Our Daily Free Stream: Krzysztof Kieslowski - The Double Life Of Veronique (engl. subt.)
Our Daily Free Stream: Krzysztof Kieslowski - The Double Life Of
Veronique (engl. subt.) Seit 20 Jahren ist Kieslowski nun tot. Deshalb
haben wir uns in der Filmkunstbar Fitzcarraldo entschlossen, seine Filme
in unserer Galerie zu präsentieren. Den schönsten zeigen wir heute: The
Double Life Of Veronique - Das ist ein Film über ein Gefühl und wie
alle Gefühle, kann es nicht näher mit Worten beschrieben werden. Die
Kunst aber kann es herauf beschwören. Es ist das Gefühl, dass wir nicht
allein sind. Da gibt es noch jemanden anderes ausser uns. In einem
entfernten Sinn sind wir miteinander verbunden durch Gedanken. Wir
können das nicht begreifen, es ist ganz einfach ein Gefühl. Es
existieren viele Theorien von Ereignissen, die andere Geschehnisse weit
entfernt beeinflusst haben. Man hat Schimpansen auf einer Insel etwas
beigebracht, während es die Schimpansen auf einer anderen Insel
übernahmen. Zwei vibrierende Stränge an zwei verschiedenen Orten -
synchron. Oder befinden sie sich an beiden Plätzen gleichzeitig?
Krzysztof Kieslowskis La double vie de Véronique tut uns den Gefallen,
sich selbst nicht zu erklären. Der Film lässt in der Schwebe, was gerade
geschieht. Er beschwört es herauf. Er vollbringt das mit dem Gesicht
von Irene Jacob. Sie spielt zwei Rollen, die polnische Veroniqua und die
Französin Veronique. Kieslowski hat begriffen, dass das menschliche
Gesicht das grösste Subjekt des Kinos ist. Seine Kamera betrachtet sehr
intensiv das von Jacob. Ich möchte an dieser Stelle keine Zeit damit
vergeuden, zu beschreiben, wie schön sie ist - denn Kieslowskis Kamera
sucht nach der Seele dahinter. Manchmal lächelt sie, manchmal schaut sie
verloren, manchmal denkt sie einfach nach. Sie selbst wirkt
verletztlich, romantisch, voller Freude und zärtlich. Sie hat ein gutes
Gesicht und wir werden mit einbezogen in ihre Selbstwahrnehmung. Der
Film eröffnet mit einer lebenslustigen jungen Frau, Veroniqua, die nach
Krakau reist, um ihre Tante zu besuchen. Ihre klare Stimme erweckt das
Interesse eines Chorleiters. Sie wird ausgewählt, im Konzerthaus zu
singen. Vor dem Auftritt erblickt sie sich selbst, wie sie in einen
Reisebus steigt. Wie angewurzelt bleibt Veroniqua stehen, erstarrt vor
Schmerz. Die andere Frau, die so aussieht wie Veroniqua, bemerkt sie
nicht und macht Schnappschüsse mit ihrem Fotoapparat. Ohne es zu
realisieren, fotografiert die Fremde Veroniqua. In Paris treffen wir
Veronique, eine Lehrerin. Mit ihrer Klasse besucht sie ein
Marionetten-Theater. Durch einen Spiegel hinter der Bühne, kann sie den
Puppenspieler sehen und er sie. Sie sei verliebt, verkündet sie kurz
darauf. Ihr Vater fragt, ob sie traurig sei und sie bejaht das (obwohl
sie nicht genau weiss, weshalb). Ich denke, wir kennen den Grund: So
etwas wie eine Erregung der Zeit muss von Krakau nach Paris gedrungen
sein. Veronique und der Puppenspieler Alexandre (Philippe Volter) sind
miteinander verbunden. Sie findet ihn und flieht vor ihm, sie hat sich
auf die Liebe eingelassen. Später wird sie Alexandre erzählen, dass sie
schon ihr ganzes Leben lang fühlt, sie befinde sich an zwei Orten
gleichzeitig. Wir kennen das Gefühl. Angenommen, du befindest dich in
einer fremden Stadt und sitzt in einem Cafe. Auf einmal glaubst du,
genau diese Situation schon einmal erlebt zu haben (obwohl du vorher nie
dort warst). Alexandre hat zwei Marionetten geschnitzt, die Veronique
gleichen. Er trägt die Geschichte der Beiden vor: Als sie noch klein
war, hat die eine Puppe den heissen Ofen berührt. Wenige Tage später
wusste die andere, dass diese Berührung schmerzhaft sei und unterlässt
es. Warum hört die Pariser Veronique plötzlich und unvermittelt auf,
Gesangs-Stunden zu nehmen? Ein "normaler" Film Marke Arthaus hätte uns
das genau erklärt. Kieslowski zum Glück nicht. Er will gar nicht wissen,
wie solche Dinge gestehen. Er möchte, dass wir uns eingestehen, wie
sich so etwas anfühlt. Sollte nun der falsche Eindruck entstanden sein,
in La double vie de Véronique gebe es kaum Handlung? Der Film hat eine
hypnotische Wirkung, wir werden hinein gezogen in die Charaktere, ohne
den Abstand, den uns ein Plot erlauben würde. Beide Frauen, Veroniqua
und Veronique, sind gut und echt. Sie tun nichts, dessen sie sich
schämen müssten. Es gibt da diesen Moment, in dem Jacobs Veronique ihr
Gesicht in die Sonne hält. Wir spüren; sie lebt diesen Moment, sie
geniesst ihn! Es ist einer der schönsten Filme, die ich je sah! Der
Kameramann Slawomir Idziak offenbart die glühende Schönheit Jacobs! Eine
ganze Palette an Rot- und Grüntönen, die an sich für Nichts stehen,
aber den Film so wundervoll, so verzaubert aussehen lassen! Sie
unterstreichen die dritte auffällige Farbe: Ein goldenes Gelb und das
betont Jacobs makelloses Gesicht. Es gibt einige weitere Charaktere,
zwei Väter, eine Tante, einen Gesangslehrer und alle betrachten sie mit
Liebe und Weisheit. Der Film kennt keine bösen Menschen. Es gibt auch
mysteriöse Gestalten, wie die Frau mit dem schwarzen Hut. Sie dreht sich
um und blickt Veronique hinterher. Wer sie ist; wir erfahren es nicht.
Das ist die Kunst Krzysztof Kieslowskis, der ein wundervoller Regisseur
ist! Gemeinsam mit seinem Autoren Krzysztof Piesiewicz hat er manche
Erkundungen des menschlichen Schicksals angestellt. La double vie de
Véronique wirkt wie eine einzige filmische Umarmung. Eine, die man mit
einem guten Freund teilt, den man liebt - etwas, was euch beiden sehr
wichtig ist! (Wir stellen nicht den Film, nur den link zur Verfügung)
(Bild: http://farm6.static.flickr.com/5224/5627012962_da18c08938_o.jpg)
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