Samstag, 6. August 2016

Film List: Arthaus Spanien


Arthaus Spanien

Bestimmt habe ich Ma Ma, den neuesten Film von Julio Medem, nur nicht kapiert... Ich hatte auch nicht mehr viel erwartet von dem Regisseur aus dem Baskenland, den ich früher so geliebt hatte. Er war so etwas wie der Chaostheoretiker des Kinos! Nun aber sein Comeback und für die Hauptrolle hat er sich die Almodovar Muse Penelope Cruz ausgesucht. Ein bisschen was von Almodovars Frauenfilmen hat Ma Ma - das wird dann aber verdrängt von diesem ganz speziellen Medem-Touch zwischen Magie und Realismus. Cruz spielt Magda, die gerade an Brustkrebs erkrankt ist. Zudem hat sie ihre Stelle als Lehrerin verloren und wird von ihrem Mann betrogen. Eine Krankheitsgeschichte? Mitnichten, denn Medem lässt nun alles in seinem Fabulierkosmos aufgehen, in dem das kindlich Spielerische herrscht. Hätte ich in Mathematik mehr gelernt, würde ich mit Sicherheit all die Parallelen, Kreise, Zyklen, Tangenten (...) entdecken, die Medems Films durchziehen. Die Natur? Nein, hier wird alls zu Kunst! Das Konkrete wird übertragen, das Detail im Ganzen betrachtet. Der Moment, ein Teil der Ewigkeit. Cruz ist eine einfache Frau aus Madrid, zugleich aber auch der Mythos aller Weiblichkeit. Im Ernst, wer hat schon mal einen Film gesehen, der Katholizismus mit Queer Cinema verbindet? Oder so leicht einen Bogen schlägt von der spanischen Wirtschaftskrise zur Metaphysik? Als ich Ma Ma zum ersten Mal sah, war ich ratlos. Nach dem zweiten Mal begeistert! Während sich Medem also die Almodovar Muse Penelope Cruz ausborgt, filmt der mit Emma Suarez, die in Julio Medems Filmen berühmt wurde. Julieta ist ein Frauenfilm. Durch und durch. Eine Mutter, die durch Zufall von ihrer verschollenen Tochter erfährt. Warum wurde die Witwe damals von ihrer erwachsenen Tochter einfach so verlassen? Die Antwort verpackt Pedro Almodovar in einem verschachtelten Plot, bestehend aus drei unzusammenhängenden Kurzgeschichten von Alice Munro. Eine Geschichte hinter der Geschichte, die wiederum durch Subplots gespiegelt wird. Seine Fragmente fügt Almodovar kunstvoll über Bande zusammen, wie eine surreale Seifenoper. Ein Werk, das sich nach einem Mal Sehen unmöglich erschliesst und fast erforscht werden will. Hier sind wir also - mittendrin im spanischen Arthaus Kino. Alte Meister schlagen ein neues Kapitel auf und bleiben sich doch treu. Das spanische Kino liebt nun einmal die Kunst des Fabulierens!

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