Our Daily Free Stream: David Cronenberg - M Butterfly.
Our Daily Free Stream: David Cronenberg - M Butterfly. Cronenberg,
geboren in Toronto, stolzer Jahrgang 43, hat heute Geburtstag. Seine
letzten drei Filme mussten viel Schelte einstecken, aber in seiner
langen Karriere wählte Cronenberg nie den leichtesten Weg. Das beweist
auch sein 93er Film M. Butterfly, den wir heute zeigen:
Wie ist es möglich, einen Mann 20 Jahre lang zu lieben und dabei zu
glauben, er sei eine Frau? Das soll auch noch einem Franzosen passieren
(wo doch die Franzosen spezialisiert sind auf sexuelle
Angelegenheiten!), der einen Star der Peking Oper liebt? David Henry
Hwang stellt diese Fragen in seinem Stück M. Butterfly, das von David
Cronenberg verfilmt wurde. Die Antwort, wehalb Rene Gallimard auf diesen
Holzweg gelang geht so: Er wusste es nicht, weil er es nicht wissen
wollte. Gallimard liebte 20 Jahre lang die Frau seiner Träume und da
zählte die Realität für ihn eben nicht. Diese Erklärung klingt wie
romantischer Idealismus, wobei Hwang noch eine zusätzliche düstere Note
suggestiert: Gallimard erlag der westlichen Vorstellung der
Unterwürfigkeit der asiatischen Frau. Verzweifelt brauchte er diese Frau
als "Butterfly" seiner Träume, dass er auf alle gegenteiligen Beweise
blind reagierte. Sein Selbstbetrug setzt den Rahmen, in dem die Asiatin
seigreich vom Felde zieht über den Europäer. Im Theater mochte das
Publikum, genauso wie der Hauptdarsteller im Stück, diesen Betrug nicht
erkennen. Im Kino ist das leider unmöglich. John Lone als Song Liling,
der Transvestit, wirkt nicht wie eine überzeugende Frau (und vielleicht
sollte er das auch gar nicht?). Rene Gallimard wird gespielt von Jeremy
Irons, der wie kein zweiter die gequälte Sexualität zu seinem Inventar
als Schauspieler machte. Wer sonst könnte eine solche Obsession besser
spielen? immer wird er von "ihr" auf Abstand gehalten, doch er folgt -
20 Jahre lang. "Are you my Butterfly?", fragt er in einem Moment
grössten Schmerzes. Song bejaht. Er ist schliesslich nur das, was
Gallimard sich wünscht. Der Film spielt in Peking, einer Stadt, die der
westliche Besucher womöglich exotischer findet, als er sollte. Er
verliebt sich auf den ersten Blick in Song Liling während einer
Vorstellung. Gallimard vergisst seine Ehefrau daheim und steigert sich
in eine verrückte Passion. Einen Moment der Angst erlebt Song, er könnte
auffliegen. Angesichts seines willfähigen Partners scheint diese Sorge
aber unbegründet. Schliesslich hilft er sich mit der Ankündigung, er sei
schwanger... Alles in allem klingt das interessant. Ich habe das
Theaterstück nie gesehen, kann mir aber die Wirkung vorstellen. Der Film
aber ist ein zu realistisches Format, um diese Geschichte von Illusion
und Täuschung zu transportieren. Lones Stimme wirkt auf mich auch viel
zu tief und monoton. Eine überzeugende Erklärung auf die Frage, wie
Gallimard nicht merken konnte, dass Song ein Mann ist, bleibt
Cronenbergs Film bis zum Schluss schuldig. Ohne die Antwort aber,
funktioniert die Geschichte nicht.
(Wir stellen nicht den Film, nur den link zur Verfügung) (Bild:
http://images.movieplayer.it/images/2003/06/14/john-lone-in-una-scena-di-m-butterfly-16774.jpg)
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