In Cinema Soon: Zulawski - Cosmos
Wer den wahren Zulawski hinter der Oberfläche seiner Effekte finden
möchte, der achte auf die bewegende Tragödie, die sich hinter seinem
Sarkasmus verbirgt. Wirkt Cosmos nicht wie eine düstere Märchenwelt, in
die wir eintauchen? Witold (ein Student, aber ohne Abschluss) und Fuchs
(ein ehemaliger Mode-Journalist) hassen den Wald. Witold wirft sich auf
die Knie vor einem erdrosselten Vogel. Dann zieht ein Sturm auf. Die
Beiden kehren in die Pension von Madame Woytis ein, die manchmal
erstarrt vor Wut. In der Herberge arbeitet die Dienstmagd Catherette,
deren Lippe aufgerissen ist. Das Fleisch hat sich nach aussen gewölbt.
Madame Woytis Tochter Lena dagegen ist von faszinierender Schönheit.
Witold begehrt Lena und beide kommen sich in Ellipsen näher. Irgendwann
fällt allen auf, das sich das Geschehen wiederholt. Schliesslich treten
auch Doppelgänger auf, denn wir befinden uns ja in einem Zulawski
Film... Seit 15 Jahren hat Andrzej Zulawski nicht gearbeitet (womöglich
auch deshalb, weil seine letzten Filme erfolglos blieben). Cosmos ist
ständig in Bewegung, wir erleben die entfesselte Kamera, die Zulawskis
Filme so mitreissend macht. Atemlos folgen wir den endlosen Gesprächen
der Figuren - aber Comos ist alles andere als ein verkopfter Dialog
Film! Zulawski versucht im Grunde, den blanken Unsinn von Bildung in
seinen eigenen Dialogen zu verdeutlichen. Zugrunde liegt ein Roman von
Witold Gombrowicz, der sich damit Ärger einhandelte, existentielle
Fragen ganz unernst zu schildern. Der gescheiterte Witold wird niemals
Lena für sich gewinnen können. Fuchs ist genauso meilenweit davon
entfernt, ein kultureller Gourmet zu sein wie Zulawski. Dahinter
offenbart sich der wahre Zulawski: Ein unendlich trauriger Filmemacher,
der um Vergebung bittet. Nie stellt er seine Protagonisten bloss, er
fühlt ihre Qualen - und bestimmt erfahren wir hier sein eigenes Leid
durch den Filter des Surrealen. Sein ganzes Werk dient nur dem Zweck,
dass offen zu legen, was destruktiv in uns wohnt. Wir müssen Zulawski
als grossen Romantiker darin begreifen nur eines zu suchen: Gnade.
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