Am Ende entschuldigt er sich bei
seiner Geliebten, sie gebissen zu haben. Obwohl der Nouvelle Vague
Veteran Philippe Garrel seine Geschichte ohne Umschweife, direkt, in
wundervoll kontrastreichem Schwarzweiss erzählt, ist doch nichts hier
emotional einfach. Wir begegnen Pierre (Stanislas Merhar) und Manon
(Clotilde Courau) - beide scheinen ein erfülltes Leben zu führen.
Gemeinsam in der richtigen Balance aus Arbeit und Liebe. Er arbeitet
gerade an einem Dokumentarfilm über den französischen Widerstand im
zweiten Weltkrieg. Sie jobbt nur halbtags und kann ihn unterstützen.
Garrel observiert die Beiden einfach bei ihrer täglichen Routine. Von
einem ganz typischen Tag zum nächsten, wobei er oft auch ohne Dialoge
auskommt. Vollkommen unverhofft erwischt uns deshalb die Affäre von
Pierre mit der jüngerin Elisabeth (Lena Paugam). Nichts ist
aussergewöhnlich an ihr: Sie ist von schlichter Schönheit und beide
teilen keine besondere Chemie der Liebe miteinander. Offensichtlich
sucht Pierre gar nicht nach etwas Besserem, denn seine Frau ist
ausserordentlich schön, perfekt gekleidet und klug. Zur selben Zeit
beginnt Manon eine Affäre mit einem Mann, dem Garrell noch nicht einmal
einen Namen zugesteht. Manon weiss noch nicht einmal von Pierres
Untreue, doch wer würde wagen zu behaupten, dass Frauen dafür keinen
siebten Sinn hätten? Spannend ist es zu beobachten, wie beide in ihrem
kleinen Apartment versuchen, zu verheimlichen - bis alles aufliegt.
Merhal spielt fast spärlich, während Courau eine beeindruckende
Bandbreite der Emotionen zeigt. Wut, dann wieder Stille, Trauer und
wieder Wut - alles wirkt echt! Keine seiner Figuren verurteilt Garrell
für ihre schlechte Wahl. So etwas passiert eben zu allen Zeiten, weshalb
der Blick zurück in die 60er auch nicht aufgesetzt wirkt. Genauso wie
seine Thematik hätte der ganze Film eben auch vor 50 Jahren spielen
können.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen