Vor ein paar Jahren besuchte ich
meinen alten Freund Florian in Peking. Dort besuchten wir das Restaurant
der nordkoreanischen Botschaft. Die Kellnerinnen waren bildhübsch, aber
abweisend (obwohl sie dabei lächelten). Neben ihrer Aufgabe als
Bedienung, hatten sie noch eine zweite: Um 20.00 formierten sie sich zu
einer Synthie Popband vor einer Discokugel und dem Bild einer
nordkoreanischen Berglandschaft. Ungeheuer laut spielten sie (ziemlich
geschmackvollen) Synthie Pop (mit Propaganda Texten, denke ich). Ein
chinesischer Geschäftsmann sass mit dem Rücken zur Bühne, wusste wohl
nichts von diesen Auftritten und spuckte fast sein Essen aus vor
Schreck. Ich dachte, womöglich ist es in Nordkorea ganz anders als wir
es in der Zeitung erfahren? Vielleicht sogar angenehm? Vitaly Mansky
darf das nun herausfinden. Er bekam eine Drehgenehmigung über ein Jahr
in Nordkorea, dem "glücklichsten Land der Welt". Überall Statuen des
geliebten Führers; Zeitungen dürfen nicht gefaltet werden, es könnte ja
ein Bild des Führers zerknicken. Eine Doku im Sinne einer authentischen
Beobachtung dürfte wohl schwierig sein, da der Dreh überwacht wurde.
Manksy machte deshalb die Inszenierungsstrategie der Offiziellen
kurzerhand zum Thema des Films. Einige "verpatzte" Szenen konnte er aus
dem Land schmuggeln. Im Strahl der Sonne wirft nicht nur den Blick auf
ein bizarr abgeschottetes Land, sondern wirkt wie ein Lehrfilm für
Propaganda. Im Mittelpunkt, die Musterexistenz eines kleinen Mädchens
und ihrer Angehörigen. Das Team betritt eine grosse Wohnung und weiss,
dass die Familie sie nur für die Dauer des Drehs bewohnen darf. Die
Eltern betraten wohl auch ihre Arbeitsstätten (zufällig die
Vorzeige-Betriebe des Staates) für die Inszenierung zum ersten Mal. Wir
sehen bunt gedeckte Tische und anschliessend Kinder, die den Müll auf
der Strasse durchwühlen (wohl eine verpatzte Szene). Die Sequenzen des
offiziellen Drehbuchs: Von gespenstischer Durchsichtigkeit. Abstossend,
aber auch darin faszinierend. Im Strahl der Sonne ist mitunter aber auch
komisch: Ein mit Orden voll behängter Kriegsveteran erzählt
Schulkindern seine Heldengeschichte - die Kamera interessiert sich vor
allem für das Kind, das ständig einnickt. Der unendlich traurige Schluss
über das kleine Mädchen muss wohl auch eine der verpatzten Szenen
sein... Sollte ich mit Florian noch einmal in das nordkoreanische
Botschafts-Restaurant gehen, weiss ich, wer die Zeche gezahlt hat. (noch mehr kuriose Dokus findest du als Film list auf cinegeek.de)
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