Cinema Today: Die dunkle Seite des Mondes (OV germ. only), Moviemento, Kottbusser Damm 22 (Kreuzberg), 17.15.
Wie funktioniert ein deutscher Genre Film? Indem er es den
amerikanischen Vorbildern gleich tut oder sich auf die deutsche
Wirklichkeit konzentriert? Die Antwort scheint simpel, obwohl immer
wieder neue Erzeugnisse des deutschen Genre Kinos sie nicht verstehen
wollen. Wie sonst erklärt sich der Versuch, abendfüllende Tatorts ins
Kino zu bringen, die wie ein Hollywood C-Movie daherkommen? Zum Glück
ist Stephan Ricks Martin Suter Verfilmung anders. Verankert in der
deutschen Wirklichkeit und manchmal überhöht mit mythischen Motiven. Was
könnte für dieses Land typischer sein als der Wald als Abbild der
Seele? Wir treten ein in die Welt von Urs Blank (Moritz Bleibtreu) und
das ist die Welt der Frankfurter Wirtschaft. Urs Blank ist
Wirtschaftsanwalt. Seine Wohnung ist steril und seine Ehe repräsentativ.
Durch sein geschäftliches Geschick aber erschiesst sich sein
Geschäftspartner und Urs Welt zerbricht. Er lernt eine junge Frau Frau
(Nora von Waldstätten) kennen, mit der er einen Psilocybin-Trip
schmeisst. Er wird sich von diesem Trip nicht mehr erholen und lebt
weiter als gespaltene Persönlichkeit. Urs zieht sich in eine Pension im
Wald zurück. Schliesslich wählt er einen Wolf zu seinem Totemtier und
folgt ihm. Umso tiefer es Urs in den Wald zieht, desto sympathischer
wird er wider Erwarten. Ist der unkontrollierte Instinkt zwangsläufig
gewalttätig? Schattenzoen und Lichtungen des Waldes werden genauso
stilvoll vorgeführt wie die Anspielungen auf das gleichnamige Album von
Pink Floyd. Nicht jedem Handlungsschritt konnte ich folgen, dafür freute
ich mich über den Auftritt von Jürgen Prochnow als diabolischen Chef.
Rund ist dieser Genre Film noch nicht, immerhin aber ballert kein
Komissar ausser Dienst mit quäkender Stimme wild um sich.
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