Donnerstag, 18. August 2016

Our Daily Free Stream (21.8.16): Brian De Palma - Carlito's Way

 Our Daily Free Stream (20.8.16): Brian De Palma - Carlito's Way. Zehn Jahre nach ihrem wohl grössten gemeinsamen Erfolg stellen Brian De Palma und Al Pacino ein weiteres gross angelegtes Portrait eines Gangsters vor. Carlito Brigante ist älter und auch weiser als Tony Montana. Zeitweise meint man auch, er hätte etwas mehr Glück... Carlitos (Pacino) ist New Yorker mit puertorikanischem Hintergrund. Ein grosser Dealer, der genauso grossen Respekt in der Barrio genoss, bevor er in den Knast musste. Wir lernen ihn kennen während des Prozesses, da er wegen eines technischen Fehlers des Gerichts bereits nach fünf Jahren freikommt - und nicht nach 30. Grossen Anteil daran hat sein halbseidener, zwielichter Anwalt Kleinfeld (Sean Penn). Brigante selbst hält eine grossmäulige Rede vor dem Gericht, während Kleinfeld daneben feixt. Draussen aber erleben wir einen tieferen Einblick in Carlito. Er geht durch die Strassen, in denen er einst eine Berühmtheit war. Im Angesicht von 30 Jahren Haft und der Aussicht, hinter Gittern zu sterben, beschloss er, einiges zu ändern. Brigante will sauber bleiben und Autos auf den Bahamas vermieten. Um Geld für diesen Traum zu verdienen, arbeitet er in einem Nachtclub. Dort gerät er in Kontakt mit all den Menschen, die er tunlichst meiden sollte. Mehr Punk als Gangster ist der, der sich ihm als "Benny Blanco from the Bronx" (John Leguizamo) vorstellt. In Benny sieht Carlito sich selbst wie er mal war. Seine schlimmsten Seiten. Carlito führt uns durch den Film, erzählt von seinen Hoffnungen und Träumen. Auch von seinen Strategien und Fehlern. Einer davon ist übrigens der, Kleinfeld als Anwalt engagiert zu haben. Gespielt wird er von Sean Penn wie man ihn damals noch nie gesehen hatte! Penn mit Korkenzieherlocken als genauso lächerliche wie gefährliche Figur. Eine schauspielerische Tour De Force! Ein Narzist, der jederzeit die Kontrolle, ob seiner Gier und Kokainsucht verlieren kann. Carlito dagegen will ein aufrechter Bürger werden. Er besucht seine Ex-Freundin Gail (Penelope Ann Miller), die zwar sagt, sie würde am Broadway tanzen, in Wahrheit aber in einem Strip-Club arbeitet. Man kann es wohl Liebe nennen, aber keine tiefe. Am Ende sind beide vor allem damit beschäftigt, zu überleben. Brian De Palma ist immer dann am besten, wenn er ausschweifend inszeniert, aber echte Charaktere vorführt. Hier erleben wir das schäbige Leben und eine ganze Reihe, prächtiger Gangster! Es ist faszinierend, wie ein Mann in die Welt des Verbrechens, der Nachtclubs und Damen abgleitet - trotz bester Vorsätze. Carlito will einfach nur Geld verdienen und sich dann absetzen. Seine Freunde, sein Umfeld aber sind ausnahmslos kriminell. Er kennt diese andere Welt überhaupt nicht. Am Ende wird er zu seinen Freunden halten müssen. Die besten De Palma Szenen spielen in Bahnhöfen und so ists auch in Carlito's Way. Ein phantastischer Shootout in der Grand Central Station, dort, wo die Vergangenheit so lebendig wirkt. Zuallererst ist Carlito's Way eine Charakterstudie. Das Portrait eines Mannes, der besser sein will als er es eigentlich ist. Anders als in der ersten De Palma / Pacino Zusammenkunft gehts hier aber nicht nur um Gier und Macht. Carlito ist alt genug, sich von aussen zu betrachten und seine Fehler zu analysieren. Seinem wohl vorher bestimmten Weg zu entkommen, das gelingt einem Mann in seiner Position nicht. Schritt für Schritt, Szene für Szene wird sein Schicksal besiegelt. (Wir stellen nicht den Film, nur den link zur Verfügung)

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