Mittwoch, 9. März 2016

Cinema Today: Alexander Sokurov - Francofonia (OV+germ. subt.), Hackesche Höfe, 19.00.


Mit 64 Jahren scheint sich Alexander Sokurov in bester Spiellaune zu befinden! Francofonia, kommt wie ein freier Radikaler daher, elastisch und unberechenbar - wie alles, das seinen Namen trägt. Sokurov ist wieder im Museum angelangt, im Louvre. Sein Thema: Die Gefährdung der Kunst während des Krieges. Er benutzt die Metapher des Containerschiffs, das in schwere Stürme gerät. Die Wellen schlagen über Bord, verwüsten die Kommandobrücke, dort wo der Kapitän mit dem Filmregisseur in Verbindung steht. Der Container mit Kunstgegenständen droht mit dem Schiff im Meer zu versinken. Sokurov montiert aus dokumentarischen und inszenierten Szenen beider Weltkriege seine Collage. Besonders beeindruckend: Archivmaterial, welches das ausgehungerte St. Petersburg 1918 zeigt. Im Louvere wird währenddessen der Museum-Direktor mit einem Nazi Beauftragten des "Kunstschutzes" konfrontiert, dem Grafen Wolff-Metternich. Die Kunstgegenstände wurden längst ausgelagert. Der adelige Besatzer aber erweist sich als Glücksfall und besucht mit dem Direktor die Schlösser, in denen die Kunst vor den Deutschen versteckt wurde. Sokurov beschwört die Utopie einer Bildungs-Elite. Durch sie könnten Kunstgegenstände auch in Kriegszeiten bewahrt bleiben, es braucht nur Männer wie Wolff-Metternich (dessen handeln konsequent weder psychologisch noch historisch hinterfragt wird). Francofonia, ein Essay Film, genauso wechselhaft wie vielschichtig, anregend, aber auch provokativ - und wie immer bei Sokurov - ein visuelles Fest!

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