Our Daily Free Stream: Nicolas roeg - Don't Look Now.
Our Daily Free Stream: Nicolas roeg - Don't Look Now. Wir haben für die
Woche die unheimlichsten Horror Klassiker aus den 70ern in unserer
Videothek zusammen gestellt. Vorne weg: Nicolas Roegs Don't Look Now. -
Der Held aus Don't Look Now ist ein rationaler Mann, der weder an das
Übersinnliche oder ein Leben nach dem Tod glaubt. Im Verlauf des Films
werden seinen Überzeugungen in sich zusammen brechen. Der Mann wird
zerstört werden. Don't Look Now führt ausserdem zwei Frauen ein, die
eine Verbindung zum Übersinnlichen herstellen können. Dagegen stehen die
analytischen Männer, gefangen in ihrer Verweigerungshaltung: Der
Polizist, der Bischof und der Architekt. Die Frauen versuchen sie zu
warnen, doch - umsonst. Nicolas Roegs Horror Klassiker wirkt nicht
einfach durch Angst und Schrecken. Das wäre viel zu leicht! Roeg lässt
uns eindringen in die Seele eines Mannes, der sich nicht mehr zu wehren
weiss gegen eine Furcht die wächst und wächst... Roeg und sein Editor
Graeme Clifford werfen uns dafür von einem beunruhigenden Bild in das
nächste. Fast wirkt der ganze Film dadurch wie ein Fragment. Der Himmel
ist regnerisch und grau; John und Laura Baxter (Donald Sutherland und
Julie Christie) befinden sich in ihrem Landhaus. Während sie drinnen vor
dem Kamin sitzen, spielen draussen die Kinder. Keinen einzigen Moment
lang, fühlt man sich behaglich, keines der Bilder suggeriert Sicherheit!
Der Vater studiert venezianische Kirchen. Die Tochter Christine, die
einen leuchtend roten Regenmantel trägt, spielt in der Nähe eines
Teichs. Christines Ball fällt in den Tümpel und im gleichen Moment
verschüttet der Vater sein Glas und ein blutroter Fleck breitet sich
langsam über dem gesamten Bild aus... Schnitt. Ein roter Regenmantel in
einer venezianischen Kirche huscht vorbei. Schnitt. Draussen Christines
roter Mantel im Teich. Irgendetwas bringt John dazu, aufzublicken, dann
rennt er wie ein Wahnsinniger aus dem Haus. Er findet den toten Körper
seiner Tochter, bricht zusammen, stösst einen animalischen Laut tiefster
Klage aus. In dieser Szene wird nicht nur der Verlust der Baxters
spürbar, hier wird der gesamte visuelle Stil des Films zusammen gefasst.
Einige Einstellungen werden folgen, die wie aus der Zeit gerissen
wirken, andere werden Zukünftiges vorwegnehmen. Christines Tod verfolgt
das Ehepaar bis nach Venedig, dort wo John eine Kirche restauriert, wo
ein Killer in Serie mordet, eine Leiche im Kanal geborgen wird und die
Puppe eines Kindes am Ufer liegt. Der rote Regenmantel verbindet das
schreckliche Ereignis am Teich mit dem Geschehen in Venedig: Eine kleine
Figur im Regenmantel der Tochter versteckt sich vor John und flüchtet.
Ist es der Geist Christines? Wir werden diese kleine Figur noch öfter
sehen und ihr roter Mantel ist das Markanteste vom ganzen Film. Während
Roeg alle bilder in dunklen Tönen gehalten hat, wirkt das Rot wie ein
Farbspritzer. Die Farbe Rot verbindet den Tod der Vergangenheit mit der
Zukunft. Die Baxters haben aus Liebe geheiratet. Der Tod der Tochter
aber verwüstet diese Ehe und zwischen beiden breitet sich stille Trauer
aus. In der Toilette eines Restaurants trifft Laura auf zwei englische
Schwestern, Heather (Hilary Mason) und Wendy (Clelia Matania). Die
blinde Heather erzählt Laura, sie hätte Christine beim Frühstück mit
ihren Eltern gesehen: “She’s happy now!”. Laura zweifelt zunächst,
beginnt dann aber mit voller Freude an diese Vision zu glauben. In der
folgenden Nacht lieben sich die Baxters zum ersten Mal seit Christines
Tod wieder. Die Sex-Szene zelebriert die ganze Leidenschaft und
Wahrhaftigkeit der Ehe, wobei der Schnitt sie zwischendurch bereits beim
Ankleiden einblendet. Gerade lieben sie sich noch, doch bald werden sie
getrennt sein. Eben waren sie noch voller Passion, im nächsten Moment
erleben wir sie wieder in Gedanken verloren. Es ist schmerzhaft, wie der
Film mit den Ebenen der Zeit umgeht und darauf beharrt, dass unsere
Zukunft bereits in der Gegenwart begriffen ist. Alles wird vorübergehen,
selbst diese leidenschaftliche Liebe. Venedig wirkt wie eine verdammte
Stadt. Die Kanäle sind voller Ratten und es gibt kaum eine Szene, in
welcher die Strassen belebt sind. Alles wirkt vereinsamt und verloren.
Anthony B. Richmond filmt einen Gang durch die Stadt im Winter so, als
wandele man im Traum. Während Laura den beiden Schwestern glaubt, ihre
Tochter sende ihnen Botschaften, ist John nur von einem überzeugt: “Our
daughter is dead. Dead, dead, dead, dead, dead.” Obwohl er selbst nicht
daran glaubt, wissen aber die Schwestern: John hat die Gabe, er hat das
zweite Gesicht. Würde man den Plot von Don't Look Now zusammenfassen,
müsste man ihn als klassischen Horror bezeichnen. Der visuelle Stil, das
Schauspiel, die Stimmung aber verleihen Don't Look Now seine
unheimliche Kraft! Ständig befürchten wir, etwas Schreckliches würde
geschehen... Das ist es und nicht die Action, was Don't Look Now
ausmacht! Die Erklärung all dessen? Oberflächlich. Die Furcht stets
greifbar. Der Film basiert auf einem Roman von Daphne Du Maurier, seine
Tiefe aber bekommt er durch den Schnitt: Die "revolutionären" russischen
Filme der 20er versuchten durch ihre Montage, einzelne Szenen
miteinander zu verknüpfen. Nicolas Roeg aber verknüpft Szenen, die nur
scheinbar zusammen gehören. Genau wie John Baxter können wir uns nie
sicher sein, was wir sehen: Existiert es? Existiert es nicht? Diese
Freiheit nehmen sich die ersten fünf Nicolas Roeg Filme - seine
Meisterwerke: Die Fotografie beschwört bestimmte Stimmungen, der Schnitt
verstärkt sie sogar noch! Ganz gleich, was die rote Figur in Don't Look
Now ist oder zu sein scheint - es mutet ganz willkürlich an! Das ist
ein Film, der sich jeder Rationalität entzieht! (Wir stellen nicht den
Film, nur den link zur Verfügung) (Bild:
http://zombieapocalypse.net/wp-content/uploads/2015/05/now-4.jpg)
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