Donnerstag, 18. August 2016

Our Daily Free Stream (19.8.16): Brian De Palma - Blow Out


Our Daily Free Stream (19.8.2016): Brian De Palma - Blow Out. Blow Out von Brian De Palma wirkt merkwürdig vertraut und auch ziemlich verquer. Konstruiert wurde der Paranoia Thriller aus einigen Ereignissen der jüngeren amerikanischen Geschichte, angedickt mit Referenzen aus anderen Filmen und von anderen Filmemachern. Nichts desto trotz: Blow Out ist eine eigenständige, eine phanatastische Leistung! Der Titel erinnert an einen der grössten 60s Klassiker. Die Geschichte, in welcher ein Fotograf eine Leiche knipst und schliesslich seine Fotos auf den Fund hin analysiert. War da überhaupt ein toter Körper auf dem Negativ? In Blow Out spielt John Travolta den Charakter, der sich mit denselben Fragen konfrontiert sieht. Er arbeitet für eine schmierige B-Movies Produktionsfirma aus Philadelphia. Er stellt billige zynische Exploitation Filme her - ganz dem Geschmack De Palmas entsprechend! Eines nachts steht er an eine Brücke im Park. Der Schrei einer Eule und ähnliche Geräusche erfüllen die Nacht, die er aufzeichnet. Plötzlich wird er Zeuge eines Autounfalls! Das Auto stürzt von der Brücke, ein Blowout. Travolta springt hinterher, rettet ein Mädchen (Nancy Allen) und stellt später fest, dass der Fahrer des Wagens ein Präsidentschaftskandidat war. Als er sein Bandmaterial durchhört, meint er, einen Schuss zu hören, kurz vor dem Unfall. Handelt es sich um einen Mord? Er folgt der Spur von Nancy Allen, findet heraus, dass sie Gehilfin war bei einer Erpressung. Es ist wunderbar, wie sich der Plot nun verdichtet! Offenbar hat De Palma nicht nur eine Hand voller Ideen, er schwimmt im Überfluss! Wir treffen eine Reihe gewalttätiger Charaktere wie Burke (John Lithgow), während Travoltas Figur immer tiefer in dem Sumpf einer Verschwörung gerät. Für ihn steht etwas Persönliches auf dem Spiel: Seine Befähigung als Tontechniker und sein persönlicher Stolz! "I'm a sound man!" In der besten Szene von Blow Out stellt er sämtliche Ereignisse der Nacht noch einmal nach. Er folgt den Spuren seiner eigenen Aufnahme. De Palmas Technik folgt der des grössten Thriller Spezialisten aller Zeiten. Es hitchcockt ganz gewaltig! Zahlreiche Referenzen wie die Duschszene sind dem "Master of the Macabre" (De Palma) gewidmet. Er spendiert eine ganze Serie hässlicher Morde in ungewöhnlicher Umgebung und eine Jagd durch Philadelphia während die Liberty Bell anschlägt zum grossen Jubileum. Zwei Strategien von "Hitch" werden hier benutzt: Einmal seine patriotisch aufgeladenen Bilder, dann die verzweifelte Jagd innerhalb einer Menschen-Masse, die sich um den Einzelnen aber nicht weiter kümmert. All das steckt De Palmas Film aber weg und so steht Blow Out für sich allein. Die Lust an übertriebener Gewalt und Nihilismus, die sexuellen Anzüglichkeiten, ganz selbstverständlich neben dem postmodernen Zitaten-Kino - das alles ist Brian De Palma! Dafür hasst oder liebt man ihn. So vereint er die Cinephilen mit den Schaulustigen! Wohlbemerkt: Wie in seinen besten Filmen füllt De Palma das Geschehen mit dreidimensionalen plausiblen, ja interessanten Charakteren. Wir glauben gern, dass Figuren wie sie John Travolta, Nancy Allen oder John Lithgow darstellen, echt sind. Sie alle haben diese kleinen Macken, die Verschrobenheiten des Lebens. Für mich ist das der Unterschied eines guten De Palma Films zu einem grossen: Die Charaktere! Oft benutzt De Palma Schablonen, um sich ganz auf seine geliebten Oberflächenreize zu stürzen. In Blow Out gibt er sich so viel Mühe wie nur in seinen grössten Werken! Die Protagonisten benehmen sich wirklich so wie Menschen in ähnlichen Situationen. Sie folgen nicht einfach den Anforderungen eines Plots! Das Schönste aber: Blow Out wird von echter filmischer Intelligenz zusammen gehalten. In solchen Szenen wie der, da Travolta den Unfall nachstellt, werden wir auf eine Entdeckungsreise mitgenommen. Wir dürfen das herausfinden, was er rekonstruiert! Endlich sind wir einmal mehr als nur passive Zeugen des Geschehens - und das passiert nun wirklich nicht so oft im Kino. (Wir stellen nicht den Film, nur den link zur Verfügung)

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