Samstag, 12. März 2016

Cinema Today: Our Little Sister (OV+germ. subt.), B-Ware, Gärtner Str. 19 (Fhain), 13.00.


Hirokazu Koreeda kennt sein Vorbild und er hat nie einen Hehl daraus gemacht: Ozu. Die Geschichte einer Familienzusammenführung ist als Hommage an den grössten japanischen Filmemacher gedacht. Röcke flattern im Wind, Schneeflocken tanzen durch die Luft, Herbstlaub wird von einer Brise davon getragen. Koreeda erzählt nicht nur von vier Frauen, seine Bilder umschmeicheln sie. Sein Film beruht auf dem Manga »Umimachi Diary« von Akimi Yoshida. Es ist ein grosses menschliches Drama, das sich vor uns aufbereitet (wobei wir das erst nach und nach realisieren). Fast unmerklich tauchen wir in den Alltag dreier junger Frauen in, die ohne ihre Mutter in einem traditionellen Holzhaus in Kamakura vor Tokyo leben. Sie erfahren vom Tod des Vaters, der die Familie vor Jahren verliess und treten eine Reise an. Dort lernen sie ihre Halbschwester Suzu kennen und laden sie ein, bei ihnen zu wohnen. Suzu zieht ein und ihr Leben wird ab diesem Tag leicht und angenehm. Es entsteht eine innige Bindung der Geschwister, während die abwesende Mutter innerlich verhärtet ist. Beiläufig entstehen Gespräche, werden Erinnerungen ausgetauscht über die Mutter und die Grossmutter. Manchmal sind es Sinneswahrnehmungen wie der Geschmack von Shirasu, der sie an früher erinnert. Erzählt wird ruhig und voller Ernst. Die Küstenstadt Kamakura gehört zu Ozus Welt, hier hat auch er gedreht, hier ist er gestorben. Genauso wie Suzu fühlte ich mich von den Schwestern herzlich eingeladen, Zeit mit ihnen zu verbringen. Ich bin dabei, erlebe die tägliche Verrichtung der Hausarbeit durch die vier Jahreszeiten. Wir essen zusammen, trinken Tee, wie eine Familie. Hinter alledem stehen tiefe Wunden und starke Gefühle - die grossen Fragen des Lebens. Ein grosser Film!

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