Cinema Today: Alexander Sokurov - Francofonia (OV+germ. subt.), Hackesche Höfe, 19.00.
Mit 64 Jahren scheint sich Alexander Sokurov in bester Spiellaune zu
befinden! Francofonia, kommt wie ein freier Radikaler daher, elastisch
und unberechenbar - wie alles, das seinen Namen trägt. Sokurov ist
wieder im Museum angelangt, im Louvre. Sein Thema: Die Gefährdung der
Kunst während des Krieges. Er benutzt die Metapher des Containerschiffs,
das in schwere Stürme gerät. Die Wellen schlagen über Bord, verwüsten
die Kommandobrücke, dort wo der Kapitän mit dem Filmregisseur in
Verbindung steht. Der Container mit Kunstgegenständen droht mit dem
Schiff im Meer zu versinken. Sokurov montiert aus dokumentarischen und
inszenierten Szenen beider Weltkriege seine Collage. Besonders
beeindruckend: Archivmaterial, welches das ausgehungerte St. Petersburg
1918 zeigt. Im Louvere wird währenddessen der Museum-Direktor mit einem
Nazi Beauftragten des "Kunstschutzes" konfrontiert, dem Grafen
Wolff-Metternich. Die Kunstgegenstände wurden längst ausgelagert. Der
adelige Besatzer aber erweist sich als Glücksfall und besucht mit dem
Direktor die Schlösser, in denen die Kunst vor den Deutschen versteckt
wurde. Sokurov beschwört die Utopie einer Bildungs-Elite. Durch sie
könnten Kunstgegenstände auch in Kriegszeiten bewahrt bleiben, es
braucht nur Männer wie Wolff-Metternich (dessen handeln konsequent weder
psychologisch noch historisch hinterfragt wird). Francofonia, ein Essay
Film, genauso wechselhaft wie vielschichtig, anregend, aber auch
provokativ - und wie immer bei Sokurov - ein visuelles Fest!
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