucking Amal

 Genauso sollen Teenager im Film sein: Klug, ein bisschen durcheinander, mit einem guten Herz! Leider aber sind solche Teeanger im Film rar und deshalb lande ich immer wieder bei Lukas Moodyssons Fucking Amal. Den kann man aber auch immer wieder sehen! Fucking Amal spielt zwar in Schweden, könnte aber genauso gut irgendwo bei uns in Berlin funktionieren. Überall dort, wo sich Teenager wie ausgestossene Desperados fühlen in einer Umgebung, die nicht zu ihnen passt. Elin (Alexandra Dahlstrom) ist so eine. Sie lebt in einer Kleinstadt und ihr ist einfach nur langweilig, langweilig, langweilig! Sie würde gerne Model sein, doch auch das ist letztlich langweilig! Agnes (Rebecca Liljeberg) ist neu in der Stadt. Eine Aussenseiterin, ohne Freunde in der Schule. Man munkelt, Agnes sei Lesbierin. Obwohl es gar keine Anhaltspunkte dafür gibt, haben die anderen Schüler doch Recht: Agnes ist lesbisch. Sie hat sich in Erin verknallt, obwohl sie noch kein Wort wechselten. Erin ist die Schulschönheit und Agnes schreibt ihr heimliche Liebesbriefe auf dem Computer. Eine zickige Schülerin wettet mit Erin, dass sie Agnes niemals küssen würde. Doch sie tuts! Hört sich das an wie der Plot für eine Sexcom? Genauso wurde die DVD vermarktet. Dabei ist Fucking Amal ein zärtlicher, ja herzzereissend schöner Film! Wir sehen zwei Mädchen zu, die unbeholfen Entscheidungen für ihr Leben treffen, die sie noch gar nicht richtig überblicken - genauso naiv und rührend die Perspektive des Films. Moodyssons Drama (nicht Komödie!), welcher der erfolgreichste schwedische Film überhaupt ist, erzählt keine Geschichte über Helden und Bösewichter. Stattdessen sehen wir mitfühlende Eltern, die ihr Bestes geben, die Tochter durch die verzweifelte Teenie-Zeit zu retten. Kein einziger Standart-Charakter, den wir aus Hollywood Filmen kennen, taucht auf. Lukas Moodyssons Film funktioniert ohne Autopilot. Er zeigt diese, seine speziellen Charaktere und bringt sie uns näher. Witzig, warmherzig und wahrhaftig! Ganz am Anfang organisieren Agnes Eltern eine Überraschungs-Party für sie zum Geburtstag (die sie gar nicht will!). Ein Mädchen im Rollstuhl erscheint, die vorgibt, Agnes Freundin zu sein. Weil aber Agnes so sauer ist auf ihre Eltern, beschimpft sie ihren Gast als Krüppel, der Backstreet Boys hört. Später entschuldigt sie sich - diese Szene aber, besitzt solche Wucht, dass wir sie erst verdauen müssen. Wie beschrieben; so etwas sind wir aus Teenie Filmen einfach nicht gewohnt! Ganz ungezwungen geht Moodysson mit dem Thema Sex um (obwohl wir eigentlich gar keine Sex-Szene sehen). Der wahrhaftigste Moment: Beide Mädchen gestehen einander zu, dass sie gar keine sexuellen Erfahrungen haben. Der Kuss, der aus einer Wette resultierte, war der allererste für Agnes und auch Erin ist noch Jungfrau. Fucking Amal handelt auch nicht primär von Sex, sondern davon, wie man sich in einer Kleinstadt fühlt: Eingeengt, gefangen. Der Film weiss aber auch, dass dieses Manko womöglich gar nicht der Stadt zuzuschreiben ist, sondern den Mädchen selbst, die Langeweile als Pose verstehen. Fühlen nicht alle Teenies so, dass sie sich unverstanden fühlen?(...)

Samstag, 16. Dezember 2017

youtubestream: Inadequate People


Ein entwurzelter, nicht mehr ganz junger Übersetzer verliebt sich in ein problematisches Schulmädchen. Eine, die genauso fremd ist auf der Welt wie er. Zusammen ergeben sie ein merkwürdiges, aber sympathisches Pärchen. Das ist der Stoff dieser russischen "RomCom" = romantischen Komödie! Diese genau so witzige wie geistreiche Off Beat Komödie folgt nun ganz bewusst ihrer eigenen idiotischen Logik. Er, der geschlagene Thirtysomething bricht mit seiner Vergangenheit, entflieht seiner gewohnten Umgebung und lässt sich dann auf SIE ein; die Schülerin! Beide müssen nun trotz aller sprachlichen Differenzen (ihrer verschiedenen Generationen geschuldet) miteinander kommunizieren und genau das macht den Reiz von Roman Karimovs Film aus!(...)

Donnerstag, 14. Dezember 2017


youtube stream: Cyborg She

Die Liebe zu einem Cyborg, einer Mensch-Maschine hat ein tiefliegendes Problem: Dem Cyborg fehlt die Seele. Es könnte deshalb passieren, dass die Maschine etwas kühl agiert während des gemeinsamen Dates. Jiro (Keisuke Koide), ein Student, verliebt sich in so eine Maschine (Haruka Ayase) als er - wie jedes Jahr - allein seinen Geburtstag feiert. Eine komplexe Liebe, denn gleich darauf verschwindet sie und Jiro wird sie erst ein Jahr später wiedersehen. Sie, der Cyborg, kommt aus der Zukunft, reist also zurück in der Zeit. Erschaffen wurde sie, Cyborg, vom zukünftigen Jiro, um den heutigen zu beschützen. Alles klar? Eine Projektion des älteren, zukünftigen Jiros erklärt dem jüngeren die Maschine: Cyborg sieht aus wie ein Mensch und wurde auch mit humanistischen Zügen programmiert. Und doch fehlt ihr die Seele!(...)

Mittwoch, 13. Dezember 2017


youtube stream: Howard Hawks - El Dorado

El Dorado ist ein dicht inszenierter, humorvoller Spätwestern, der scheinbar vollkommen mühelos seine Geschichte erzählt. 1966 brachte er drei Grössen des Genres (wieder) zueinander: John Wayne, Robert Mitchum und Howard Hawks. Natürlich könnte man El Dorado als "John Wayne Western" sehen, einfach, weil der Duke noch einmal/mal wieder im Sattel sitzt. Wie er seine lakonischen Weisheiten über das Universum mit gaaanz schleppender Stimme zum Besten gibt und sämtliche Western Klischees ineinander vereint, das ist natürlich viel wert! El Dorado ist aber viel mehr als nur das: Vor allem ein ziemlich guter Western! Lang, aber stets flott. Howard Hawks weiss ganz genau, wie er Wayne und Mitchum inszenieren muss und wir lehnen uns zurück, geniessen. Wayne spielt einen Profi, einen Revolverhelden, der von einem reichen Farmer angeheuert wird, einem armen Farmer das Wasser abzugraben. Der Sheriff (Mitchum) aber, stellt sich als alter Freund heraus und so lässt Wayne den Job sausen. Deshalb wirbt der Rancher einen weiteren Gunman (Christopher George) an und Wayne verbündet sich mit dem besoffenen Mitchum. Das Team des Dukes besteht allerdings nicht gerade aus Helden. Mitchum ist dem Suff verfallen, sein Deputy ist ein alter Krieger und Wayne selbst trägt eine Kugel an der Wirbelsäule mit sich herum, die ihn paralysiert. Ah, und dann wäre da noch Waynes Handlanger (James Caan), der so schlecht schiesst, dass er ein Gewehr statt eines Revolvers trägt. Das alles wird von Hawks mit leisem Humor vorangetrieben und nie erlaubt er seinen Schauspielern, zu sehr zu übertreiben. Alle Charaktere wirken lebendig. Für echte Western Fans dürfte die Szene am schönsten sein, in der Wayne seinem Jungen Caan die Tricks eines Westerners zeigt. Im Grunde bietet El Dorado alles, um einer der unterhaltsamsten Western der 60er zu sein: Schusswechsel, Pferde, Spannung, schöne Frauen und lässige Charaktere. Letztens beschwerte sich ein akademischer Kunde unserer Videothek, wie reaktionär El Dorado sei und wie übel das Licht gesetzt wäre. Quark! El Dorado ist schlicht sehr altmodisch und Hawks setzt das Licht nicht anders als in seinen klassischen Film Noirs. Der Student sollte mal seine Hornbrille schrubben.

Dienstag, 12. Dezember 2017

FILMLIST: Rapid Eye - Japanese Movies

 Sicher, die DVD stirbt aus. Klar, als Videothek nimmt sich die Filmkunstbar Fitzcarraldo mittlerweile anachronistisch aus. Doch natürlich interessiert uns das gar nicht! Alle Jahre wieder schauen Berliner Tageszeitungen oder Radiosender vorbei, um sich mal nach den Videotheken zu erkundigen. Wie und warum haltet ihr noch durch? Einer der Gründe: Das tolle DVD Label Rapid Eye Movies! Seit rund 20 Jahren gibt sich Rapid Eye ganz dem asiatischen Kino her. Vor allem ihre merkwürdigen Entdeckungen aus dem japanischen Kino haben es uns angetan! Wir von der Filmkunstbar Fitzcarraldo kaufen alles, was japanisch ist! Wir sind süchtig danach! Rapid Eye bietet Klassiker aus den 60ern, die gar keine sind! Wer kannte Sword Of Doom aus dem Jahr 1966, bevor Rapid Eye die wundervolle Schmuck-Edition herausbrachte? Oder Blind Beast aus dem Jahr 1969? Besonders ergiebig funktioniert Rapid Eye als Fundgrube der 90er. Takashi Miike, SABU und Shin'ya Tsukamoto sind bei Rapid Eye zu Hause. Wir leben davon, in unserem DVD Archiv (du findest es unten im Keller der Filmkunstbar Fitzcarraldo) schöne DVD Cover auszustellen. Fragen uns Künstler, ob sie ihr Werk bei uns ausstellen können, muss die Antwort leider "Nein" lauten. Warum? Weil wir doch bereits eine ständige Ausstellung haben: Die schönsten Cover von Rapid Eye sind Papphüllen mit extravagantem Design und umfangreichen Booklet. Wie wählen wir Filme aus? Indem wir uns einer massenhaften Auswahl des Internets ergeben? Natürlich nicht. Wir brauchen Rapid Eye Movies, die uns mit sorgfältig gestalteten Covers eine übersichtliche Auswahl mit Prädikat anbieten. Handverlesen und vom Videothekar empfohlen.(...)

Sonntag, 10. Dezember 2017


youtube stream: La Estragia Del Caracol

Eine Schnecke kann, anders als viele Berliner, niemals obdachlos werden, weil sie ihr Haus auf dem Rücken trägt. In Bogota dürfte das Problem der Entmietung von Häusern noch viel schlimmer sein als hier: Immerhin sehen sich die Bewohner eines Mietshauses mit einer plötzlichen Räumungsaufforderung konfrontiert und die korrupten Behörden werden ihnen nicht helfen wollen. Es bleibt nur noch, der Strategie der Schnecke zu folgen. Das Haus wird Stein um Stein abgebaut, um an einem anderen Platz wieder aufgebaut zu werden. Das mag skurril wirken, eröffnet aber den Blick auf ein Leben zwischen Würde und Willkür. Ein schönes Stück Anarcho-Kino von Sergio Cabrera(...)

Samstag, 9. Dezember 2017


youtube stream: Francois Ozon - Regarder La Mer

Das Wunderkind des französischen Kinos der 90er: Francois Ozon! Anfang 30, hatte ein paar Dutzend Kurzfilme gemacht, von denen Regarder La Mer am tiefsten in Erinnerung blieb. Er handelt von einer jungen Frau und ihrem Kind, die an der Küste leben in einer einfachen Hütte. Sie trifft eine Herumtreiberin am Strand, die sie zum Abendessen einlädt. Es ist schwer zu beschreiben und kaum auf den Punkt zu bringen, doch ein Gefühl von Furcht macht sich breit. An keiner Stelle des Films könnte diese Furcht erklärt werden, doch sie ist vorhanden. Ausserdem spüren wir, unter welcher Spannung die Frau steht, die sich offensichtlich in einer Krise befindet. Hat es etwas mit ihrem Mann zu tun? Auch das vermittelt uns Regarder La Mer, ohne es zu erklären. Ozons Begabung findet man nicht oft: Er vermag es, uns genau das fühlen zu lassen, was er beabsichtigt. Darin hat er bereits in diesem Kurzfilm eine wahre Meisterschaft erlangt! Nichts ist offenkundig, keine Hinweise werden uns angeboten! Das, was wir fühlen, wird nicht durch den Plot heraufbeschworen, sondern direkt durch die Seele des Films(...)

Donnerstag, 7. Dezember 2017


youtube stream: Leviathan

Obwohl das russische Drama Leviathan in einem kleinen Ort spielt mit nur einer Handvoll Charakteren, verkörpert es "grandeur" - den expansiven Charakter der Parabel! Leviathan eröffnet mit grandiosen Bildern der russischen See im Norden, dort wo Felsgestalten ins graue Wasser münden. Dazu hören wir die Musik von Philip Glass. Wir erblicken die Gerippe verrotteter Fischerboote und das eines gestrandeten Wals. Das für den Auslands-Oscar nominierte Meisterwerk ist zweifellos der wichtigste russische Film der letzten 15 Jahre. Leicht lässt sich Leviathan übersetzen als Kritik der Putin-Ära. Regisseur Andrey Zvyagintsev ist eine künstlerische Vision gelungen, die uns mit der hypnotischen Eröffnungs-Szene in einem Sog mitreisst! Der Mechaniker Kolja wird "zum Wohle des Staates" enteignet, sein Familienerbe verliert er für einen Spottpreis. Statt seiner findet sich nun der besoffene Bürgermeister als neuer Nutzer dort ein. Ein Dossier über das kriminelle Vorleben des Bürgermeisters hilft Kolja auch nicht weiter. Es herrschen Korruption und das Recht des Stärkeren. Da hilft nur noch Wodka und der Glauben an Gott (obwohl die Frage im Dorf in etwa gleichzusetzen ist mit der Floskel "Wie geht es dir?"(...)

Sonntag, 3. Dezember 2017


youtube stream: Lower City

Die Kamera ist ganz dicht dran, ein Gefühl von Angst und Leidenschaft allgegenwärtig - Lower City könnte wohl kaum brasilianischer sein! Der Plot entspricht dem klassischen Film Noir. Seit ein paar Jahren, werden die Formeln der schwarzen Serie in neueren Produktionen aus Südamerika wieder eingesetzt. In ganz neuem Licht! Zwei Freunde verlieben sich in dieselbe Frau, eine Stripperin (Alice Braga), deren Leben so leicht scheint wie ihre Garderobe. Ihre Nacktheit wirkt fast nebensächlich in all den organischen Close-Ups, die Lower City zu bieten hat: Hahnenkämpfe und verpfuschte Raubüberfälle, festgehalten mit Handkamera in grobkörnigen Aufnahmen. Alles hat ihr Elan und Energie! Wir werden mitten hineingeworfen in die Unterwelt, in der wir ganz bestimmt niemals leben wollten! Die Costa Bahia. Hier, im Norden Brasiliens, wuchsen Deco (Lázaro Ramos) und Naldinho (Wagner Moura) gemeinsam auf. Einer ist schwarz, der Andere weiss, doch beide betrachten sich als Brüder. "Keine Frau wird je zwischen uns kommen"; gibt Nadinho seinem Freund mit auf den Weg (natürlich sagt er dass viel schlichter). Nadinho ist einer, der ohne zu zögern zusticht auf offener Strasse. Dass keine Frau auf der ganzen Welt diese Freundschaft zerstören könnte, gehört zum gängigen "Homie" Gebot. Hört sich nobel an, doch natürlich wissen wir, was für ein Unsinn diese Aussage ist! Mit dem Auftritt der Hure Katrinna (Braga) gilt die Regel bereits nicht mehr. Ich denke, die meisten erinnern sich noch an Braga in "City Of God" und wissen, dass sie eine der kraftvollsten Schauspielerinnen der Welt ist und ihre Sexualität atemberaubend! Sie hat den Glamour, der sie leuchten lässt wie einen klassischen Filmstar! Katrinnas schwierige Freundschaft mit den beiden Freunden beginnt als simples Geschäft. Sie muss sich nach Salvador durchschlagen; die Freunde besitzen ein Boot. Doch was so einfach beginnt, wird in einem Rausch der Gefühle aus Mitleid, Eifersucht und Sehnsüchten enden...