Our Daily Free Stream: Roman Polanski & Catherine Deneuve - Repulsion.
Our Daily Free Stream: Roman Polanski & Catherine Deneuve -
Repulsion. Deneuve, Jahrgang 43, dreht und dreht. Le Cancre und Le Sage
Femme sollen noch dieses Jahr abgeschlossen werden. Ihr Durchbruch war
1965 Repulsion: Roman Polanskis psychologischer Thriller ist nicht nur
tief verstörend und schrecklich, sondern weist eines der rarsten Dinge
auf, die im Kino möglich sind: Eine Frau begeht all die Morde! Catherine
Deneuves Starren, ihr angstvoller Blick dominiert den Film. Diesen
Blick, wir sahen ihn kurz zuvor in einer gewissen Dusch-Szene und
Polanski hat sich nicht nur von diesem Vorbild einiges abgeschaut. Carol
(Deneuve) ist ein schüchternes, bildschöne Mädchen in London. Sie lebt
in einer etwas schäbigen Wohnung gemeinsam mit ihrer weltgewandten
Schwester Helen (Yvonne Furneaux) in South Kensington. Carol fühlt sich
angeekelt von dem widerlichen (und verheirateten) Freund ihrer Schwester
(Ian Hendry). Der kommt vorbei für lauten Sex im Schlafzimmer, gleich
neben Carol und lässt natürlich seinen Rasierer in ihrem
Zahnputz-Becher. Carol ist entsetzt vom Verlangen anderer Männer, selbst
vor ihrem dezenten Verehrer Colin (John Fraser), dessen aufrichtige
Liebe womöglich genau das Richtige wäre für sie. Ihre Angst vor Sex
steigert sich in eine neurotische Faszination für Staub und Dreck jeder
Art. Der Zustand eskaliert in Platzangst und Paranoia. Der Albtraum, den
sich Carol selbst bereitet, ist eine der verstörendsten Erfahrungen,
die ich je im Kino machte. Wie sich einzelne Szenen auflösen in bizarren
Halluzinationen, die einen vor Angst durchschütteln... Wer erinnert
sich noch an die "Assault" Szene? Die tickende vergrösserte Uhr? Die
Risse in der Wand, die sich Carol einbildet, wenn sie das Licht
anschaltet? Als ich Repulsion zum ersten Mal sah, waren das
Grenzerfahrungen der Angst, die mich gründlich verunsicherten! Ich habe
nur sehr wenige Filme geschaut, die eine komplett verzerrte Welt durch
eine einzelne Blickweise zeigen. Vor uns offenbart sich eine Welt des
Schreckens und des Erbarmens - Carols Welt. Diese Entwicklung ist umso
tragischer, täuscht doch die Schönheit Carols den Männern vor, sie sei
"normal" und auch zufrieden (schliesslich fordern alle Männer im Film
ihre sexuelle Aufmerksamkeit). Die erste und letzte Einstellung sind
Nahaufnahmen von Carols rechtem Auge. Ein Bild aus ihrer Kindheit
beweist, das der starre Blick, der Wahnsinn, bereits als Kind bei ihr
angelegt ist. Gibt es eine Erklärung dafür? 1968 fragte Joseph Gelmis,
ob das Kinderfoto andeuten solle, dass Carol Opfer sexuellen Missbrauchs
war? Polanski verneinte dass. Er habe nur zeigen wollen, dass mit dem
Mädchen bereits damals etwas nicht stimmte.
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